Worauf Immobilienunternehmen beim Onboarding achten sollten

Auch, wenn momentan in vielen Bereichen von Kurzarbeit zu lesen ist – die Zahl der qualifizierten Bewerber auf offene Stellen bei Immobilienverwaltungen und Wohnungsunternehmen wird sich kurzfristig kaum erhöhen. Die Arbeitgeberattraktivität bleibt deshalb ein wichtiges Ziel.

Fast jedes dritte Unternehmen machte zuletzt die Erfahrung, dass neue Mitarbeiter, die eben erst ihren Arbeitsvertrag unterschrieben hatten, bereits vor dem ersten Arbeitstag wieder kündigen. Das zeigt die aktuelle Haufe-Onboarding-Studie, für die 616 HR-Verantwortliche, vorwiegend aus dem Mittelstand, befragt wurden. Und selbst, wenn die frisch gewonnen Kräfte ihren Job tatsächlich antreten, ist die Kuh längst nicht vom Eis. Rund ein Drittel von ihnen springen nämlich während der Probezeit wieder ab. Wenn sich Unternehmen die Kosten für Rekrutierung und Einarbeitung einmal vor Augen führen, ist das eine schmerzhaft teure Tatsache.

Die frühe Phase eines Arbeitsverhältnisses ist also äußerst wichtig für die Mitarbeiterbindung. Arbeitgeber aus der Immobilienbranche sollten dies ganz besonders im Blick haben – denn einer großen Zahl von ihnen steht ein Generationswechsel in Schlüsselpositionen bevor. Rund ein Fünftel der Führungskräfte in der Immobilienwirtschaft sind älter als 60 Jahre, wie das Europäische Bildungszentrum der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft ermittelt hat. Alle freiwerdenden Stellen müssen wiederbesetzt werden.

Onboarding bewusst als Aufgabe im Unternehmen etablieren

Was also ist zu tun? Worauf sollten Hausverwaltungen und Wohnungsunternehmen beim Onboarding – also dem eigentlichen Start und der Einarbeitung in den ersten Monaten – neuer Mitarbeiter achten? Zunächst einmal darauf, dass dem Thema überhaupt Aufmerksamkeit gewidmet wird. Denn noch immer gibt es zahlreiche Arbeitgeber, die keinerlei gezieltes Onboarding betreiben.

Speziell die Phase zwischen Unterzeichnung des Arbeitsvertrags und dem ersten Arbeitstag wird oft verschenkt. Dabei zahlt es sich selbst für kleinere Betriebe aus, sich hier ein strukturiertes Vorgehen zurechtzulegen, etwa mit einer Willkommensmappe, Hilfsangeboten beim Umzug und Einleben, der Zuordnung eines Paten-Kollegen aus der bestehenden Belegschaft und später einer Einführungsveranstaltung und einem Einarbeitungs- und Schulungsplan. Wer hier für den eigenen Betrieb Verbesserungspotenzial sieht, ist nicht allein. 77 Prozent aller Unternehmen denken, dass sie an dieser Stelle noch mehr herausholen können.

Beim Onboarding geht es nicht zuletzt auch um weiche Faktoren. Neue Mitarbeiter erwarten zur Recht Wertschätzung und persönliche Ansprache, sie wollen nicht allein gelassen werden. Laut der Haufe-Onboarding-Studie führen bislang nur etwa die Hälfte aller Arbeitgeber mit neuen Mitarbeitern gezielt Feedback-Gespräche, um zu erfahren, wie es ihnen mit dem neuen Job geht und wo eventuell der Schuh drückt.

Aber auch insgesamt sind regelmäßige Befragungen der Belegschaft ein wichtiger Baustein, um ein Gefühl für die Stimmung unter den Arbeitnehmern zu bekommen. Bei der Hamburger Wohnungsbaugenossenschaft „altoba“ mit rund 120 Mitarbeitern hat man dies zum Beispiel als Herausforderung erkannt und arbeitet gezielt an einer offeneren, auf Austausch ausgerichteten Unternehmenskultur. Zudem nutzt man dort den Wettbewerb „Hamburgs beste Arbeitgeber“, um herauszufinden, was die eigenen Mitarbeiter von ihrem Unternehmen halten. Denn Grundlage des Wettbewerbs, bei dem die „altoba“ schon mehrfach ausgezeichnet wurde, ist eine umfassende Mitarbeiterbefragung.

Dass sich der Arbeitgeber um die Belange des eigenen Personals kümmert, äußert sich bei der altoba unter anderem auch darin, dass man dort den Mitarbeitern über einen externen Dienstleister ein kostenloses Rund-um-die-Uhr-Beratungstelefon anbietet. Dort gibt es für sie beispielsweise Hilfe bei Steuerfragen, Tipps für die Betreuung von Kindern und pflegebedürftigen Angehörigen sowie Unterstützung bei persönlichen Problemen.

Willkommenskultur aktiv leben

Doch um Mitarbeiter für die eigene Firma zu gewinnen, aber auch langfristig ans Unternehmen zu binden, reicht es nicht aus, einzelne Maßnahmen pressewirksam herauszustellen. Unternehmen müssen das Image im Alltag auch authentisch leben. Und hier sind die Führungskräfte gefragt. Gerade die mittelständisch geprägten Arbeitgeber der Immobilienwirtschaft, also auch das kleine Verwalterbüro oder die mittelgroße Genossenschaft, können hier punkten, weil sie ohnehin dicht dran sind an ihren Mitarbeitern. Aber diese Nähe muss bewusst gestaltet werden.

Last but not least: Ein gelungenes Onboarding und wirksame Mitarbeitergewinnung sowie -bindung hängen heute auch von der IT-Ausstattung eines Arbeitgebers ab. Das gilt nicht nur für spezielle Onboarding-Software, sondern für die IT-Umgebung insgesamt. Allzu oft sind auf PC-Monitoren in Immobilienunternehmen noch ältere Programme zu finden – etwas boshaft gesagt: „EDV zu Fuß“. Das schreckt jüngere Mitarbeiter ab.

Gerade bei den aktuellen Herausforderungen und dem spontanen „Einrücken daheim“ aufgrund der Corona-Pandemie ist es enorm wichtig, neue Kolleginnen und Kollegen über die Distanz aus dem Homeoffice in die unternehmenseigenen Abläufe sowie in das Team zu integrieren. Hier bieten sich regelmäßige Teamchats an und das Arbeiten mit gemeinsamen Planungstools wie Trello oder Microsoft Planner.

Technik ermöglicht unkonventionelle Lösungen

Ein gutes Beispiel zum Schluss: Der Düsseldorfer Immobilienverwalter Sebastian Niesen hat eine Mitarbeiterin nach einer schweren Erkrankung langsam über die Homeoffice-Tätigkeit wieder ins Team eingegliedert. Als Ausdruck persönlicher Wertschätzung, aber auch als wichtigen Schritt für das Unternehmen. Er trug nämlich dazu bei, das tief in die Details der internen Abläufe reichende Fachwissen der Mitarbeiterin für das Unternehmen zu sichern. Das ist ein gutes Beispiel dafür, wie man als Unternehmer seine Wertschätzung für die Mitarbeiter ausdrücken kann – per Digitalisierung.

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