Unternehmen stehen zunehmend vor der Herausforderung, Lösungen für die Verringerung von krankheitsbedingten Fehlzeiten, zum Erhalt der Arbeitsfähigkeit bis zur Rente, zum Umgang mit Stress, Burnout sowie psychischen und muskuloskelettalen Erkrankungen zu finden. Daraus resultieren 4 wesentliche Bereiche für Handlungsansätze (siehe Abb. 2):

  1. die Erfüllung der gesetzlichen Anforderungen des Arbeits- und Gesundheitsschutzes,
  2. die Optimierung der Kennzahlen, insbesondere der Fehlzeiten,
  3. der Erhalt der Ressource Mensch trotz höherer Anforderungen und steigendem Alter der Belegschaft sowie
  4. die soziale Verantwortung gegenüber der Belegschaft und gleichzeitige Steigerung der Arbeitgeberattraktivität.

Abb. 2: Primäre Handlungsansätze für ein BGM

4.1 Rechtliche Aspekte

Krankheitsbedingte Fehlzeiten und Unfälle belasten nicht nur die Unternehmen, sondern auch das allgemeine Gesundheitssystem und unsere Gesellschaft. Die internationalen Vorgaben zur menschengerechten Gestaltung von Lebensräumen und des Arbeitsplatzes, die arbeitswissenschaftlichen Erkenntnisse über die Wechselwirkung von Arbeitsanforderungen und Gesundheitsgefährdungen sowie die steigenden Zahlen zum Krankheits- und Unfallgeschehen waren und sind für den Gesetzgeber Anlass, entsprechende Verordnungen zum Schutz und zur Erhaltung der Gesundheit der Beschäftigten zu erlassen. Für die Unternehmen besteht daher die gesetzliche Verpflichtung, in Sachen Gesundheit und Sicherheit tätig zu werden.

4.2 Wirtschaftliche Aspekte

Steigende Krankenstände, Präsentismus und zu viele Langzeiterkrankte belasten die Unternehmen zunehmend, obwohl derzeit die Wirtschaft brummt und man auf leistungsfähige Mitarbeiter angewiesen ist. Doch auch weiche Faktoren, wie eine geringe Motivation und Zufriedenheit sowie ein geringes Engagement der Beschäftigten, können zu Produktivitätseinbußen führen und sich langfristig negativ auf das Betriebsergebnis eines Unternehmens auswirken.

Das Thema Gesundheit im Betrieb betrachtet neben weichen Faktoren zunehmend auch die ökonomischen Kennzahlen, wodurch das BGM auch als wirtschaftlicher Faktor wahrgenommen wird. Im Hinblick auf die Sicherung der Produktivität und Leistungserbringung sind Unternehmen immer mehr gezwungen, auf die "Ressource Mensch" zu setzen und schließlich Maßnahmen zur Förderung der Gesundheit und Leistungsfähigkeit Ihrer Beschäftigten durchzuführen, die langfristig Auswirkungen auf die ökonomischen Kennzahlen haben.

Zahlreiche Studien bestätigen in diesem Zusammenhang: Investitionen in Maßnahmen zur Erhaltung und Verbesserung der Gesundheit führen zur Reduzierung betrieblicher Krankheitskosten[1] und sichern damit die Produktivität eines Unternehmens.

[1] Barthelmes/Bödeker/Sörensen/Kleinlercher/Odoy: iga-Report 40, Wirksamkeit und Nutzen arbeitsweltbezogener Gesundheitsförderung und Prävention – Zusammenstellung der wissenschaftlichen Evidenz 2012–2018, BKK Dachverband, DGUV, AOK, vdek, 2019.

4.3 Demografische und strukturelle Aspekte

Die Erhaltung der Gesundheit und Leistungsfähigkeit bis zur Rente ist in vielen beruflichen Tätigkeiten nur sehr schwer möglich. So bestätigen sämtliche Gesundheitsreporte der Krankenkassen, dass mit zunehmendem Alter die Krankenstände steigen. Bei einer älter werdenden Belegschaft nimmt demnach die Sorge um den Erhalt der Arbeitsfähigkeit und damit die Beschäftigungsfähigkeit bis zur Rente zu.

Demgegenüber darf Altern nicht zwangsläufig einseitig mit dem Verlust der Arbeits- und Beschäftigungsfähigkeit gleichgesetzt werden. Vielmehr zeichnen sich ältere Mitarbeiter auch durch den Gewinn an Berufserfahrung, Qualitätsbewusstsein und sozialen Fertigkeiten aus.

Die Notwendigkeit eines Unternehmens zur Investition in die Gesundheit seiner Beschäftigten ergibt sich nicht nur aus dem Ziel der Erhaltung der Leistungsfähigkeit und Reduzierung von Fehlzeiten bei älteren Mitarbeitern, sie ist auch i. S. der Prävention für die Gesundheit und Bildung der jüngeren Beschäftigten unerlässlich, gerade im Hinblick auf den Wettbewerb um junge, qualifizierte und gesunde Arbeitnehmer.

Infolgedessen wird ersichtlich, dass der Entwicklung von Konzepten zum Umgang mit dem demografischen Wandel in Unternehmen eine stetig wachsende Bedeutung zukommt. Betriebliches Gesundheitsmanagement kann hierbei zur Win-win-Situation für Beschäftigte und Unternehmen werden. Gesunde, leistungsfähige und motivierte Mitarbeiter sind eine wesentliche Voraussetzung für Produktivität, zudem sorgt ein sozialer Fit, d. h. eine entsprechende Unternehmenskultur, dafür, dass Wissen zwischen den Mitarbeitern, insbesondere von den älteren an die jüngeren, ausgetauscht wird.

4.4 Soziale Aspekte

Unternehmen führen betriebliches Gesundheitsmanagement nicht nur aufgrund einer unzureichenden Gesundheitssituation oder rechtlicher Verpflichtungen im Arbeitsschutz ein, sondern auch aus rein präventiven Gründen zum Erhalt der Gesundheit und Leistungsfähigkeit. Damit drücken Unternehmer ihre soziale Verantwortung für die Beschäftigten aus, womit auch die Verbundenheit zum Unternehmen gefördert werden soll.

Ein weiterer Grund sind die gestiegenen Ansprüche der Mitarbeiter u...

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