Rz. 21

Das berichtspflichtige Unternehmen muss für jedes identifizierte wesentliche Klimarisiko darstellen, ob es das Risiko als physisches Risiko oder als Transitionsrisiko begreift. Alle weiteren Angaben dieser Angabepflicht sind vorbehaltlich wesentlicher identifizierter Klimarisiken zu tätigen.

 

Praxis-Beispiel Nordex SE[1]

Die folgende

Tab. zeigt die wichtigsten klimabezogenen Risiken und Chancen im Bereich "Klimaschutz und Anpassung an den Klimawandel" auf der Grundlage der Szenarioanalyse1:

 
Transitorische Risiken Szenario mit starker Auswirkung Reaktion

Höhere Kundenanforderungen

(Marktrisiko)

Szenario mit niedrigen Emissionen

Es wird mit einer Zunahme der Nachhaltigkeitsanforderungen gerechnet, die im Falle der Nichteinhaltung zu einer geringeren Projektnachfrage führen könne.
  • Risikoakzeptanz

Anhaltendes Problem schwankender Einspeiseleistungen

(Technologierisiko)

Szenario mit hohen Emissionen

Mangelnder Erfolg bei der Forschung an Technologien wie Batterien führt nicht nur zu einer deutlich geringeren Nachfrage nach Windenergieprojekten, sondern auch zu einer verstärkten Nutzung fossiler Brennstoffe und von Kernkraftwerken. Die Netzstabilität wird aufgrund geringer dezentraler Energieerzeugung aus erneuerbaren Energiequellen nicht stark beeinträchtigt, wohl aber durch physische Risiken.
  • Risikominderung
  • Anpassung an das Risiko
Recycling / End of Life / Kreislaufwirtschaft (politisches und rechtliches Risiko)

Szenario mit niedrigen und mittleren Emissionen

Recycling steht aktuell im Vordergrund der Anstrengungen, wobei die geforderten Recyclingquoten, z. B. für Rotorblätter und -naben, stetig ansteigen. Dies führt zu hohen finanziellen Auswirkungen, z. B. aufgrund höherer Produktionskosten.
  • Anpassung an das Risiko
  • Risikoakzeptanz
Physische Risiken Szenario mit starker Auswirkung Reaktion
Extreme Hitzewellen (chronisches und akutes Risiko)

Szenario mit hohen Emissionen

Das Unternehmen sieht sich mit Betriebs- und Wartungsverzögerungen aufgrund extremer Arbeitsbedingungen für die Belegschaft konfrontiert, was zu höherem Bedarf an Kühlsystemen führt. Notwendige regionale und marktbezogene Verschiebungen führen zu weiteren Kosten. Temperaturbedingte Veränderungen der Windströme können zum Wegfall oder zur Verlagerung potenzieller Windparkstandorte und zu einem allgemeinen Marktrückgang führen.
  • Risikominderung
  • Anpassung an das Risiko
  • Risikoakzeptanz

Legende:

Risikominderung: Aktive Förderung des Wandels hin zu einer kohlenstoffarmen Gesellschaft und einem kohlenstoffarmen Geschäftsumfeld, um die Eintrittswahrscheinlichkeit von Risiken zu reduzieren.

Anpassung an das Risiko: Investitionen in lokale Einrichtungen und Produkte, um negative Auswirkungen von eingetretenen Risiken zu vermeiden oder zu reduzieren.

Risikoakzeptanz: Einplanung des erforderlichen Budgets für zusätzliche Kosten, die sich aus dem Risikoeintritt ergeben.
1 Risiken und Chancen mit potenziell starker Auswirkung auf das Geschäft, falls eines der Szenarien eintritt.
 

Rz. 22

Aufbauend auf der Risikoanalyse hat das Unternehmen zu erklären, wie resilient die Unternehmensstrategie und das Geschäftsmodell gegenüber dem Klimawandel ist. Einzubeziehen sind:

  • Informationen zum Geltungsbereich der Resilienzanalyse;
  • Informationen dahingehend, wie und wann die Resilienzanalyse durchgeführt wurde und inwieweit Klima-Szenarioanalyse(n) genutzt wurde(n), um der Resilienzanalyse zugrunde zu liegen;
  • Informationen über die Ergebnisse der Resilienzanalyse (sowie der Szenarioanalysen; ESRS E1.19).

Nach aktuellem Stand der ESRS ist nicht gänzlich nachvollziehbar, ob das Unternehmen Szenarioanalysen anwenden muss. Die Angabepflicht verweist auf die Anforderungen des ESRS 2 IRO-1, die in ESRS E1 nicht explizit Szenarioanalysen behandeln. Bei dem Verfahren der Ermittlung und Bewertung der klimabezogenen Auswirkungen, Risiken und Chancen ist die Berücksichtigung eines Klimaszenarios mit hohen Emissionen obligatorisch (ESRS E1.20). Zusätzlich ist bei der Bewertung klimabedingter Übergangsrisiken und Chancen die Berücksichtigung eines Klimaszenarios vorgeschrieben, das die Begrenzung der Erderwärmung auf 1,5°C berücksichtigt (ESRS E1.20). Nach den ESRS sind Szenarioanalysen definiert als ein Verfahren zur Ermittlung und Bewertung möglicher Folgen zukünftiger Ereignisse unter unsicheren Bedingungen.[2]

Somit sind u. E. nach der Definition der ESRS Szenarioanalysen vorgeschrieben. Es ist zu berücksichtigen, dass der Begriff "Szenarioanalysen" unglücklich gewählt ist und zu Missverständnissen führen könnte. Oft wird der Begriff "Szenarien" i. V. m. Transformationspfaden auf Projektberichten (z. B. BCG/Prognos Klimapfade, Dena Leitstudie 2045)[3] gebracht.

 

Rz. 23

Hinsichtlich des Geltungsbereichs der Resilienzanalyse (Rz 22) muss angegeben werden, welche Teile des eigenen Geschäftsbereichs und/oder der Wertschöpfungskette sowie welche physischen und/oder Transitionsrisiken nicht in die Analyse einbezogen wurden.

 

Rz. 24

Hinsichtlich der Methodik, nach der die Resilienzanalyse durchgef...

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