Copetri Convention 2024 – HR und nachhaltige Transformation
„Wenn Roboter zu leistungsfähigeren Robotern werden, müssen die Menschen menschlicher werden“, forderte der Zukunftsforscher Tristan Horx in seiner Eröffnungskeynote zur Copetri Convention 2024. Und sehr menschlich ging es zu auf der Konferenz, die sich als hippe Alternative zu klassischen HR-Kongressen positioniert und die Themen People, Transformation und Innovation in den Mittelpunkt stellt. Im Publikum waren vorrangig HR-Expert:innen und Organisationsentwickler:innen, aufgelockert durch den einen Agile Coach oder die andere „Lego Serious Play“-Bastlerin.
Die vom Veranstalter versprochene thematische Klammer Nachhaltigkeit klang in vielen Vorträgen an, stand aber nur in wenigen Formaten wirklich im Mittelpunkt. Vielleicht lag es an der stärkeren Fokussierung auf HR-Themen, vielleicht an der terminlichen Konkurrenz zum Berliner Green Tech Festival, dass Nachhaltigkeitsexpert:innen auf den großen Bühnen im Vergleich zum Vorjahr eher vermisst wurden.
Nachhaltigkeit und Organisationsentwicklung
Zu den inhaltlichen Highlights gehörte der Vortrag von Alice Knorz (Mitgründerin und -geschäftsführerin von 4L Impact Strategies) darüber, wie Nachhaltigkeit Organisationen verändert. Sie betonte die Bedeutung der ökonomischen Perspektive, schließlich seien Nachhaltigkeitsmaßnahmen kein Selbstzweck, sondern eine Investition in die Zukunft. Die Einbindung der Mitarbeiter:innen sei der Schlüssel zum Erfolg von Nachhaltigkeitsprogrammen, so Knorz. Um Nachhaltigkeit schrittweise in Organisationen implementieren zu können, plädierte sie für mehr Kommunikation, Weiterbildung, aber auch für neue Strukturen, Prozesse, Policies und Governance sowie dafür, Nachhaltigkeit in die KPIs aller Bereiche einfließen zu lassen.
Matthias Höppner (Green Nudges) warf einen verhaltensökonomischen Blick auf das Thema Nachhaltigkeit und zeigte, warum Menschen eigentlich nicht nachhaltig handeln. Ein zentraler Grund sei die fehlende Greifbarkeit. Statt über abstrakte Zahlen oder weit in der Zukunft liegende Folgen zu sprechen, müsse Nachhaltigkeit unmittelbar begreifbar gemacht werden. Als praktisches Werkzeug stellte er verschiedene „Green Nudges“ vor, die Personal- oder Nachhaltigkeitsverantwortliche einsetzen können, um Mitarbeitende und Kund:innen zu nachhaltigeren Entscheidungen zu motivieren.
ESG-Reporting als Chance zur strategischen Positionierung von HR
„Die Berichterstattung schafft zunächst nur Transparenz, sie fordert noch keine Verbesserung. Für viele ist sie aber der Startpunkt für Maßnahmen und Change Management“, sagte Carolle Müller von der Merck-Gruppe im Autorentalk „Quereinstieg ins Nachhaltigkeitsmanagement“. Sie diskutierte mit Alexander Kraemer (Sustainability People Company) und Jonathan Przybylski (Vonovia) über aktuelle Herausforderungen und Karrierewege im Bereich Corporate Sustainability. Derzeit herrsche in vielen Unternehmen die Devise „Reporting First“, doch jetzt sei ein guter Zeitpunkt, sich zu positionieren, da Nachhaltigkeit in alle Arbeitsbereiche wandern werde, so Müller.
Die Nachhaltigkeitsberaterin Viola Möller (BDO) betonte, es gehe bei der Nachhaltigkeitsberichterstattung um strategische Themen, „die jedes Unternehmen auf dem Schirm haben sollte, auch wenn es sie nicht explizit als Nachhaltigkeit bezeichnet“. Das ESG-Reporting könne Unternehmen dabei helfen, offene Flanken zu identifizieren und Maßnahmen abzuleiten, zum Beispiel wenn es um mentale Gesundheit, Krankenstand oder auch Altersdiversität in der Organisation geht.
Prof. Dr. Stephan Fischer sprach über die Chancen für HR-Bereiche, wenn sie sich durch ESG positionieren. Anhand der ESRS zeigte er auf, welche Themen (auch) HR-Aufgaben sind. HR könne mehr sein als ein Zahlenlieferant für das Reporting, sondern eine führende Rolle als „Broker“ in der Organisation einnehmen, so der Direktor des Instituts für Personalforschung an der Hochschule Pforzheim.
Insgesamt bot die Copetri Convention 2024 reichlich Gelegenheit zum Austausch unterschiedlicher Perspektiven. Der Blick auf die Relevanz einer ökologisch und sozial nachhaltigen Unternehmensentwicklung war eine davon, stand aber spürbar weniger im Rampenlicht als im Vorjahr.
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