„Wir alle müssen mit vielen Disruptionen rechnen.“
Mit dieser Einführung begrüßte Prof. Reimer die Teilnehmerinnen und Teilnehmer und verwies damit auf die derzeitigen übergeordneten Herausforderungen im Controlling. Die diesjährigen Referenten Prof. Utz Schäffer, Dr. Lars Grünert, Hartmut Mochel, Ilja Döring, Thomas Ried und Viktoriia Vinokurova gaben unterschiedliche praktische Einblicke über lösungsorientierte Ansätze für diese Disruptionen.
Partner der Konferenz waren wieder der Internationale Controller Verein (ICV) und die Controlling & Management Review.
Zukünftige Controller-Rollen & Kompetenzen – Prof. Utz Schäffer
Im ersten Vortrag resümierte Prof. Utz Schäffer, Direktor des IMC, die Ergebnisse der neuen WHU-Delphi-Studie über Controller-Rollen und -kompetenzen von heute und morgen. In der Praxis lassen sich zehn mögliche Rollen erkennen: Scorekeeper, Guardian, Business Partner, Service Expert, Functional Expert, Change Agent, Data Scientist, Decision Scientist, Data Engineer und Data Steward. Für diese Rollen identifizierte er 42 Kompetenzen auf sechs Feldern, die Controller in Unternehmen dafür benötigen. In dem Zusammenhang hob er die Eigenverantwortung der Controllerinnen und Controller für eine entsprechende Qualifizierung hervor. Zum Schluss konstatierte Prof. Schäffer, dass der Controller als kritischer Counterpart zum Manager das „Primat des wirtschaftlichen Denkens“ im Unternehmen darstellen solle. Diese Reise gehe weiter und sie müsse in der Praxis noch sichtbarer werden.
Kostenmanagement und Restrukturierung bei TRUMPF – Dr. Lars Grünert
Dr. Lars Grünert, CFO und Member of the Board of Management, gab Einblicke, wie TRUMPF als unabhängiges Familienunternehmen im internationalen Wettbewerb Kosten managt, um das finanzielle Ziel des Unternehmens zu erreichen. Hierzu haben sie vier KPIs identifiziert:
- Entwicklung Auftragseingang,
- Ergebnis vor Steuern,
- Wertbeitrag/Zielerreichung und
- Nettofinanzposition.
„Im Falle von Auffälligkeiten der KPIs im Status Quo arbeiten wir mit Szenarien, um Einsparungsziele zu ermitteln“, hob er in seinem Vortrag hervor. Das flexible Kostenmanagement ist hierbei der Startpunkt, der (wenn notwendig) durch schmerzhafte strukturelle Maßnahmen ergänzt werden kann.
The Lorenz Management Model: Beyond Budgeting, OKR und Agile Leadership – Hartmut Mochel
Insbesondere für international agierende Unternehmen wie die The Lorenz Bahlsen Snack World ist die VUCA-Welt eine enorme Herausforderung. Hartmut Mochel, Head of Group Strategic Controlling, sprach deshalb von einer „Dynamisierung der Steuerung“ bei Lorenz, die im Grunde auf dem Prinzip eines agilen Mindsets beruhe. Mithilfe der Viable Map implementierte Lorenz ein Performance Management, das wenig Details in der Planung sowie wenig KPIs und mehr Eigenverantwortung vorsieht. Dementsprechend fokussiere man sich auf keine klassische Budgetierung, sondern auf qualitative Dreijahresziele und OKRs.
Finanzielle Steuerung bei Merck – Ilja Döring
In seiner Keynote stellte Ilja Döring, Head of Group Controlling, den Transformationsprozess in der Finanzfunktion bei Merck durch das Lumina Projekt vor. Ziel dieser 2023 gestarteten Reise ist es, das Reporting grundlegend zu vereinfachen, um den geschäftlichen Anforderungen nach zeitnahen Daten zur Unterstützung von Geschäftsentscheidungen gerecht zu werden. Für diese Reise wurden vier Prinzipien identifiziert:
- Standardisierte Strukturen und Prozesse müssen etabliert werden.
- Diese Prozesse sollen so schlank wie nötig und so breit wie möglich sein.
- Kein Controlling für Controller.
- Diese Vereinfachung muss auf allen Ebenen konstant vorangetrieben werden.
Finanztransformation und Digitalisierung bei METRO – Thomas Ried/Viktoriia Vinokurova
Zum Abschluss der Konferenz berichteten Thomas Ried, SVP Corporate Controlling, und Viktoriia Vinokurova, Executive Assistant to CFO, über die Digitalisierungsprojekte der METRO AG, die aus den steigenden Herausforderungen, wie der Dezentralisierung und Komplexität, hervorgegangen sind. Hierbei standen die LUCA Finanztransformation und die Digitalisierung von BI durch das Projekt Michelangelo im Fokus. LUCA zielt darauf ab, die IT- und Business-Prozesse zu automatisieren und zu harmonisieren, während bei Michelangelo Daten visualisiert und standardisiert werden sollen. Das Ergebnis soll eine starke „Agentic AI Workforce“ sein, die Finanzprozesse vollends automatisiert.
Informationen zum WHU Campus for Controlling 2026
Der 20. WHU Campus for Controlling findet am 4. September 2026 auf dem WHU Campus in Vallendar statt.