Dienstleistungen: Produkt, Nutzung und Ergebnis

Wenn wir über Circular Economy sprechen, geht es meist um Produkte. Doch auch Dienstleistungen bieten ein großes zirkuläres Potenzial. Im dritten Teil dieser Reihe beschäftigen wir uns daher mit produkt-, nutzungs- und ergebnisorientierten Dienstleistungen.

Unternehmen jeglicher Größe stehen vor einer Herausforderung: Sie müssen sich in einem rasant verändernden Marktumfeld behaupten, in dem das Thema Nachhaltigkeit immer wichtiger wird. Vor diesem Hintergrund richtet sich der Blick zunehmend auf das Konzept der Circular Economy. Denn durch die Implementierung von zirkularen Strategien können Unternehmen ihren ökologischen Fußabdruck reduzieren. Aber nicht nur das: Indem sie Energie und Ressourcen sparen, senken sie auch ihre Kosten. Die Basis bilden Geschäftsmodelle, die klar an der Circular Economy ausgerichtet sind.

Das trifft unter anderem dann zu, wenn sich Unternehmen nicht ausschließlich an Produkten, sondern auch an damit verbundenen Dienstleistungen orientieren. Weil der Absatz dieser Dienstleistungen unmittelbar von der Verwendung der Produkte abhängt, ist es im Interesse der Herstellerunternehmen, für eine möglichst hohe Qualität und Langlebigkeit zu sorgen. Unterscheiden lassen sich bei den Dienstleistungen eine Orientierung an Produkt, Nutzung und Ergebnis.

Produktorientierte Dienstleistungen

Damit ist vor allem die Instandhaltung von Maschinen und Anlagen, Fahrzeugen und Werkzeugen gemeint. Das Herstellerunternehmen verkauft also nicht nur das Produkt, sondern sorgt mit seinem Service auch dafür, dass das Anwenderunternehmen es möglichst lange nutzen kann. Davon profitieren beide Seiten: Der Hersteller, weil er zusätzliche und regelmäßige Umsätze generiert. Der Anwender, weil seine Investition einen höheren Return liefert und die Total Cost of Ownership sinken. Außerdem kann sich die Instandhaltung positiv auf die eigene Produktion auswirken.

Und auch für die Umwelt ergeben sich positive Effekte: Verlängert sich durch die Instandhaltung die Lebensdauer von Produkten oder einzelner Komponenten, müssen weniger neue Assets hergestellt werden, was den Ressourcen- und Energieverbrauch senkt und die Abfallmenge reduziert. Hinzu kommt, dass gut instandgehaltene Assets während der Nutzung selbst weniger Energie verbrauchen und weniger Ausschuss produzieren.

Solche produktorientierten Dienstleistungen sind bisher verhältnismäßig wenig verbreitet. Der Trend zeigt aber stark nach oben. So setzt Festool, ein führender Anbieter von handgeführten Elektrowerkzeugen, zunehmend auf Services, die die Produktlebensdauer steigern und damit Kundenzufriedenheit und Nachhaltigkeit forcieren sollen. Zu den Dienstleistungen zählt beispielsweise die „Garantie All-Inclusive“, bei der die Garantie verlängert werden kann, wenn Kundinnen und Kunden ihre Werkzeuge registrieren und einen MyFestool-Account nutzen. Des Weiteren bietet das Unternehmen Reparaturdienste an, bei denen Maschinen instandgesetzt werden, sofern dies wirtschaftlich sinnvoll ist. Im Mittelpunkt der Services stehen die digitalen Schnittstellen wie die MyToolbox-Plattform und Anwendungen für Smartphones. Diese Anwendungen bieten den Kundinnen und Kunden eine Vielzahl von Services, die die Wartung und Reparatur vereinfachen.

Nutzungsorientierte Dienstleistungen

In der Funktion ähnlich wie die produktorientierten Dienstleistungen, gehen nutzungsorientierte Dienstleistungen aber einen Schritt weiter: Kundinnen und Kunden kaufen ein Produkt nämlich nicht, sondern finanzieren es auf die eine oder andere Art. So ist es beispielsweise beim Wärmepumpen-Contracting, das sich aktuell als vielversprechendes Geschäftsmodell herausstellt. Dabei wird die Wärmepumpe von Leasing-Anbietern finanziert und per monatlicher Rate von der Kundin oder dem Kunden abbezahlt. In das Leasing der Wärmepumpe inkludiert ist die Installation und die Instandhaltung innerhalb der vertraglich vereinbarten Laufzeit. Daraus ergibt sich ein ähnlich positiver Impact wie bei den produktorientierten Dienstleistungen.

Wie Wärmepumpen-Contracting allen nutzt, zeigt die EWE AG. Seit 2002 vertreibt das Unternehmen im Contracting-Modell Gasanlagen an Privathaushalte und Unternehmen. Im Zuge der Energiewende und den Veränderungen am Wärmemarkt hat EWE das Geschäftsmodell 2021 angepasst und ist vom Gas-Contracting auf das Wärmepumpen-Contracting gewechselt. Dabei liegt der Fokus hinsichtlich der Privathaushalte auf dem Angebot von Pachtverträgen. Konkret: EWE übernimmt die Anschaffungs- und Installationskosten und kümmert sich um die Förderabwicklung. Die Wärmepumpen bleiben im Eigentum von EWE, den Kundinnen und Kunden wird ein Festpreis über 15 Jahre garantiert. Diese Konstellation bringt mit sich, dass EWE ein Interesse an einer hohen Lebensdauer hat. Hinzu kommt die Möglichkeit, die Wärmepumpen irgendwann einem Second Life zuzuführen.

Ergebnisorientierte Dienstleistungen

Noch einen Schritt weiter gehen ergebnisorientierte Dienstleistungen. Produkte bleiben grundsätzlich Eigentum des Herstellers und werden den Kundinnen und Kunden lediglich zur Verfügung gestellt. Diese bezahlen eine monatliche Gebühr und müssen sich um nichts weiter kümmern. Installation, Instandhaltung und gegebenenfalls Austausch sind Sache des Herstellers. Wie hoch die monatliche Gebühr ist, hängt ab vom erzielten Ergebnis. Besonders geeignet ist das Pay-per-Performance-Modell. Die Höhe der Vergütung ergibt sich aus den nachweislich erfolgreich erbrachten Leistungen. Das können die Betriebszeit, die Verfügbarkeit, die Ausbringungsmenge oder die Einsparungen sein.

Das Maschinenbauunternehmen Trumpf hat ein Equipment-as-a-Service-Geschäftsmodell mit einem Pay-per-Part-Ansatz etabliert: Von der Kostenkalkulation über die Programmierung, den Betrieb und die Instandhaltung bis zur Schulung bietet Trumpf den gesamten Prozess des Laserschneidens als Service an. Alle Maschinen sind mit dem Remote Control Center in Neukirch vernetzt, wodurch die Nutzung der Maschine auf die Maximierung des Outputs optimiert wird. Durch die Leistungssteigerung kann für die Anwenderunternehmen ein wettbewerbsfähiger Preis realisiert werden.

Der Kreis schließt sich

Zirkuläre Geschäftsmodelle vereinen zirkuläre Wertschöpfungsaktivitäten und unternehmerische Chancen, um ökonomischen Wert zu schaffen und ökologisch positiv zu wirken. Für die nachhaltige Transformation von Wirtschaft und Gesellschaft ist es von großer Bedeutung, dass Pioniere solche Modelle in der Praxis vorantreiben. Und dann weiteren Unternehmen als Vorbild dienen.

Schlagworte zum Thema:  Kreislaufwirtschaft, Recycling, Nachhaltigkeit