Reporting Pulse Check – Welche Themen bewegen die Experten aus Controlling & Finance?


Die Teilnehmer der "Reporting & Analytics 2018" wurden zu aktuellen Herausforderungen und Schwerpunktthemen befragt. Im Ergebnis wird deutlich, dass sich die Digitalisierung auf die tägliche Arbeit in der Finanzabteilung auswirkt, insbesondere im Reportingbereich.

Die 13. Fachkonferenz Reporting & Analytics stand ganz im Zeichen des Wandels zum digitalen Reporting. Ergänzend zu den Fachvorträgen wurde ein umfassendes Stimmungsbild der Konferenzteilnehmer eingeholt:

  • Was treibt die Unternehmen aktuell im Reporting um?
  • Wo sehen die Experten die größten Herausforderungen?
  • Und wie werden sich Controlling und Reporting durch die Digitalisierung verändern?

Moderiert durch Jens Gräf und Steffen Schneider von Horváth & Partners antworteten ca. 90 Konferenzteilnehmer via Smartphone-App auf diese und weitere Fragen, um die Ergebnisse anschließend im Plenum zu diskutieren.

Die einzelnen Abstimmungsergebnisse und ihre Bewertung sehen Sie in der Bilderserie.

Welche Themen sind aktuell im Fokus?

Zum Einstieg in den Pulse Check gaben die Konferenzteilnehmer Auskunft darüber, was sie aktuell im Reporting besonders beschäftigt. Dabei wurde deutlich, dass das Thema Digitalisierung inzwischen voll in den Unternehmen und insbesondere auch im Reporting angekommen ist: Das Gros der genannten Punkte weist direkten oder mittelbaren Bezug zum Themenkomplex Digitalisierung auf (S. Bild 1).

Besonders präsent sind bei den Befragten die Themen 

  • Automatisierung, 
  • Dashboarding und 
  • Self-Service.

Das ist auch kaum verwunderlich, denn schließlich wird aktuell ein erheblicher Anteil der Controlling-Ressourcen in Unternehmen für das Reporting gebunden. Es besteht daher ein beträchtlicher Bedarf, die Effizienz im Reporting, nicht zuletzt durch Automatisierung, zu erhöhen.
Weiterhin können moderne Reporting-Lösungen klassische Berichtsmappen durch Online Dashboards, vielfach auch mit Self-Service Komponente, ersetzen. Adressaten erhalten dadurch flexibel und ortsunabhängig nutzerspezifische Informationen, wodurch Effizienz und Effektivität des Reportings gesteigert werden können.

Herausforderungen auf dem Weg zum digitalen Reporting 

Dass der Weg zu einem digitalen State-of-the-Art-Reporting nicht ohne Herausforderungen ist, scheint offenkundig. Die Teilnehmer hatten auch ein klares Stimmungsbild dazu, worin die größten Herausforderungen zu sehen sind (S. Bild 2):

  • Über die Hälfte der Konferenzteilnehmer sieht in der Schaffung einer integrierten Datenbasis die größte Herausforderung bei der Realisierung einer digitalen Reporting-Lösung.
  • Andere Herausforderungen, wie beispielsweise die Verfügbarkeit digitaler Kompetenzen im Controlling (11%) oder die Entwicklung passender Digitalisierungsstrategien (12%), werden deutlich seltener als kritischer Faktor angesehen.
  • Die Ergebnisse legen somit offen, dass die Unternehmen von der Schaffung einer zentralen Datenquelle (Single Point of Truth) zumeist noch weit entfernt sind.
  • Gerade diese Integration der Datenbasis ist jedoch eine notwendige Voraussetzung, um die Potentiale der Automatisierung und Digitalisierung voll auszuschöpfen, beispielsweise durch die Anwendung von Advanced Analytics Methoden auf integrierte Datensätze.
  • Beachtlich ist das Ergebnis auch dahingehend, dass sich das Bild in den letzten zwei Jahren kaum geändert hat. Bereits auf der Fachkonferenz 2016 waren es ca. 50% der Teilnehmer, die eine heterogene Datenbasis als besonderes Hindernis für die Digitalisierung des Reportings hervorgehoben haben.

Unternehmen sind von einem modernen Reporting noch weit entfernt 

Auch wenn Automatisierung und Dashboarding weit oben auf der Agenda der Teilnehmer stehen, befinden sich noch viele Unternehmen am Anfang des Entwicklungspfads zu einem modernen Reporting (s. Bild 3):

  • Das heutige Reporting, so die Ergebnisse, ist noch immer dominiert von vordefinierten Berichten, die periodisch oder ereignisgesteuert verteilt werden (72%).
  • Zwischenzeitlich liegt der Fokus auf der elektronischen Distribution, wobei die Verteilung gedruckter Berichte deutlich an Bedeutung verloren hat.
  • Andererseits setzen aktuell jedoch nur 28% der Unternehmen auf online Reporting-Front-Ends in unterschiedlichen Ausbaustufen.

Change Management für das digitale Reporting

Ein Fokusthema der diesjährigen Fachkonferenz war auch das Change Management, insbesondere vor dem Hinblick der Veränderungen, die mit der Digitalisierung von Controlling und Reporting einhergehen. Dass Change Management jedoch weiterhin ein Thema ist, welches in der Praxis vielfach vernachlässigt wird, wurde durch den Pulse Check deutlich (s. Bild 4):

  • Nur einer von fünf der anwesenden Experten aus Controlling & Finance bestätigte, dass im eigenen Unternehmen echtes Change Management mit klar definierten Maßnahmen betrieben wird.
  • Die Digitalisierung wird Controlling und Reporting jedoch unweigerlich verändern. Zum einen müssen Controller daher neue Fähigkeiten erlernen, die ihnen eine kompetente Anwendung neuer Tools und Prozesse ermöglichen. Zum anderen muss sich die Rolle des Controllers entwickeln, um weiterhin Wert für das Unternehmen zu stiften.
  • Es bedarf daher neben eines fachlichen Konzepts auch eines umfassenden Change-Konzepts, um die Mitarbeiter im Veränderungsprozess mitzunehmen.

Einsatz von Robotics im Reporting 

Ein im Zuge der Automatisierung des Reportings viel diskutierter Enabler ist Robotic Process Automation (RPA), kurz Robotics genannt. Hierunter versteht man die selbstständige Ausführung wiederkehrender, regelbasierter und auf strukturierten Daten basierender Prozessschritte durch spezifisch programmierte Software-Roboter (s. Bild 5).

  • Durch den Pulse Check wurde deutlich, dass Robotics zwischenzeitlich als Effizienzhebel im Reporting klar anerkannt ist. Nur ein kleiner Teil der Konferenzteilnehmer (14%) kann sich nicht vorstellen, das Berichtswesen durch Software-Roboter weiter zu automatisieren.
  • Im Vorjahr wurde der Einsatz von Robotics noch deutlich skeptischer gesehen, indem nahezu ein Drittel der Teilnehmer die Anwendung im Reporting ausschloss.
  • Auch erste Anwendungsfälle gibt es bereits. Selbst wenn diese noch die Ausnahme darstellen (13%), ist die Entwicklung offenkundig: Noch auf der Fachkonferenz 2017 wurden von keinem einzigen Teilnehmer Anwendungsfälle berichtet.

Welcher Prozess lässt sich durch Robotics automatisieren? 

Die Bewertung des Potenzials für den Einsatz von Robotics im Reporting variiert allerdings stark in Abhängigkeit vom betrachteten Prozessschritt (s Bild 6).

  • Insbesondere bei der Datensammlung und -aufbereitung (56%), aber auch bei der Berichterstellung (23%), sehen die Konferenzteilnehmer gute Einsatzmöglichkeiten für RPA.
  • Auch einfache Plausibilisierungen scheinen effizient durch Robotics automatisierbar zu sein, wohingegen die inhaltliche Analyse und Kommentierung von Berichten durch Software-Roboter nur für wenige Befragte als sinnvolles RPA-Einsatzszenario erachtet wird.
  • Schließlich wird der Bereich der Handlungsempfehlungen als am wenigsten geeignet angesehen, um ihn durch Robotics zu automatisieren.
  • Somit können Software-Roboter insbesondere in den regelbasierten Tätigkeiten im Reporting-Prozess Unterstützung leisten, wodurch Controller im Idealfall ihren Schwerpunkt zu wertstiftenden Analysen und Empfehlungen verlagern können.

Künstliche Intelligenz (KI) im Reporting 

Diskutiert wurde in diesem Zusammenhang auch, inwiefern die Anwendungsfälle erweitert werden können, wenn RPA-Lösungen mit künstlicher Intelligenz (KI) "aufgeladen" werden. Hierbei wurde auch der Bogen gespannt zu der Frage, was in der Unternehmenssteuerung grundsätzlich mit KI erreicht werden kann (s. Bild 7). 

  • Ein großer Teil der Konferenzteilnehmer (39%) sieht Potenzial darin, relevante Werttreiber und Kennzahlen durch intelligente Algorithmen selbstständig ermitteln zu lassen.
  • Auch die Nutzung von Algorithmen zur automatischen Ableitung von Handlungsempfehlungen für das Management ist inzwischen für ein Viertel der Konferenzteilnehmer vorstellbar.
  • Skepsis herrscht hingegen noch bezüglich des Treffens von Entscheidungen durch KI. Insbesondere die autonome Übernahme von komplexen Managemententscheidungen wird aktuell noch nicht als realistisches Einsatzszenario für intelligente Algorithmen gesehen.
  • Die sich anschließende Diskussion zeigte jedoch auch, dass viele Teilnehmer dies lediglich als Frage der Zeit verstehen: Je weiter sich Algorithmen entwickeln, umso mehr werden sie auch Routineentscheidungen oder gar komplexe Managemententscheidungen autonom treffen.
  • Kritischer Faktor wird es dabei sein, diesen Entscheidungen Akzeptanz zu verleihen, obwohl sie in vielen Fällen für den Menschen nicht mehr nachvollziehbar sind und daher auf die Richtigkeit schlichtweg vertraut werden muss.

Rolle der Controller 

Schlussendlich legte die Diskussionen um Robotics, KI und Change Management im Rahmen des Pulse Checks nahe, dass der Controller künftig eine neue Rolle wahrnehmen muss. Wie diese in zehn Jahren aussehen wird – auch dazu hatten die anwesenden Experten eine klare Vorstellung (s. Bild 8):

  • Für den Großteil der befragten Vertreter aus Controlling & Finance (78%) ist offensichtlich, dass die Rolle des Controllers als Business Partner weiterentwickelt werden muss.
  • In dieser Rolle kann der Controller künftig als Übersetzer zwischen Management und digitalen Modellen Wert stiften.
  • Somit werden sich Rolle und Aufgaben des Controllers aller Voraussicht nach zwar wesentlich von heute unterscheiden, der Controller darf sich dabei aber nicht zum reinen Spezialisten für digitale Technologien entwickeln, sondern muss den Bogen zum Business stets spannen können.

Fazit: Digitale Technologien bieten große Chancen für das Reporting, die Potenziale werden jedoch bei weitem noch nicht ausgeschöpft. Der Reporting Pulse Check legte deutlich offen, dass die Digitalisierung von Controlling und Reporting die Unternehmen intensiv beschäftigt. Aktuell ist das Berichtswesen zumeist jedoch noch weit entfernt von einem digitalen State-of-the-Art-Reporting. Die Verteilung vordefinierter, starrer Berichtsmappen ist noch immer prägend. Weiterhin gibt es noch wesentliche Herausforderungen zu bewältigen (z.B. die Schaffung einer integrierten Datenbasis), um die Potentiale eines digitalen Reportings voll auszuschöpfen. Es braucht daher klare Fach- und Change-Konzepte, um das Reporting und den Controller in die digitale Welt zu entwickeln und von den neuen Technologien, wie RPA, KI und Analytics, zu profitieren.