Expo-Real-Nachlese: "Grün: Jeder will, nur wie?"

1.000 Aussteller weniger, 19.000 statt 46.000 Teilnehmer im Vergleich mit 2019 – das sind die nackten Zahlen. Aber die sagen nichts über die Qualität der Messe aus. Ein gutes Konferenzprogramm und viele weiße Turnschuhe machten die Expo Real 2021 zu einem bunten Erlebnis. Ein paar Eindrücke.

Ein Gesprächspartner fragte mich, was die größte Überraschung der Expo Real gewesen sei. Unerwartete Frage. Die Dominanz der Nachhaltigkeit? Nicht wirklich überraschend. Dass es noch Visitenkarten gibt? Hatte ich nicht ganz so erwartet. Das Erstarken des Aufkommens weißer Turnschuhe bei den Männern? Ja, wenngleich wir alle so langsam über die 40 kommen und der Welt zeigen wollen, was für Hechte wir noch sind. Auch das scheint mir aber eher ein allgemeines Phänomen zu sein.

Ich fand dann aber doch etwas: Die sehr pragmatische und realitätsnahe Auslegung des Sicherheitskonzepts. Ich hatte mich auf ganz Anderes eingestellt: Auf Kontrollen über Kontrollen beim Betreten und Verlassen jedweder Sektion, jedes Konferenzraumes. Letzteres hat es auf der Expo schon mal gegeben – als man nachmessen wollte, wie die Frequenz der einzelnen Besuche sei.

Dieses Jahr nicht. Meistens herrschte Gelassenheit. Nur einzelne Stände überraschten mich damit, dass sie nicht nur die Aktivierung meiner Luca-App forderten, sondern mir by the way noch Fieber maßen. Alles bunt, so wie im wahren Leben.

Nachhaltigkeit: Ein Gefäß, das gefüllt werden will

Ich saß im Pressecenter der Expo Real, als mich jemand ansprach, dass er einen exklusiven Beitrag für mich hätte zum Thema Nachhaltigkeit. Nachhaltigkeit? Exklusiv? Sollte da etwas Verborgenes ans Licht kommen? Spaß beiseite: Nachhaltigkeit ist das neue Brot und Butter, etwas, was jeder braucht, um überhaupt mitreden zu können, aber auch ein Gefäß, das gefüllt werden will.

"Grün" war das beherrschende Thema auf der Messe, und da jeder um die Schwammigkeit des Begriffs Nachhaltigkeit weiß (die natürlich viel mehr enthält), machte sich ein jedes Unternehmen daran, zu verdeutlichen, man wolle in näherer Zukunft diesen Begriff fürs eigene Unternehmen konkretisieren. Wir sind in einer Übergangsphase, das wurde sichtbar. An den Lösungen wird zurzeit gearbeitet, aber viele Unternehmen haben erst gerade Nachhaltigkeitsmanager oder Nachhaltigkeitsbeauftragte im Asset Management inthronisiert.

Die grüne Immobilie wird insofern ein Muss, als nicht-grüne (fraglich ist noch, was genau das heißt) schon in näherer Zukunft kaum noch handelbar sein und somit als Stranded Assets gelten werden.

Das Büro hat eine Zukunft: Nur welche?

Der Druck kommt dabei, wie so oft, vom Kunden und vom Markt und wird möglicherweise auch von der Politik geschürt werden. "Erfolgreich" ist das Thema nach wie vor nicht, so ein Ergebnis einer auf der Messe veröffentlichten Studie des Competence Centers Prozess Management Real Estate. Unternehmen sind überaus gut darin, Kundenzufriedenheit herzustellen und finanziell passable Ergebnisse zu liefern. Die Nachhaltigkeit als erfolgswirksames Kriterium von Unternehmen landete auf dem letzten Platz. Hier ist also noch einiges zu tun.

Ja, und auch darüber war man sich letztlich einig: Das Büro hat eine Zukunft. Nur ist nicht so ganz klar, welche. Fast sämtliche Unternehmen, mit denen ich auf der Expo sprach, berichteten, dass sie selbst mit einer Flächenreduktion planten, teilweise in einer Zahl von bis zu 30 Prozent.

Alles in allem: Die Freude darüber, sich wieder zu versammeln, war allgegenwärtig. Virtuelle Konferenzen und Begegnungen haben uns durch die Corona-Zeit gerettet. Aber sie werden niemals ein vollständiger Ersatz für persönliche Begegnungen sein.

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