Zusammenfassung

 
Überblick

Der demografische Wandel, die Globalisierung und der technologische Fortschritt sind einige der wichtigen Herausforderungen der Zukunft für Unternehmen. Sinkende Geburtenraten und steigende Lebenserwartung führen dazu, dass sich die Altersstruktur Deutschlands mittel- und langfristig gravierend verändern wird. Das führt dazu, dass Unternehmen in Zukunft weniger und im Durchschnitt ältere Beschäftigte zur Verfügung stehen. Die Herausforderung für den betrieblichen Arbeitsschutz besteht darin, mithilfe eines nachhaltigen Gesundheitsmanagements möglichst viele Beschäftigte bis zum Rentenalter gesund und arbeitsfähig zu erhalten. Dieser Fachbeitrag zeigt mögliche Ansätze dafür.

1 Alterung der Gesellschaft

Der demografische Wandel wird im Wesentlichen beeinflusst durch:

  • die Geburtenrate,
  • die Sterblichkeit und
  • die Migration.

Eine gravierende Veränderung der Sterblichkeit hat sich in Deutschland schon vor mehr als 100 Jahren vollzogen und damit den demografischen Wandel initiiert. Der Altersaufbau verändert sich dabei von der typischen Alterspyramide (1900) zur "Altersurne". Im Jahr 2021 war die stärkste Altersklasse in Deutschland die der Über-50-Jährigen.

Die für 2060 prognostizierte Bevölkerungszahl schwankt je nach angenommenem Wanderungsgewinn zwischen 74 und 83 Mio. Ende 2019 lebten in Deutschland ca. 83 Mio. Menschen.

Abb. 1: Altersaufbau der Bevölkerung in Deutschland 1910, 1950, 2013 und 2060 und animierte Bevölkerungspyramide (1950 bis 2060)[1]

Einige weitere eindrucksvolle Prognosen für die Entwicklung der Bevölkerung in Deutschland (Quelle: Statistisches Bundesamt, vgl. auch Abb. 1):

  • Die Zahl der Menschen im Erwerbsalter (20- bis 65-Jährige) lag 2018 bei ca. 50 Mio., nimmt jedoch bis 2040 auf ca. 43 Mio. und bis 2060 auf etwa 38 Mio. ab (verschiedene Varianten ergeben sich i. W. aus Annahmen zu Geburtenrate und Zuwanderung; s. Tab. 1).
  • Im Jahr 2018 befanden sich 60 % der Menschen im Erwerbsalter, 2060 werden es noch etwa 51 % sein.
  • Über 50 % aller Menschen im Erwerbsalter sind 45 Jahre und älter. Die Belegschaft in Unternehmen wird durch die Älteren geprägt.
  • Der Anteil von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen unter 20 Jahren lag 2018 bei etwa 15 Mio. , im Jahr 2060 werden es voraussichtlich nur noch ca. 13 Mio. sein.
[1] Quelle: Statistisches Bundesamt, Bevölkerung Deutschland bis 2060, 14. koordinierte Bevölkerungsvorausberechnung, 2019.

2 Auswirkungen auf Gesellschaft und Arbeitswelt

Bei den Auswirkungen des demografischen Wandels auf die Gesellschaft wird vor allem der Einfluss auf die sozialen Sicherungssysteme (insbesondere Renten- und Krankenversicherung) in der Öffentlichkeit diskutiert und wahrgenommen. Als brisant gilt v. a. die zunehmende Zahl von Rentnern je Beitragszahler: Während 1960 für einen Rentner 5 Beitragszahler aufkamen, wird es im Jahr 2030 ebenso viele Beitragszahler wie Rentner geben. Die älter werdende Bevölkerung als Folge des demografischen Wandels hat auch Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt und die Unternehmen. Damit verbunden sind folgende zentrale Fragen von enormer Bedeutung:

  • Können die wirtschaftlichen Herausforderungen mit einer älteren Belegschaft überhaupt bewältigt werden?
  • Wird der demografische Wandel einen Mangel an Arbeitskräften verursachen?
  • Wie werden die Unternehmen damit umgehen, wenn die geburtenstarken Jahrgänge sich gemeinsam in die Rente verabschieden und ihre Kompetenzen und ihr Erfahrungswissen mitnehmen?
  • Wie können sich Unternehmen schon jetzt auf die älter werdende Belegschaft einstellen?

Die Altersstruktur verschiebt sich dabei deutlich zugunsten der Älteren (Tab. 1).

 
Jahr unter 20 Jahre 20 bis 60 Jahre 60 Jahre und älter
2018 18,4 % 53,6 % 28 %
2030: Variante 1 18,8 % 47,7 % 33,5 %
       
2030: Variante 2 18,8 % 47,8 % 33,4 %
2060: Variante 1 17,9 % 44,7 % 37,3 %
2060: Variante 2 18 % 45,6 % 36,4 %

Tab. 1: Bevölkerung im Alter von unter 20 bis 60 Jahre und älter (verschiedene Varianten ergeben sich aus der unterschiedlichen Stärke der angenommenen Zuwanderung)[1]

 
Wichtig

Verrentung der Babyboomer reduziert Belegschaften

Die geburtenstarken Jahrgänge der 1960er-Jahre (Babyboomer) stellen heute überwiegend die Kernbelegschaft dar. Als "Aktivposten" unter Innovations- und Leistungsgesichtspunkten tragen sie den Unternehmenserfolg auf ihren Schultern. Sie werden zu älteren Arbeitnehmern und en bloc in den Ruhestand gehen, was in vielen Unternehmen zu Problemen führen wird.

Aus der heute gestauchten Alterspyramide wird dann eine "umgekehrte Alterspyramide".

Zur Veränderung der individuellen Altersstruktur haben beigetragen:

  • die Unternehmen selbst (Vorruhestandsregelung),
  • die sozialen Sicherungssysteme (u. a. Frühverrentung, Kündigungsschutz für Ältere, Senioritätsregelungen bei der Entlohnung).

Der in den Personalabteilungen noch häufig praktizierte "Jugendwahn" beruht u. a. darauf, dass ein älterer Arbeitnehmer mit gleicher Qualifikation dadurch deutlich teurer ist als die junge, dynamische Arbeitskraft. Diese Vorgehensweise ist in Zeiten von weniger jungen Fachkräften auf dem Arbeitsmarkt nicht mehr realisierbar. Diese ...

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