Digitalisierung und Automatisierung

Experte: 3D-Druck von Wohngebäuden ist die Zukunft


1
Experte: 3D-Druck von Wohngebäuden ist die Zukunft

Die ersten geförderten Wohnungen im 3D-Druckverfahren sind schon bezogen, andere Häuser entstehen – ein Experte der TU Darmstadt geht davon aus, dass sich das digitale und weitgehend automatisierte Bauen flächendeckend durchsetzen wird.

Ein Experte der Technischen Universität (TU) Dresden sieht im 3D-Druck von Wohngebäuden eine Zukunftstechnologie. "Perspektivisch wird sich das digitale und weitgehend automatisierte Bauen – sowohl mit Beton-3D-Druck als auch mit anderen digitalen Fertigungsverfahren und häufig in Kombination mit konventionellen Bauweisen – flächendeckend im Wohnungsbau durchsetzen", sagt Bauingenieur Viktor Mechtcherine. Die Hochschule entwickelt seit 2014 selbst ein Beton-3D-Druckverfahren.

Kommt der serielle 3D-Gebäudedruck?

So wie bei einem Projekt aktuell in Heidelberg (Baden-Württemberg): Hier entstehen derzeit auf der Konversionsfläche Campbell drei Wohngebäude im 3D-Druckverfahren in weniger als zwölf Monaten von der Baugenehmigung bis zur Fertigstellung. Die Entwickler von Korte Hoffmann Gebäudedruck wollen damit nach eigenen Angaben in Serie gehen. Die rechtlichen Rahmenbedingungen seien gegeben.

Das "Dreihaus"-Projekt soll 30 Prozent schneller und zehn Prozent kostengünstiger sein im Vergleich zu herkömmlichen Bauweisen und soll von jedem Bauunternehmen beliebig oft umgesetzt werden können. Im Frühsommer 2026 sollen die Gebäude für gewerbliches Wohnen bezugsfertig sein. Der künftige Mieter MyStay Scherer wird hier Serviced Apartments zum Wohnen auf Zeit für Unternehmen und Geschäftsreisende anbieten.

"Die Digitalisierung und Automatisierung der Bauprozesse sind im Hinblick auf die bestehenden Herausforderungen wie niedrige Produktivität, Fachkräftemangel, hohe Kosten und Qualitätsmängel unabdingbar", so TU-Dresden-Experte Mechtcherine.

Erstes gefördertes Wohnhaus aus dem 3D-Drucker

Im nordrhein-westfälischen Lünen wurde Ende 2024 das erste öffentlich geförderte Mehrfamilienhaus in Deutschland im 3D-Druckverfahren bezugsfertig. Die Kaltmiete liegt bei maximal sechs Euro pro Quadratmeter. Die reine Druckzeit des Gebäudes belief sich auf 118 Stunden. Das Bauvorhaben wurde durch das Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Digitalisierung in Nordrhein-Westfalen (MHKBG NRW) im Rahmen der landeseigenen Förderung "Innovation in der Bauwirtschaft" (400.000 Euro) und aus der staatlichen Wohnraumförderung mit rund 1,3 Millionen Euro unterstützt.

Ministerin Ina Scharrenbach (CDU) und der Vorstand der Wohnungsbaugesellschaft Lünen eG (WBG Lünen), Jan Hische, übergaben am 11.12.2024 sechs Familien die Schlüssel für das neue Zuhause. Baubeginn und Start der Bodenarbeiten waren im Juli 2023.

3D-Haus Lünen Geistviertel Lippestraße 90b WBG Lünen

CO2-arm und recycelt: Beton aus dem 3D-Drucker

Für das Gebäude wurden laut MHKBG NRW insgesamt 143 Tonnen CO2-armer und 100 Prozent recycelbarer Druckbeton verarbeitet. Das Gesamtinvestitionsbudget beträgt rund zwei Millionen Euro. Das Mehrfamilienhaus im Geistviertel steht auf einem 651 Quadratmeter großen Grundstück und hat eine Gesamtwohnfläche von 423,99 Quadratmetern. Die sechs Wohneinheiten teilen sich in drei Zwei-Zimmer-Wohnungen mit 60 Quadratmetern Wohnfläche und drei Drei-Zimmer-Wohnungen mit 80 Quadratmetern Wohnfläche auf. 

Ziel des geförderten Projekts in Lünen war es, praktische Erfahrungen und Erkenntnisse bei der Errichtung eines Gebäudes mit dem 3D-Betondruckverfahren zu sammeln. Das Ergebnis soll nun als Grundlage für die Planung und wirtschaftliche Betrachtung von Folgeprojekten dienen. Außerdem wolle das Ministerium daraus standardisierte Vorgehensweisen für Genehmigungsverfahren, die Bauvorbereitung und Bauausführung entwickeln und der Öffentlichkeit zugänglich machen, hieß es in einer Mitteilung.

Mehrfamilienhaus: Hightech-Wände und Holz-Hybrid-Dach

Die ersten beiden Geschosse des Sechsparteienhauses sind mit einem riesigen Betondrucker errichtet worden. Die Düse trägt computergesteuert speziellen Beton in zentimeterdicken Schichten auf. Dafür brauchte der Drucker nach Angaben des Ministeriums insgesamt 118 Stunden reine Druckzeit – also deutlich schneller, mit weniger Personal als auf konventionellen Baustellen und effizient im Materialeinsatz, wie die verantwortlichen Fachleute versichern. Das Dachgeschoss wurde in einer Holz-Hybrid-Bauweise aufgesetzt, Fundament und Decken konventionell gebaut.

"Mit dem 3D-Gebäudedruck haben Projektentwickler und Bauunternehmen eine Lösung an der Hand, die starke Antworten auf die Herausforderungen des Bauens liefert", sagte Dr. Fabian Meyer-Brötz, Geschäftsführer der Peri 3D Construction GmbH. "Eine Lösung, die sich rasend weiterentwickelt – und mit der schon im kommenden Jahr kostengünstiger gebaut werden kann als es mit herkömmlichen Bauweisen möglich ist."


Das könnte Sie auch interessieren:

BIM-Portal des Bundes: Neue digitale Informationen

Ein Haus aus dem 3D-Drucker – eine Zukunftsvision hierzulande (€)

dpa

Schlagworte zum Thema:  BIM , Wohnungsbau , Digitalisierung
1 Kommentar
Das Eingabefeld enthält noch keinen Text oder nicht erlaubte Sonderzeichen. Bitte überprüfen Sie Ihre Eingabe, um den Kommentar veröffentlichen zu können.
B

Bernd Michalski

Tue Oct 21 14:56:28 CEST 2025 Tue Oct 21 14:56:28 CEST 2025

Hier muss man sich für diese „Wurstoberfläche“ begeistern können. Im Innenbereich erfordert das noch größere Empathie.

Darüber hinaus stellt sich auch die Frage, wie werden die bauphysikalischen Anforderungen an die Wände erfüllt?

Darüber hinaus stellt sich auch die Frage nach den reinen Baukosten bis zum Endzustand also bis zur Bewohnbarkeit.