In der E-Mobilität verschmilzt stromseitig die Energie- mit der Verkehrswende. Darum sorgt in Deutschland die Energiewende am deutlichsten dafür, dass sich die Klimabilanz von Elektrofahrzeugen verbessert. Das hat einen einfachen Grund: Die Antriebsenergie ist die wichtigste Einflussgröße auf die Klimabilanz. Der Klimavorteil des E-Autos wächst, je öfter Ökostrom geladen wird. Rein rechnerisch kann also jeder Nutzer eines E-Autos seine Klimabilanz über den Bezug von Ökostrom schon heute und erst recht zukünftig verbessern.

Bei einem Fahrzeug mit Verbrennungsmotor stehen bereits zum Kaufzeitpunkt die während des zukünftigen Betriebs anfallenden Emissionen fest. Der Verbrauch verändert sich nicht und die Einsparungen von CO2 über einen höheren Anteil von Biokraftstoff in Benzin und Diesel sind überschaubar.

Anders sieht es bei der Elektromobilität aus. Auch dort verändern sich Verbrauch und Ladeverluste während der Betriebsdauer nicht, aber der verwendete Strommix hat einen großen Einfluss auf den CO2-Ausstoß von E-Fahrzeugen.

Abb. 5: Anteil erneuerbarer Energien an der Nettostromerzeugung 2022 (Quelle: Fraunhofer ISE/Bruno Burger[1])

Dafür ist es notwendig, die Dekarbonisierung des Stromsektors weiter voranzutreiben. In Deutschland ist der Anteil erneuerbarer Energien an der Stromerzeugung in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen: von rund 6 % im Jahr 2000 auf einen Höchstwert von 50,5 % im Jahr 2020.

Im Jahr 2022 wurden in Deutschland rund 510 Milliarden Kilowattstunden Strom aus inländischer Produktion in das Stromnetz eingespeist. Der Anteil der erneuerbaren Energien an der im Inland erzeugten und eingespeisten Strommenge stieg im Vergleich zum Vorjahr um 4 % wieder auf nunmehr 46 %. Die Zielmarke von 35 % Strom aus erneuerbaren Energien für das Jahr 2020 wurde somit vorzeitig deutlich übertroffen.

Trotzdem sorgen weiterhin hohe Anteile fossiler Energieträger im Strommix, vor allem Braun- und Steinkohle, für eine erhebliche Klimawirkung der Stromerzeugung. Kohle war im Jahr 2022 wie bereits in den Vorjahren der wichtigste Energieträger für die Stromerzeugung in Deutschland. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) nach vorläufigen Ergebnissen mitteilt, kam ein Drittel (33,3 %) des in Deutschland erzeugten und ins Netz eingespeisten Stroms aus Kohlekraftwerken (2021: 30,2 %). Damit nahm die Stromerzeugung aus Kohle gegenüber dem Vorjahr um 8,4 % zu. Zweitwichtigste Energiequelle war die Windkraft, deren Anteil an der Stromerzeugung nach einem vergleichsweise windarmen Vorjahr um 9,4 % auf knapp ein Viertel (24,1 %) stieg (2021: 21,6 %).

Der weitere Ausbau erneuerbarer Energien auf Grundlage des "Erneuerbare-Energien-Gesetzes" (EEG), der reformierte europäische Emissionshandel und die nach dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts höher gesteckten Klimaschutzziele könnten somit auch die Klimabilanz der heute (2022) neu zugelassenen Elektroautos bis 2030 verbessern. Allerdings weisen die energiepolitischen Konsequenzen der durch den Ukraine-Krieg ausgelösten Gas-Krise in eine andere Richtung. Gas hatte in der deutschen Ausstiegsstrategie aus Kohle- und Atomstrom eine Schlüsselrolle inne: Bis ausreichend erneuerbare Energien und auch Speichermöglichkeiten dafür zur Verfügung stehen, sollten kurzzeitige Stromlücken im Netz mithilfe von Gasturbinen geschlossen werden. Diese wurden in Deutschland gefördert, sollten vermehrt gebaut und später auf grünen Wasserstoff umgerüstet werden. Doch nun gehen diese Pläne nicht mehr auf und Kohlekraftwerke aus der Netzreserve können aufgrund der ausgerufenen Alarmstufe des Notfallplans Gas befristet am Strommarkt teilnehmen. Ebenso wurde die Laufzeit der 3 verbliebenen Atomkraftwerke verlängert.

Flüssiggas (LNG)

Eine alternative Zwischenlösung soll nun der Import von Flüssiggas (LNG) sein. Um die Importquellen weiter zu diversifizieren, sollen in Deutschland schnellstmöglich LNG-Terminals errichtet werden. Am 1.6.2022 trat das LNG-Beschleunigungsgesetz in Kraft. Damit werden die bisher langjährigen Genehmigungsprozesse auf die Mindestanforderungen der Europäischen Union heruntergesetzt. Das Gesetz sieht nicht nur stationäre LNG-Terminals, sondern auch schwimmende FSRU (Floating Storage and Regasification Units) und Anbindungspipelines vor, um die LNG-Terminals mit dem deutschen Gasnetz zu verknüpfen. Ende 2022 wurde das erste LNG-Terminal in Wilhelmshaven in Betrieb genommen. Weitere Terminals an den Standorten Lubmin, Stade und Brunsbüttel sollen zeitnah errichtet werden.

Die Genehmigungen für die LNG-Anlagen sind bis zum 31.12.2043 befristet. Ein Weiterbetrieb der Anlagen über diesen Zeitpunkt hinaus soll nur für klimaneutralen Wasserstoff und dessen Derivate genehmigt werden. Dadurch soll sichergestellt werden, dass das Ziel der Klimaneutralität spätestens 2045 erreicht werden kann.

Aber auch durch die Verwendung von mehr Ökostrom in der Produktion von E-Autos und deren Batterien verbessert sich die Klimabilanz. Mit den Fortschritten bei der Batterieentwicklung – insbesondere du...

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