Die Art und Weise, wie wir gegenwärtig als Gesellschaft, als Unternehmen und als Verbraucher Energie erzeugen und nutzen, ist nicht nachhaltig. Die dabei entstehenden Treibhausgas-Emissionen und der immense Ressourcenverbrauch gefährden die natürlichen Lebensgrundlagen. Wir brauchen einen grundlegenden Umbau der Energieversorgungssysteme auf eine nachhaltige Energieerzeugung und eine effizientere Energienutzung.

Jede Art der Energieversorgung muss sich an den wesentlichen Kriterien der Nachhaltigkeit (Gesundheits-, Umwelt- und Naturverträglichkeit sowie Risikoarmut) messen lassen. Die gegenwärtige Energienutzung verletzt alle diese Kriterien. Der Energiesektor hat zudem einen großen Einfluss auf das Klima: Er verursacht ungefähr zwei Drittel aller klimaschädlichen Treibhausgase. Und diese müssen drastisch sinken, wenn das übergeordnete Klimaziel, die Erderwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen, erreicht werden soll. Weitgehend besteht daher national wie auch international Einigkeit darüber, dass das derzeitige primär auf fossilen Energieträgern beruhende Energiemodell nicht zukunftsfähig ist.

In allen Sektoren des Energieverbrauchs, von Wärme über Strom bis hin zum Verkehr, muss diese Umstellung gleichermaßen vorangetrieben werden. Doch während im Stromsektor der Anteil der erneuerbaren Energien mittlerweile bei knapp 50 % liegt, hinken der Verkehrs- und Wärmesektor deutlich hinterher.

Als "wenig dynamisch" bezeichnete das Umweltbundesamt (UBA) Anfang 2022 die Entwicklung der erneuerbaren Energien im Wärmesektor im Vergleich zu anderen Bereichen und bezog sich dabei auf Daten, die das Fachgremium "Arbeitsgruppe Erneuerbare Energien-Statistik" seit 2004 regelmäßig erfasst (siehe Abb. 1).

Abb. 1 Entwicklung der Erneuerbaren Energien im Wärmesektor[1]

Schwerpunkt liegt noch immer auf fossilen Brennstoffen

Der Großteil der Wärmeversorgung in Deutschland wird immer noch mit fossilen Brennstoffen gedeckt. Deshalb ist der Ausstoß von Klimagasen beträchtlich.

  • Der Wärmemarkt (Raumwärme, Warmwasser, Prozesswärme) hat nach Berechnungen des UBA einen Anteil von rund 40 % an den energiebedingten CO2-Emissionen und ist damit zweitgrößter Verursacher von CO2-Emissionen in Deutschland.
  • Rund ein Drittel (32 %) des Endenergieverbrauchs in Deutschland entfällt nach Angaben der AG Energiebilanzen e.V. (AGEB) auf Heizen sowie Warmwasserbereitung.
  • Rund 27 % der Gebäude wurden 2021 laut Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) mit den treibhausgasintensiven Brennstoffen Erdöl und Kohle beheizt, etwa die Hälfte mit Erdgas.
  • Nur 21 % der Heizungsanlagen heizen laut Bundesverband der Deutschen Heizungsindustrie (BDH) mithilfe erneuerbarer Energien. Den größten Anteil haben Gasheizungen (47 %).
  • Öl- und Gasheizungen zusammen hatten bis zum Jahr 2020 einen Marktanteil von 80 bis 90 % in Gebäuden. Im ersten Jahr der Corona-Krise und einem damit verbundenen Fokus auf Renovierungen sank er auf knapp unter 80 %.
  • Das Durchschnittsalter von Heizungsanlagen in Deutschland betrug 2019 laut dena-Gebäudereport immerhin 17 Jahre. Knapp 40 % der Heizungsanlagen wurden vor 2001 eingebaut, ca. 25 % schon vor mehr als 25 Jahren.

Die Treibhausgase, Schwermetalle und Luftschadstoffe, die durch fossile Brennstoffe emittiert werden, summieren sich zudem zu volkswirtschaftlich beträchtlichen Kosten. Diese Zusatzkosten tauchen nicht auf der Energierechnung auf, sondern werden als sogenannte externe Kosten von der Allgemeinheit getragen. Eine Erdgasheizung beispielsweise verursacht pro Kilowattstunde Endenergie viermal höhere Umweltkosten als ein Heizungssystem, das Biomasse einsetzt.

Wärme macht mehr als 50 % (1.350 TWh) des gesamten deutschen Endenergieverbrauchs von rund 2.400 TWh aus und wird vielfältig eingesetzt: als Raumwärme oder Klimatisierung, für Warmwasser und Prozesswärme oder zur Kälteerzeugung. Durch zunehmende Energieeffizienzmaßnahmen ist ihr Anteil am Endenergieverbrauch seit 1990 zwar leicht rückläufig (siehe Abb. 2), aber er wird nahezu unverändert weiter dominiert von den Energieträgern Gas, Öl und Kohle (siehe Abb. 3).

Abb. 2 Endenergieverbrauch nach Sektoren[2]

Abb. 3 Wärmeverbrauch nach Energieträgern[3]

Doch die Energiewende im Wärmesektor ist eine besondere Herausforderung. Mehr als die Hälfte der Deutschen lebt zur Miete und hat deshalb kaum Einfluss auf die Wahl des Energieträgers. Dabei liegt im Heizungskeller der größte Hebel zur Senkung der CO2-Emissionen im Privathaushalt. Etwa 75 bis 80 % des Energieverbrauchs in Privathaushalten gehen auf das Konto von Heizung und Warmwasseraufbereitung. Oft sind die Heizungsanlagen veraltet – mehr als die Hälfte der Heizkessel sind hierzulande nach Angaben des BDH nicht mehr auf dem Stand der Technik und arbeiten nicht energieeffizient.

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