"Robots brauchen keinen Betriebsrat und können 24/7 arbeiten"


Einsatz von Robots zur Automatisierung repetitiver Prozesse

In ihrem Marktumfeld nimmt Anja Krusel einen verstärkten Einsatz von Robots zur Automatisierung repetitiver Prozesse wahr. Auch bei Borealis hofft man, Aufgaben im Finanzbereich mittels Robot Process Automation (RPA) mittelfristig automatisieren zu können. Ihre Mitarbeiter will sie mit digitalen Kompetenzen fit für die Zukunft machen.

Neue Technik wird sorgfältig geprüft

Schnelle Entscheidungen sind nicht die Kultur des Kunststoffherstellers Borealis, was wahrscheinlich mit der hohen Sicherheitskultur zusammenhängt. Borealis setzt sich deshalb erst intensiv damit auseinander, was neue Ideen, Konzepte und Technologien wirklich leisten und welche Möglichkeiten damit genutzt werden können. Hinsichtlich der Digitalisierung stellte Anja Krusel, Vice President of Group Controlling bei Borealis, in ihrem Vortrag auf der „Finance Excellence 2017“ die Prozessautomatisierung mithilfe von Robotics heraus und beschrieb die neuen Anforderungsprofile an Mitarbeiter, die sich daraus ergeben.

Um die Chancen der Digitalisierung voll nutzen zu können, ist laut Krusel ein hoher Grad der Automatisierung im Unternehmen notwendig. Wenngleich Borealis auf eine konsolidierte IT-Landschaft zurückgreifen kann, wurde im Rahmen eines Benchmarking-Projekts aufgedeckt, dass zahlreiche Finance-Prozesse noch immer großes Potenzial zur Automatisierung bieten.

Robots als Alternative zu Outsourcing oder Shared Service Center

In ihrem Marktumfeld nimmt Anja Krusel einen verstärkten Einsatz von Robots zur Automatisierung repetitiver Prozesse wahr. Auch bei Borealis hofft man, mittelfristig Aufgaben im Finanzbereich mittels RPA automatisieren zu können und sich somit langsam dem Thema Prozessautomatisierung zu nähern. Langfristig sollen durch den Einsatz von Robots durchaus eine sichtbare Effizienzsteigerung erlangt und repetitive Prozesse vollständig durch RPA-Technologie automatisiert werden.

Hier verweist die Referentin auch auf die möglicherweise geringer werdende Bedeutung der Auslagerung von Prozessen mithilfe von BPO- und GBS-Organisationen. Ein Unternehmen, das selbständig seine Prozesse mithilfe von RPA automatisieren könne, müsse diese nicht mehr auslagern oder intern massiv bündeln, um entsprechende Effizienzsteigerungen zu erlangen. Ferner könne die Inhouse-Abwicklung von Prozessen unter Einbeziehung von RPA sogar signifikante Vorteile mit sich bringen.

Für international agierende Unternehmen mache ein GBS allerdings weiterhin Sinn, so Anja Krusel, um eine Prozessautomatisierung und -standardisierung schneller umsetzen zu können.

Hohe Erwartungen an Einsparpotenziale

Bei Borealis wurde die Auslagerung von Prozessen mit Hilfe von GBS und BPO zwar mehrfach diskutiert – am Ende aber kein Business Case gefunden, der solch eine Initiative eindeutig positiv darstellt. Die Erwartungen an RPA sind hingegen entsprechend hoch: „Robots brauchen keinen Betriebsrat und können 24/7 arbeiten“ – diese durchaus provokante Aussage soll die großen Effizienzpotenziale verdeutlichen, die in dem Einsatz von Robots liegen.

Digitale Kompetenzen in Umgang mit Daten und Technologie unabdingbar

Dass Robots zukünftig Mitarbeiter vollständig ersetzen werden, glaubt Anja Krusel in letzter Konsequenz doch nicht. Vielmehr sieht sie eine Veränderung in den Anforderungsprofilen zukünftiger Mitarbeiter: Sei es bezüglich mittlerweile etablierter Profile wie des „Performance Managers“, von dem Leadership ebenso wie aktives Zutun erwartet werden, oder seitens neuerer Profile wie bspw. des „Data Scientists“ – analytische Jobs werden laut Krusel zunehmend an Bedeutung gewinnen, digitale Kompetenzen in Umgang mit Daten und Technologie unabdingbar. Letztere Anforderung wird derzeit sehr stark in die Bezeichnung „Digital Native“ herein projektiert: Eine Profilbeschreibung für Mitarbeiter, die quasi „von Geburt an“ mit digitalen Medien und Möglichkeiten aufwachsen und diese bestmöglich einsetzen können.

Um wettbewerbsfähig zu bleiben, müssen Finance-Teams der Zukunft definitiv ein breiteres Skill-Set mitbringen. Bei Borealis wird hierauf bereits durch sogenannte „crossfunctional moves“ reagiert: Mitarbeiter rotieren hierbei zwischen verschiedenen Abteilungen (z.B. von „Financial Planning & Accounting“ zu „Funding“ oder vom „Controlling“ zu „Financial Planning & Accounting“ usw.). Dadurch soll eine gute Mischung aus Erfahrungen und neuen Ideen erlangt werden.

Für Anja Krusel steht fest: Auch Borealis muss sich den Auswirkungen der Digitalisierung stellen –  in allen Funktionen.