Werden eingespielte Teams umstrukturiert, Abteilungen ausgelagert oder Arbeiten anders verteilt, verunsichert das die Beschäftigten. Meist funktioniert dann nicht mehr alles reibungslos. Die Stimmung kippt v. a. dann, wenn bewährte Strukturen verändert werden und die Gründe für die Betroffenen nicht nachvollziehbar sind.

Herrscht in einem Betrieb lange Zeit ein Klima, das von Unsicherheit, Angst, unsolidarischem Verhalten, Ungerechtigkeit oder mangelndem gegenseitigen Verständnis zwischen Vorgesetzten und Mitarbeitern geprägt ist, entwickelt sich daraus nach und nach ein schlechtes Betriebsklima.

 
Praxis-Beispiel

Vertrauen oder Misstrauen?

Wenn Mitarbeiter ihren Vorgesetzten vertrauen, gehen sie im Zweifelsfall davon aus, dass alles seine Richtigkeit hat. Wenn sie aber misstrauen, vermuten sie bei jeder Sache, die nicht vollständig transparent ist, dass eine "Schweinerei dahinter steckt". Besonders heftig fallen die Spekulationen aus, wenn eine Führungskraft schon einmal einseitig und manipulativ mit Informationen umgegangen ist. Um das Misstrauen der Mitarbeiter dann wieder abzubauen, braucht es lange Zeit sowie verlässliche und transparente Kommunikation. Manchmal ist sogar eine schriftliche Betriebsvereinbarung notwendig, damit sich neues Vertrauen aufbauen kann.

2.1 Negative Folgen

Während der Corona-Pandemie wurden in den Unternehmen weniger Mitarbeiter neu eingestellt als üblich und Ausbildungsabschlüsse mussten verschoben werden. In andere Branchen, wie z. B. der Gastronomie, sind Arbeitskräfte abgewandert, aber auch Verkäufer oder Mitarbeiter der Event- oder Tourismusbranche haben sich neu orientiert. Geboomt haben dagegen Testzentren und die Möglichkeit dort zu arbeiten. Doch die gibt es 2023 nicht mehr. Heute fehlt es bei vielen Stellen an Personal. Wenn ein Unternehmen allerdings Personal und Kosten einspart, steigen in der Belegschaft Konkurrenz- und Leistungsdruck. Das wirkt sich fast immer auch auf den Umgang miteinander aus. Das Betriebsklima verschlechtert sich. Die Folgen sind im persönlichen wie wirtschaftlichen Bereich zu spüren.

Ist das Klima schlecht,

  • lässt die Motivation nach,
  • sinkt die Arbeitsfreude,
  • steigt die Arbeitsunlust,
  • belastet das die Psyche,
  • können Konflikte vermehrt zu Mobbing führen,
  • ist die "innere Kündigung" oft nur eine Frage der Zeit,
  • nimmt der Krankenstand zu,
  • verschlechtert sich das Produktionsergebnis.

2.2 Gesundheitliche Beschwerden

Mehr als ein Viertel derer, die das Betriebsklima in ihrem Unternehmen als schlecht bewerten, sind laut Wissenschaftlichem Institut der AOK (WIdO) mit ihrer Gesundheit unzufrieden. Wer längere Zeit in einem schlechten Betriebsklima arbeitet, hat ein höheres Risiko zu erkranken. Das zeigen die Ergebnisse des AOK Fehlzeiten-Reports 2018:[1]

  • 12,1 Arbeitsunfähigkeitstage (AU-Tage) verzeichnete die AOK im Durchschnitt.
  • Auf 19,6 AU-Tage kamen die Beschäftigten, die unter schlechten Arbeitsbedingungen und in einem schlechten Betriebsklima arbeiten.
  • Nur 9,4 Fehltage hatten dagegen diejenigen, die sich bei der Arbeit wohlfühlen und sie als sinnhaft ansehen.

Steigt der Leistungs- und Zeitdruck durch krankheitsbedingte Ausfälle, kann sich das auf die Stimmung des Einzelnen niederschlagen. Die Folge ist dann nicht selten ein Domino-Effekt: nach und nach fallen immer mehr Mitarbeiter aus.

Die Corona-Pandemie hat für besonders hohe Belastungen in Krankenhäusern, Pflege- und Altersheimen gesorgt. Die Pflegekräfte haben immer wieder darauf hingewiesen, dass ein paar Mal öffentlich für sie zu klatschen, nicht genug an Wertschätzung sei. Jetzt belegt eine Studie der Techniker Krankenkasse (TK) aus dem Jahr 2023, dass die Fehltage bei den Pflegekräften von 2021 auf 2022 um 40 % gestiegen sind. 2022 lagen sie bei rund 30 Tagen. Das ist 57 % über dem Durchschnitt aller Beschäftigten in Deutschland. Grund für die AU-Tage sind vor allem psychische Erkrankungen, Atemwegsinfektionen und Rückenleiden.

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