Serielles Sanieren: Drei von zehn Gebäuden sind geeignet

Etwa jedes dritte Gebäude in Deutschland ist für eine serielle Sanierung geeignet, wie die Deutsche Energie-Agentur (Dena) mitteilt. So könnten auch große (Wohnungs-)Bestände in relativ kurzer Zeit auf Net-Zero-Standard gebracht werden.

Bei der energetischen Modernisierung sind etwa 30 Prozent der Gebäude in Deutschland für eine serielle Sanierung mit vorgefertigten Fassadenelementen geeignet. Darauf hat die Deutsche Energie-Agentur (Dena) am 19. Oktober auf einem Fachkongress in Berlin hingewiesen. "Große Bestände lassen sich so mit weniger Fachkräften in kürzerer Zeit auf den klimaneutralen Net-Zero-Standard bringen", heißt es in einer Mitteilung.

Serielle Sanierung: Akzeptanz für die Wärmewende schaffen

Bei der sogenannten Energiesprong-Sanierung werden die Gebäude auch mit Solarmodulen ausgestattet. Nach der Sanierung erzeugen sie übers Jahr gerechnet genauso viel Energie wie sie verbrauchen, also netto null (Net Zero). Laut Dena müssen rund drei Viertel der 21 Millionen Gebäude in Deutschland in den nächsten 22 Jahren energetisch modernisiert werden.

Die Wärmewende erfordere technische Innovationen, Fördermaßnahmen und Akzeptanz bei den Bürgern, sagte Dena-Geschäftsführerin Kristina Haverkamp der Deutschen Presse-Agentur dpa: "Die serielle Sanierung nimmt alle drei Punkte optimal auf."

Energiesprong-Prinzip: Kostensenkungen von bis zu 50 Prozent

Die Dena hat das Energiesprong-Prinzip, das 2013 in den Niederlanden entwickelt wurde, im Jahr 2017 auf dem deutschen Markt etabliert. Die Agentur schätzt das Potenzial der seriellen Sanierung nach diesem Prinzip für kleinere bis mittlere Mehrfamilienhäuser der 1950er bis 1970er Jahre auf rund eine halbe Million Gebäude mit drei Millionen Wohnungen – außerdem sind demnach rund vier Millionen Einfamilienhäuser und Nichtwohngebäude, wie Schulen oder Büros, geeignet.

Erfahrungen aus den Niederlanden und Großbritannien haben der Dena zufolge gezeigt, dass sich durch die Weiterentwicklung und Skalierung des Energiesprong-Prinzips Kostensenkungen zwischen 40 und 50 Prozent realisieren lassen.

Serielles Sanieren: Auftrieb durch BEG-Förderung

Seit Januar 2023 gibt es über die Bundesförderung effiziente Gebäude (BEG) einen Bonus für serielles Sanieren. Allein in den ersten vier Monaten des Jahres wurden bereits 108 Maßnahmen mit einem Volumen von rund 80 Millionen Euro bewilligt, berichtete die Dena im Juni. Etwa im April lag der Anteil serieller Sanierungen bei den geförderten Modernisierungen zum Effizienzhaus 55 (EH-55-Standard) und EH-40-Standard bei 16 Prozent. Vor dem Bonus betrug der Anteil knapp zwei Prozent.

Serielle Sanierungslösungen wie das Energiesprong-Prinzip kombinieren laut Dena digitalisierte Prozesse mit industrieller Vorfertigung. Große Wohnbestände lassen sich auf diese Weise effizient, schnell und kostengünstig sanieren, so das Versprechen. Mit der bisher geplanten EU-Gebäuderichtlinie (EPBD) sollen Bestandsgebäude bis 2033 mindestens Effizienzklasse D erreichen. Dazu müssten in Deutschland in den nächsten zehn Jahren rund die Hälfte der 21 Millionen Gebäude energetisch modernisiert werden.

Dynamik beim seriellen Sanieren durch Förderung

Die für Innovationen typischen Kostennachteile werden durch die 2021 gestartete Bundesförderung Serielles Sanieren (Fokus Entwicklung) sowie die 2023 im Rahmen der BEG-Novellierung eingeführten Boni für Serielles Sanieren und Worst Performing Buildings (Fokus Realisierung) ausgeglichen. Mit Tilgungszuschüssen von bis zu 45 Prozent und zinsgünstigen KfW-Krediten, die zwei bis drei Prozent unter den marktüblichen Konditionen liegen, liegt das serielle Sanieren Dena zufolge in etwa auf dem Kostenniveau konventioneller energetischer Modernisierungen.

Das Energiesprong-Netzwerk ist nach Angaben der Agentur (Stand Juni 2023) mittlerweile auf mehr als 300 Akteure gewachsen, mit einem Sanierungsvolumen von rund 100 Milliarden Euro. Auch große Player wie die Immobilienriesen Vonovia und LEG sind in die serielle Sanierung eingestiegen. In Deutschland sind laut Dena bislang 49 Projekte nach dem Prinzip saniert worden, 25 seien derzeit im Bau. 146 weitere befänden sich in unterschiedlichen Planungs- und Vorbereitungsphasen.

Energiesprong FAQs


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