Integrierte Steuerung des Produktportfolios der AUDI AG

Bei der AUDI AG wurden früher eher Einzelprojekte als das Produktportfolio insgesamt betrachtet. Ein neues Projekt sollte deshalb die Steuerung aus Portfoliosicht optimieren, State-of-the-Art Methoden und Prozesse etablieren sowie Daten und Systeme harmonisieren. Dadurch haben sich auch Aufgaben und Kompetenzen der Controller verändert.

Portfoliosteuerung der Audi AG im Projektfokus

Welche Möglichkeiten bestehen, die Audi AG mit mehr Echtzeitdaten, Analysen und Transparenz zur Portfoliosteuerung zu versorgen? Karsten Everding, Leiter Finanzen für Portfolio- und Produktstrategie bei der Audi AG, hat auf der 15. Fachkonferenz Reporting & Analytics Antworten auf einige der aktuellen Herausforderungen in der Automobilindustrie dargestellt. 

Vor Projektbeginn lag der Fokus der Planung- und Reportingprozesse der Audi AG auf Einzelprojektebene. Methoden und Prozesse waren unzureichend definiert, Daten und Systeme lagen fragmentiert vor. Die aus der Einzelprojektbetrachtung gewonnenen Ergebnistendenzen konnten hinsichtlich möglicher Restriktionen und Wechselwirkungen im Portfolio durchaus im Konflikt stehen, bspw. zur Finanzierbarkeit, CO2-Vorschriften oder Substitutionen. Auf Basis dessen wurden Anforderungen an eine neue Portfoliosteuerung abgleitet.

Künftig soll die Steuerung aus Portfoliosicht erfolgen, State-of-the-Art Methoden und Prozesse etabliert und eine Harmonisierung der Daten und Systeme vorgenommen werden. Hieraus wurden drei Stoßrichtungen für die Portfoliosteuerung festgelegt:

  1. Zielanspruch & Planungsrunde beschreibt, welche kategorisierten Teilziele das übergreifende Unternehmensziel mit Fokus auf die strategische Planung konsistent verfolgen.
  2. Simulation zeigt, welche Produkt- und Portfolioparameter sich abhängig voneinander verändern und wie stark die Portfolioperformance davon betroffen ist. 
  3. Analytics stellt dar, welche Produkte sich mit welchem Einfluss und zu welchem Zeitpunkt im Lebenszyklus befinden.

Die Datenverarbeitung sowie -visualisierung der Szenarien wurde über IBM TM1 und PAW realisiert. Alle Daten wurden im TM1 Web sortiert bzw. konsistent strukturiert und somit eine Harmonisierung erreicht. Hieraus können Analysen und Simulationen auf Basis der harmonisierten Daten angestellt werden, wodurch ein Vergleich sämtlicher Parameter (Deckungsbeitrag, usw.) möglich wird.

iPlanner als Basis für weitere Ausbaustufen in der Portfolioplanung

Im Status Quo der Audi AG wurde Planung und Simulation des künftigen Produktportfolios unter gegebenen Prämissen bspw. Substitution durchgeführt. Optimierungen erfolgten manuell durch den Vergleich von einzelnen Szenarien. Dies erforderte mehrfache Validierungs-/ Modellierungsschleifen, welche einen deutlich erhöhten Aufwand erforderten. Die weitere Ausbaustufe des verwendeten Controlling-Tools iPlanner legt den Fokus auf folgende Verbesserungen: 

  • automatisierte Ermittlung des idealen Produktportfolios zur Erfüllung von Zielwerten und Berücksichtigung von limitierenden Rahmenparametern, 
  • datenbasierte Identifikation von Ursache-Wirkung-Zusammenhängen und 
  • automatische Validierung von Planungsprämissen. 

Im Kern bedeutet das für die Portfolioplanung eine maximale Rechenleistung und eine automatisierte sowie mehrfache Validierung. Die weitere Ausbaustufe war gekennzeichnet durch die erhöhte Veränderungsgeschwindigkeit, welche immens durch multidimensionale und zum Teil nicht vorhersehbare Einflüsse wie bspw. durch die CO2-Ziele, COVID-19, Wettbewerb, Incentivierungen sowie Fahrverbote getrieben wurden. Somit ist es nun möglich, schneller auf äußere Einflüsse zu reagieren und die Auswirkungen direkt im Tool zu simulieren.

Der Controller benötigt in Zukunft neue Skills, Methoden und Tools

Auf der einen Seite existieren neue Herausforderungen an das „moderne“ Controlling, wie z. B. die stetig steigende Datenmenge, die Datenkonsistenz und -aktualität sowie der Einsatz von Datenintelligenz bzw. Business Intelligence Funktionen.

Auf der anderen Seite werden sich auch in Zukunft bestimmte Tätigkeiten nicht verändern, wie die Aufbereitung von Entscheidungsgrundlagen, die weiterhin bestehende Interaktion zwischen Controller und Entscheider sowie die zielgerichtete Nutzung der gewonnenen Erkenntnisse. Hieraus lässt sich schließen, dass der Controller auch in Zukunft eine konsistente Orientierung und Steuerung des Unternehmens sicherstellt.

Überdies verändert die Digitalisierung die notwendigen Kompetenzen der Controller. Weg vom „noch schöneren“ Monatsreporting hin zu treiberbasierten Planungen und rollierenden Forecasts sowie erhöhten Anforderungen an Innovations- und Modellierungsfähigkeiten. Zukünftig wird sich die Zahleneingabe des Controllers deutlich durch automatisierte Analysen wie Szenario- und Sensitivitätsanalysen reduzieren. Des Weiteren zeichnet sich eine wesentliche Erhöhung der Erstellungsgeschwindigkeit von Informationen bis hin zum Echtzeitdaten/ -Reporting ab. Hierdurch können neue Trends und zukünftige Methoden mit Hilfe selbst kreierter digitaler Daten-/ Simulationstools erarbeitet bzw. verarbeitet werden.

Audi AG

Die Audi AG mit Sitz in Ingolstadt in Bayern ist ein deutscher Premium-Automobilhersteller, der seit den 1960er-Jahren dem Volkswagen-Konzern angehört. Das Unternehmen ist in mehr als 100 Märkten weltweit tätig, beschäftigt derzeit weltweit 90.000 Mitarbeiter und erwirtschaftete im vergangenen Jahr einen Umsatz von über 51,5 Mrd. Euro.