1 Religionszugehörigkeit als ELStAM

Im Lohnsteuerabzugsverfahren ist ggf. auch Kirchensteuer vom Arbeitgeber einzubehalten und abzuführen. Um das zu gewährleisten, liefern die Gemeinden an das Bundeszentralamt für Steuern (BZSt)

  • die rechtliche Zugehörigkeit eines Arbeitnehmers zu einer steuererhebenden Religionsgemeinschaft sowie
  • das Datum des Ein- und Austritts aus der Kirche.[1]

Das BZSt bildet für jeden Arbeitnehmer grundsätzlich automatisiert die ELStAM.[2] Der Arbeitgeber hat dann zu Beginn des Dienstverhältnisses und in der Folge monatlich laufend die ELStAM beim BZSt abzurufen[3] und erkennt so, ob und welcher steuerberechtigten Religionsgemeinschaft der Arbeitnehmer oder sein Ehegatte angehören.

Abgerufene ELStAM sind für Arbeitgeber verbindlich

An diese Daten ist der Arbeitgeber bis zu ihrer Änderung gebunden. Das gilt selbst dann, wenn die Daten fehlerhaft sind. In diesem Fall ist der Arbeitnehmer gehalten, die Änderung der Daten über die zuständigen Meldebehörden zu veranlassen.[4] In der Folge bekommt der Arbeitgeber die berichtigten ELStAM in einer Änderungsliste zum Abruf für den Steuerabzug übermittelt.

2 Betriebsstättenprinzip

Welcher Kirchensteuersatz anzuwenden ist, richtet sich nach der Betriebsstätte des Arbeitgebers. Die Kirchensteuer ist in der Lohnsteuer-Anmeldung neben der Lohnsteuer anzumelden und an das Finanzamt der Betriebsstätte abzuführen, auch wenn die Arbeitnehmer im Bezirk eines anderen Finanzamtes wohnen.

Kirchensteuer-Jahresausgleich durch Arbeitgeber

Für die Durchführung des Kirchenlohnsteuer-Ausgleichsverfahrens gelten dieselben Regelungen wie für den Lohnsteuer-Jahresausgleich[1] Zusammen mit einem etwaigen Lohnsteuer-Jahresausgleich ist auch ein Kirchensteuer-Jahresausgleich vom Arbeitgeber vorzunehmen. Erstattungen oder Nachforderungen können sich dadurch ergeben, dass für den Ort der Betriebsstätte ein anderer Kirchensteuersatz gilt als für den Wohnort.

Für die Führung des Lohnkontos[2] und für die Ausschreibung der (Kirchen-)Lohnsteuerbescheinigung[3] usw. gelten die gleichen Grundsätze wie bei der Lohnsteuer.

3 Arbeitnehmer mit Kindern

Bei Arbeitnehmern mit Kindern werden für die Kirchensteuerermittlung die Freibeträge für Kinder berücksichtigt.[1] Da sich Kinderfreibeträge nicht mehr auf den Lohnsteuerabzug auswirken, kann der tatsächliche Lohnsteuerbetrag nicht als Bemessungsgrundlage herangezogen werden. Wird als ELStAM ein Kinderfreibetrag übermittelt, erfolgt eine "fiktive Lohnsteuerberechnung" unter Berücksichtigung der Freibeträge für Kinder und der Freibeträge für Betreuungs-, Erziehungs- oder Ausbildungsbedarf.

Abweichende Berechnung bei sonstigen Bezügen

Freibeträge für Kinder werden nur beim Kirchensteuerabzug vom laufenden Arbeitslohn berücksichtigt. Bei der Besteuerung eines sonstigen Bezugs unter Anwendung der Jahreslohnsteuertabelle ist die Kirchensteuer daher stets von der Lohnsteuer zu berechnen, die auf den sonstigen Bezug entfällt.[2] Überzahlungen werden im Lohnsteuer-Jahresausgleich durch den Arbeitgeber oder bei der Veranlagung zur Einkommensteuer erstattet.

4 Verheiratete Arbeitnehmer

Bei verheirateten Arbeitnehmern, deren Ehegatte im Inland wohnt und die von ihren Ehegatten nicht dauernd getrennt leben (Steuerklassen III, IV oder V), gilt für den Kirchensteuerabzug Folgendes:

  • Gehören beide Ehegatten derselben steuererhebenden Religionsgemeinschaft an, ist die Kirchensteuer in voller Höhe für diese Religionsgemeinschaft zu erheben. Das gilt auch dann, wenn nur der Arbeitnehmer einer steuererhebenden Religionsgemeinschaft angehört.
  • Gehören die Ehegatten verschiedenen steuererhebenden Religionsgemeinschaften an, ist die Kirchensteuer zur Hälfte auf jede der beiden Religionsgemeinschaften aufzuteilen (Halbteilungsgrundsatz).
  • Gehört der Arbeitnehmer selbst keiner steuererhebenden Religionsgemeinschaft an, ist keine Kirchensteuer vom Arbeitslohn einzubehalten. Das gilt auch dann, wenn der Ehegatte des Arbeitnehmers einer steuererhebenden Religionsgemeinschaft angehört.

5 Kirchensteuer-Pauschalierung

5.1 Lohnsteuerpauschalierung als Voraussetzung

Erhebt der Arbeitgeber die Lohnsteuer zu seinen Lasten mit Pauschsteuersätzen[1], muss er auch die Kirchensteuer pauschalieren. Hierzu stehen ihm das vereinfachte Verfahren und das Nachweisverfahren zur Auswahl.

5.2 Vereinfachtes Verfahren

Im vereinfachten Verfahren muss der Arbeitgeber für sämtliche Arbeitnehmer Kirchensteuer entrichten. Bemessungsgrundlage für die pauschale Kirchensteuer ist die pauschale Lohnsteuer. Die pauschalen Kirchensteuersätze sind in den einzelnen Bundesländern unterschiedlich hoch.[1]

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5.3 Nachweisverfahren

Weist der Arbeitgeber für einzelne Arbeitnehmer nach, dass sie keiner steuererhebenden Religionsgemeinschaft angehören, kann er für diese Arbeitnehmer auf die Entrichtung der p...

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