1. Bilanzlesung
Der Blick auf Kapital, Vermögen, Bilanzsumme, Umsatz und Gewinn verschafft einen ersten Eindruck über das Verhältnis der großen Positionen zueinander. Man erhält ein Gefühl für Struktur und Verteilung der Proportionen. Selbstverständlich beinhaltet die Bilanzlesung das Studium von Lagebericht und Anhang.
2. Zeitvergleich
Die Zahlen des aktuellen Jahresabschlusses werden den Zahlen des Vorjahres (besser mehrere Jahre) gegenübergestellt. Die meisten großen Kapitalgesellschaften sind inzwischen dazu übergegangen, für die wichtigsten Daten Zeitreihen von fünf oder mehr Jahren zu bilden. Die Betrachtung der Veränderung von Bilanzsummen, Umsätzen und Gewinnen ermöglicht das Erkennen von Trends. Die Veränderungen zwischen den Geschäftsjahren lassen sich auch mittels einer Bewegungsbilanz darstellen. Diese zeigt u. a., welche Änderungen auf der Aktivseite zu Veränderungen auf der Passivseite geführt haben.
Bewegungsbilanz -Veränderungen | ||||||||
Mittelverwendung |
| Mittelherkunft | ||||||
I. Veränderung Aktiva |
| II. Veränderung Passiva | ||||||
1. Anlagevermögen |
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| 1. Eigenkapital |
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| Immaterielle Vermögensgegenstände | 90 |
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| Kapital | 0 |
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| Sachanlagen | 1.900 |
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| Rücklagen | 100 |
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| Finanzanlagen | 1.050 |
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| Gewinn | 710 |
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Veränderung Anlagevermögen gesamt |
| 3.040 |
| Veränderung Eigenkapital gesamt |
| 810 | ||
2. Umlaufvermögen |
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| 2. Rückstellungen (o. Pens. Rückstell.) |
| 380 | ||
| Vorräte | -700 |
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| Forderungen | 670 |
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| 3. Verbindlichkeiten |
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| Sonstige Vermögensgegenstände | 760 |
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| Langfristige Verbindlichkeiten | 3.390 |
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| Wertpapiere | 1.770 |
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| Mittelfristige Verbindlichkeiten | 1.840 |
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| Flüssige Mittel | 10 |
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| Kurzfristige Verbindlichkeiten | 810 |
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| Rechnungsabgrenzungsposten | 550 |
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| Rechnungsabgrenzungsposten | -1.130 |
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Veränderung Umlaufvermögen gesamt |
| 3.060 |
| Veränderung Verbindlichkeiten gesamt |
| 4.910 | ||
SUMME AKTIVA |
| 6.100 |
| SUMME PASSIVA |
| 6.100 |
3. Umstellungen und Umgliederungen
Üblich ist eine Untergliederung der Einzelpositionen nach ihren Laufzeiten. Hieraus kann der Bilanzanalytiker erkennen, welche Geldquellen zu welchem Zeitpunkt erschöpft sind oder wie lange das Kapital beim Einsatz für Investitionen, Vorratsbeschaffung oder für Geldanlagen benötigt wird. Hilfreich kann die Aufstellung einer Strukturbilanz sein, die einen Überblick darüber vermittelt, wie das Kapital angelegt ist (Vermögensstruktur) bzw. woher es stammt (Kapitalstruktur). Aus einer Strukturbilanz lassen sich für die spätere intensive BA unmittelbar wichtige Kenngrößen ableiten. Dies gilt u.a. für Relationen bei der Vermögens- oder Kapitalstrukturanalyse. Im Beispiel (s. Abb. 2) ist zu erkennen, dass das Anlagevermögen im Jahr 2 nahezu 90 % und der Eigenkapitalanteil rund 24 % beträgt. In der Strukturbilanz sind die Verbindlichkeiten nach ihren Fristigkeiten untergliedert, sodass auch hier unmittelbar weitergehende Analysen möglich sind. Aus einer Strukturbilanz lassen sich relativ einfach Kennzahlen wie Deckungsgrade oder Liquiditätsgrade ableiten.
Passiva | Jahr 2 | Jahr 1 | Veränd. in MEUR | ||
MEUR | % | MEUR | % | ||
Gezeichnetes Kapital | 5.000 | 4,55 | 5.000 | 4,82 | 0 |
Gewinnrücklagen | 1.800 | 1,64 | 1.700 | 1,64 | 100 |
Kapitalrücklage | 16.400 | 14,94 | 16.400 | 15,82 | 0 |
Gewinn | 2.980 | 2,71 | 2.270 | 2,19 | 710 |
Summe Eigenkapital | 26.180 | 23,85 | 25.370 | 24,47 | 810 |
Verbindlichkeiten > 5 Jahre | 29.580 | 26,94 | 26.350 | 25,41 | 3.230 |
Pensionsrückstellungen | 980 | 0,89 | 820 | 0,79 | 160 |
Langfristiges Fremdkapital | 30.560 | 27,84 | 27.170 | 26,21 | 3.390 |
Verbindlichkeiten < 5 Jahre > 1 Jahr | 19.740 | 17,98 | 17.900 | 17,26 | 1.840 |
Mittelfristiges Fremdkapital | 19.740 | 17,98 | 17.900 | 17,26 | 1.840 |
Verbindlichkeiten < 1 Jahr | 22.090 | 20,12 | 21.280 | 20,52 | 810 |
Andere Rückstellungen | 9.100 | 8,29 | 8.720 | 8,41 | 380 |
Rechnungsabgrenzungsposten | 2.110 | 1,92 | 3.240 | 3,13 | -1.130 |
Kurzfristiges Fremdkapital | 33.300 | 30,33 | 33.240 | 32,06 | 60 |
Summe Fremdkapital | 83.600 | 76,15 | 78.310 | 75,53 | 5.290 |
Gesamtkapital DTAG | 109.780 | 100,00 | 103.680 | 100,00 | 6.100 |
4. Bildung von Kennzahlen
In der Praxis werden Kennziffern zu allen möglichen Themen und Fragestellungen gebildet. Es gibt Kenngrößen zur Analyse
der Vermögens- und Kapitalstruktur,
der Vermögensdeckung,
der Rentabilität oder
der Liquidität.
Hierzu gehört auch die Auswertung aller erkennbaren Einflüsse, einschließlich der sich verändernden Gegebenheiten im Zeitverlauf. Erst die Interpretation sämtlicher Daten und Fakten stellt eine optimale Informationsversorgung der Adressaten sicher.