Bilanzanalyse in vier Schritten

Die Bilanzanalyse besteht aus den vier Schritten Bilanzlesung, Zeitvergleich, Umstellung und Umgliederungen sowie Bildung von Kennzahlen.

1. Bilanzlesung

Der Blick auf Kapital, Vermögen, Bilanzsumme, Umsatz und Gewinn verschafft einen ersten Eindruck über das Verhältnis der großen Positionen zueinander. Man erhält ein Gefühl für Struktur und Verteilung der Proportionen. Selbstverständlich beinhaltet die Bilanzlesung das Studium von Lagebericht und Anhang.

2. Zeitvergleich

Die Zahlen des aktuellen Jahresabschlusses werden den Zahlen des Vorjahres (besser mehrere Jahre) gegenübergestellt. Die meisten großen Kapitalgesellschaften sind inzwischen dazu übergegangen, für die wichtigsten Daten Zeitreihen von fünf oder mehr Jahren zu bilden. Die Betrachtung der Veränderung von Bilanzsummen, Umsätzen und Gewinnen ermöglicht das Erkennen von Trends. Die Veränderungen zwischen den Geschäftsjahren lassen sich auch mittels einer Bewegungsbilanz darstellen. Diese zeigt u. a., welche Änderungen auf der Aktivseite zu Veränderungen auf der Passivseite geführt haben.


Bewegungsbilanz -Veränderungen

Mittelverwendung

 

Mittelherkunft

I. Veränderung Aktiva

 

II. Veränderung Passiva

1. Anlagevermögen

 

 

 

1. Eigenkapital

 

 

 

Immaterielle Vermögensgegenstände

90

 

 

 

Kapital

0

 

 

Sachanlagen

1.900

 

 

 

Rücklagen

100

 

 

Finanzanlagen

1.050

 

 

 

Gewinn

710

 

Veränderung Anlagevermögen gesamt

 

3.040

 

Veränderung Eigenkapital gesamt

 

810

2. Umlaufvermögen

 

 

 

2. Rückstellungen (o. Pens. Rückstell.)

 

380

 

Vorräte

-700

 

 

 

 

 

 

 

Forderungen

670

 

 

3. Verbindlichkeiten

 

 

 

Sonstige Vermögensgegenstände

760

 

 

 

Langfristige Verbindlichkeiten

3.390

 

 

Wertpapiere

1.770

 

 

 

Mittelfristige Verbindlichkeiten

1.840

 

 

Flüssige Mittel

10

 

 

 

Kurzfristige Verbindlichkeiten

810

 

 

Rechnungsabgrenzungsposten

550

 

 

 

Rechnungsabgrenzungsposten

-1.130

 

Veränderung Umlaufvermögen gesamt

 

3.060

 

Veränderung Verbindlichkeiten gesamt

 

4.910

SUMME AKTIVA

 

6.100

 

SUMME PASSIVA

 

6.100

3. Umstellungen und Umgliederungen

Üblich ist eine Untergliederung der Einzelpositionen nach ihren Laufzeiten. Hieraus kann der Bilanzanalytiker erkennen, welche Geldquellen zu welchem Zeitpunkt erschöpft sind oder wie lange das Kapital beim Einsatz für Investitionen, Vorratsbeschaffung oder für Geldanlagen benötigt wird. Hilfreich kann die Aufstellung einer Strukturbilanz sein, die einen Überblick darüber vermittelt, wie das Kapital angelegt ist (Vermögensstruktur) bzw. woher es stammt (Kapitalstruktur). Aus einer Strukturbilanz lassen sich für die spätere intensive BA unmittelbar wichtige Kenngrößen ableiten. Dies gilt u.a. für Relationen bei der Vermögens- oder Kapitalstrukturanalyse. Im Beispiel (s. Abb. 2) ist zu erkennen, dass das Anlagevermögen im Jahr 2 nahezu 90 % und der Eigenkapitalanteil rund 24 % beträgt. In der Strukturbilanz sind die Verbindlichkeiten nach ihren Fristigkeiten untergliedert, sodass auch hier unmittelbar weitergehende Analysen möglich sind. Aus einer Strukturbilanz lassen sich relativ einfach Kennzahlen wie Deckungsgrade oder Liquiditätsgrade ableiten.


Passiva

Jahr 2

Jahr 1

Veränd. in MEUR

MEUR

%

MEUR

%

Gezeichnetes Kapital

5.000

4,55

5.000

4,82

0

Gewinnrücklagen

1.800

1,64

1.700

1,64

100

Kapitalrücklage

16.400

14,94

16.400

15,82

0

Gewinn

2.980

2,71

2.270

2,19

710

Summe Eigenkapital

26.180

23,85

25.370

24,47

810

Verbindlichkeiten > 5 Jahre

29.580

26,94

26.350

25,41

3.230

Pensionsrückstellungen

980

0,89

820

0,79

160

Langfristiges Fremdkapital

30.560

27,84

27.170

26,21

3.390

Verbindlichkeiten < 5 Jahre > 1 Jahr

19.740

17,98

17.900

17,26

1.840

Mittelfristiges Fremdkapital

19.740

17,98

17.900

17,26

1.840

Verbindlichkeiten < 1 Jahr

22.090

20,12

21.280

20,52

810

Andere Rückstellungen

9.100

8,29

8.720

8,41

380

Rechnungsabgrenzungsposten

2.110

1,92

3.240

3,13

-1.130

Kurzfristiges Fremdkapital

33.300

30,33

33.240

32,06

60

Summe Fremdkapital

83.600

76,15

78.310

75,53

5.290

Gesamtkapital DTAG

109.780

100,00

103.680

100,00

6.100

4. Bildung von Kennzahlen

In der Praxis werden Kennziffern zu allen möglichen Themen und Fragestellungen gebildet. Es gibt Kenngrößen zur Analyse

  • der Vermögens- und Kapitalstruktur,

  • der Vermögensdeckung,

  • der Rentabilität oder

  • der Liquidität.

Hierzu gehört auch die Auswertung aller erkennbaren Einflüsse, einschließlich der sich verändernden Gegebenheiten im Zeitverlauf. Erst die Interpretation sämtlicher Daten und Fakten stellt eine optimale Informationsversorgung der Adressaten sicher.

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