Thüringen will Lehrer wieder verbeamten

Nach Plänen der Thüringer Landesregierung sollen Lehrer künftig wieder verbeamtet werden. Der Thüringer Landesrechnungshof warnt, dass mit der Verbeamtung allein der Lehrermangel nicht gelöst werden kann.

Thüringens Rechnungsprüfer warnen vor zu großen Erwartungen an die Wiederverbeamtung von Lehrern. Ein Mangel an Fachlehrern könne allein dadurch nicht verhindert werden, sagte der Präsident des Landesrechnungshofs, Sebastian Dette, der Deutschen Presse-Agentur. Für Lehrkräfte sei vielmehr entscheidend, dass sie eine unbefristete Vollzeitstelle erhalten. Ebenso spiele der Standort der Schule eine entscheidende Rolle. „Dies gilt vor allem in Randgebieten“, erklärte Dette. Er forderte zugleich bessere Arbeitsbedingungen für Lehrer mit weniger Mehrarbeit.

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Thüringen will Lehrer wieder verbeamten

Thüringen will seine Lehrer wieder verbeamten, damit es künftig Pädagogen gibt, wenn viele in den Ruhestand gehen werden. Mit einer entsprechenden offiziellen Entscheidung der Landesregierung war bereits vor Weihnachten gerechnet worden. „Rechtlich ist eine weitere Verbeamtung von Lehrern zwar nicht zwingend geboten, aber auch nicht ausgeschlossen“, stellte Dette fest. Um die Attraktivität Thüringens im Wettbewerb um die „besten Köpfe“ im Ländervergleich zu steigern, sei dieser Schritt aber nachvollziehbar.

Entscheidung des Thüringer Kabinetts zur Verbeamtung angekündigt

„Wir haben uns grundsätzlich für die Möglichkeit der Verbeamtung entschieden“, sagte Bildungsministerin Birgit Klaubert (Linke) auf Anfrage. Nach ihren Angaben tagen im Januar und Februar noch einmal die Arbeitsgruppen, die sich mit der Personalentwicklung im Landesdienst beschäftigen. „Dann wird es die Entscheidung im Kabinett geben. Was wir bereits wissen: Es wird wieder verbeamtet.“

Der nächste Einstellungstermin für Lehrer in Thüringen sei bereits im Februar. „Bis dahin werden wir es wahrscheinlich nicht schaffen“, räumte die Ministerin ein. Vor einer Verbeamtung müssten Lehrer von Amtsärzten untersucht werden. Im Sommer vor Beginn des neuen Schuljahres werden erneut Lehrer eingestellt. Bis dahin will die Ministerin die Verbeamtung eingeführt haben. „Das muss das Ziel sein“, sagte Klaubert. Sie rechnet damit, dass nicht alle Pädagogen einen solchen Status anstreben. Prognosen seien schwierig.

Über 3.300 Lehrer kommen in Thüringen für Verbeamtung in Frage

In Thüringen arbeiten nach Angaben des Ministeriums 17.326 Lehrer.

Davon seien 3.332 zwischen 23 und 47 Jahre alt und kämen somit für eine Verbeamtung infrage. „Man muss das Angebot für alle unterbreiten“, betonte die Ministerin. Nach ihren Worten sollen künftig nicht nur neu eingestellte Lehrer den Beamtenstatus erhalten, wenn sie dies wollen, sondern auch alle anderen Lehrer, die nicht älter als 47 Jahre sind. „Es darf nur verbeamtet werden, wenn zu erwarten ist, dass jemand 20 Jahre dem Staat treue Dienste leistet“, sagte sie.

Junge Lehrer sollen Klaubert zufolge keine finanziellen Nachteile gegenüber ihren Kollegen in Hessen oder Bayern haben. „Es wird Stück für Stück verbeamtet.“ Mehr Personal werde es aber nicht geben: „Wir brauchen nicht mehr Lehrer als wir jetzt im System haben“, stellte sie klar und ergänzte: „Wir müssen diejenigen ersetzen, die in den Ruhestand gehen - und zwar entsprechend der Schülerzahl.“ Thüringen stellt jedes Jahr 500 neue Lehrer unbefristet ein.

Landesrechnungshof fordert Transparenz bei Personalplanung

Dette forderte in diesem Zusammenhang mehr Transparenz: „Auf welcher Grundlage das Ministerium die Personalplanung von Fachlehrern vornimmt, ist für den Rechnungshof unklar.“ Wegen vieler flexibler Möglichkeiten zur Gestaltung des Unterrichts könne der tatsächliche Personalbedarf in einzelnen Fächern kaum ermittelt werden. „Der Rechnungshof hält eine funktionierende und transparente Personalplanung für eine vordringliche und eine der wichtigsten Aufgaben des Ministeriums“, stellte Dette klar.

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dpa
Schlagworte zum Thema:  Lehrer, Beamte, Thüringen, Beamtenbesoldung