In vier Schritten zur modernen Reporting-Plattform

Das Business Controlling der stark diversifizierten Uniper SE stand vor komplexen Herausforderungen in Punkto Datenmanagement und Digitalisierung. Henning Hupperich zeigt, wie ein pragmatischer Ansatz in vier Schritten sowie agile Methoden eine erfolgreiche Modernisierung von Controllinginstrumenten ermöglichen.

Digitale Transformation - der Wandel im Kopf

Das Uniper Business Controlling versteht sich in erster Linie als starker und schneller Business Partner, der Entscheidungsträger innerhalb der Einheiten und der CFO-Organisation mit steuerungsrelevanten Informationen unterstützt. 

Für Henning Hupperich, Head of Digital Transformation Business Controlling der Uniper Global Commodities SE, birgt die Digitalisierung in diesem Zusammenhang die Chance, aufwendige transaktionale Tätigkeiten zu minimieren, um sich stattdessen vermehrt auf wertstiftende Aktivitäten fokussieren zu können. Um dieses Ziel zu erreichen, hat Unipers Business Controlling den Anspruch, verlässliche Daten für unterschiedliche Zwecke vollautomatisiert zu generieren und deren Auswertung mit Hilfe moderner Technologien zu unterstützen.

Entscheidend ist in diesem Zusammenhang schon zu Beginn ein gemeinsames digitales Mindset zu verankern, denn „die besten Daten bringen sehr wenig, wenn die Kollegen nicht geschult sind im Umgang mit den neuen Tools“

So werden Uniper Controlling Standards beispielsweise über dezentrale „Data Ambassadors“ durchgesetzt. Fortbildungen finden auf einer digitalen Plattform statt, deren Inhalte „Learning Facilitators“ strukturieren und verantworten. 

Modernes Reporting dank effizientem Daten-Management

Die Integration eines modernen Reportings in den Geschäftsalltag der Uniper, bis zur Ausgliederung ein Teil des E.ON Konzerns, war laut Henning Hupperich nicht nur notwendig, um die bestehenden Ressourcen im Unternehmen effektiver einzusetzen, sondern insbesondere auch, um im international stark umkämpften Energiemarkt wettbewerbsfähig zu bleiben. 

Für ein modernes Reporting ist es zwingend erforderlich, eine standardisierte und effiziente Reporting-Plattform mit einer integrierten Systemlandschaft aufzubauen. Um diese Herausforderung strukturiert anzugehen, unterteilte E.ON und später Uniper das Vorgehen bereichsübergreifend in vier Schritte:

1. Bestandsaufnahme

Das stark anorganische Wachstum von E.ON brachte die Verwendung verschiedenster Reporting-Systeme mit sich: Systeme und Daten waren hoch dezentralisiert und dadurch stark heterogen, Schnittstellen wurden durch manuelle Lösungen und eigene Tools bedient. Eine einheitliche Datenstrategie, welche die große Anzahl an Systemen und Instrumenten subsumiert, existierte bis dato nicht. 

2. Einführung einer integrierten Reporting-Plattform 

Nach der Bestandsaufnahme wurde in mehreren bereichsübergreifenden Projekten in enger Zusammenarbeit zwischen dem IT-Bereich und den einzelnen Fachabteilungen die Reporting-Landschaft auf einige wenige zentrale Reporting-Plattformen reduziert. Ziel war es, einen zentralen "Single Point of Truth" für die jeweiligen steuerungsrelevanten Daten aufzubauen. So wurden bis heute mehr als 100 Systeme und Arbeitsflüsse mithilfe eines Oracle SQL Date Warehouse sowie eines Tagetik Planungssystems zu einer einheitlichen Landschaft integriert. Begleitet wurde dies mit der fortlaufenden Bestrebung, zentral die wichtigsten Dokumente zu Prozessbeschreibungen, Trainingsunterlagen und die Definition von Verantwortlichkeit für Prozesse und Daten zu sammeln und vorzuhalten.
Henning Hupperich betont hier vor allem, wie entscheidend ein abgestimmtes Change-Management und das Vorweisen schneller Erfolge gegenüber Stakeholdern sind, um auf der Reise zur Digitalisierung die gesamte Organisation mitzunehmen und zu begeistern. 

3. Implementierung eines modernen Datenmanagements 

Mithilfe eines agilen Ansatzes wurde im dritten Schritt ein zentrales und effizientes Datenmanagement bei Uniper durch eine enge bereichsübergreifende Zusammenarbeit aufgebaut sowie die bisher bestehenden Möglichkeiten der Datenanalyse und -aufbereitung erweitert. Moderne Data Lake- und Bl-Lösungen wie Snowflake, Azure SQL-Datenbanken oder Tableau unterstützen hierbei die Erneuerung des Datenmanagements. Durch die insgesamt fast zweijährige Implementierung wurden mehr als 250 Datenquellen verschiedenster Unternehmensbereiche an einen "Data Lake" angebunden. 


4. Umsetzung von ausgesuchten Uses Cases

Hunderte potenzielle Use Cases wurden im Zuge der Modernisierungsmaßnahmen betrachtet und quantifiziert. Allerdings wurden nur ausgewählte Projekte umgesetzt, zu denen vor allem die folgenden Leuchtturm-Projekte gehören:

  • Use Case 1 - Aufräumarbeiten
    An mehreren Stellen innerhalb Uniper gab es in die Jahre gekommene und heterogene Dateninstrumente und -systeme, die in neue Lösungen sowie einen „Single Point of Truth“ überführt werden mussten. Die Verwendung von Tableau als neues BI-Reporting-Instrument ermöglicht heute die automatisierte Datenanbindung mit integrierten „Smart Dashboards“, was wiederum den Aufwand des Controllers für die Datenaufbereitung erheblich reduziert und so zusätzliche Kapazitäten zur Datenanalyse schafft (bspw. moderne Szenarioanalysen).
  • Use Case 2 - Datenqualitätsprüfung
    In enger Zusammenarbeit mit dem Data Science Team wurde die Datenqualitätsprüfung harmonisiert und effizienter gestaltet. Technisch basiert dieser Use Case auf der Extraktion von SAP-Daten in eine Data Lake Umgebung auf Azure mithilfe von Talend als ETL-Tool. Die Analyse selbst erfolgt dann mithilfe dort eingebundener Umgebungen wie databricks oder python mit anschließender Speicherung der Ergebnisse in einer SQL Datenbank. Diese überführten Daten können dann wiederum über ein Frontend wie Access oder Tableau aufbereitet und visualisiert werden. Im Ergebnis können nun durch Analytics-Lösungen mögliche Anomalien in Datensätzen (bspw. falsche Verbuchung) schneller identifiziert werden und als Handlungsempfehlungen an die Kollegen im Accounting zurückgespielt werden. Durch Feedbackschleifen werden die Analyseergebnisse schrittweise nachhaltig verbessert.
  • Use Case 3 - Stakeholder Management
    Ein dritter großer Themenschwerpunkt stellte die Verbesserung des (externen) Stakeholder Managements dar. Zusammen mit dem Investor Relations Team und den Kollegen der Kommunikationsabteilung wurde eine App aufgebaut, die an einer zentralen Stelle verschiedene Informationsquellen und Inhalte sozialer Medien (bspw. Twitter oder LinkedIn) interaktiv für den Endanwender zusammenfasst.

Erfolgsfaktoren der digitalen Transformation bei Uniper

Unipers Business Controlling identifiziert auf dem Weg zur digitalen Transformation klare Erfolgsfaktoren: 

  • Communities: Das Zusammenbringen von Business und IT (Communities) und das Vermeiden von Silos führt zu friktionsloser Zusammenarbeit mit schnellen Ergebnissen. 
  • Kundenperspektive & Value Add: Die Identifikation nützlicher Use Cases erfolgt idealerweise über das Ausmachen aktueller Schwachpunkte. Hierbei hilft es, sich in den (internen) Kunden zu versetzen und nur wertstiftende Ideen weiter zu verfolgen. 
  • Agiles Setup: Kleine Erfolge über Minimum Viable Products lassen sich leicht über einen Data-as-a-Service-Ansatz skalieren. 
  • Pragmatische Governance & Leadership: Governance-Strukturen sollten pragmatisch gehalten werden. Entscheidend ist vor allem die Unterstützung des leitenden Personals, um bei Bedarf Silos aufzubrechen und die Klammer, um digitale Initiativen zu bilden. 

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Schlagworte zum Thema:  Reporting, Modernisierung, Digitalisierung, Analytics