FinMin Schleswig-Holstein, 25.2.2015, VI 309 - S 0186 - 001

Mit Schreiben vom 14.1.2015 (BStBl 2015 I S. 76, 78) hat das BMF den Anwendungserlass zur Abgabenordnung § 67 AO um eine Regelung zur Zuordnung von ärztlichen und pflegerischen Leistungen im Allgemeinen sowie von Medikamentenabgaben durch die Krankenhausapotheke an ambulant behandelte Patienten im Besonderen ergänzt:

  „AEAO zu § 67 – Krankenhäuser:
   
  Nach § 2 Nr. 1 Krankenhausfinanzierungsgesetz sind Krankenhäuser Einrichtungen, in denen durch ärztliche und pflegerische Hilfeleistung Krankheiten, Leiden oder Körperschäden festgestellt, geheilt oder gelindert werden sollen oder Geburtshilfe geleistet wird und in denen die zu versorgenden Personen untergebracht und verpflegt werden können. Krankenhausleistungen sind Leistungen, die unter Berücksichtigung der Leistungsfähigkeit des Krankenhauses im Einzelfall nach Art und Schwere der Krankheit für die medizinisch zweckmäßige und ausreichende Versorgung der Patienten notwendig sind. Es handelt sich unter anderem um
 
  • ärztliche und pflegerische Behandlung oder
  • Versorgung mit Arznei-, Heil- und Hilfsmitteln, die für die Versorgung im Krankenhaus notwendig sind, oder
  • Unterkunft und Verpflegung.
   
  Zu dem Zweckbetrieb Krankenhaus gehören damit alle Einnahmen und Ausgaben, die mit den ärztlichen und pflegerischen Leistungen an die Patienten als Benutzer des jeweiligen Krankenhauses zusammenhängen (BFH-Urteil vom 6.4.2005, I R 85/04, BStBl 2005 II S. 545). Darunter fallen auch die an ambulant behandelte Patienten erbrachten Leistungen, soweit diese Bestandteil des Versorgungsauftrages des Krankenhauses sind. Gleiches gilt auch für Einnahmen und Ausgaben, die in Zusammenhang mit der Abgabe von Medikamenten durch Krankenhausärzte an ambulant behandelte Patienten des Krankenhauses zur unmittelbaren Verabreichung im Krankenhaus stehen (BFH-Urteil vom 31.7.2013, I R 82/12, BStBl 2015 II S. 123). Der Versorgungsauftrag eines Krankenhauses (§ 8 Abs. 1 Satz 4 Krankenhausentgeltgesetz) regelt, welche Leistungen ein Krankenhaus, unabhängig von der Art der Krankenversicherungsträger, erbringen darf. Für die gemeinnützigkeitsrechtliche Beurteilung folgt daraus, dass für Leistungen, die außerhalb des Versorgungsauftrages erbracht werden, eine Zuordnung zum Zweckbetrieb Krankenhaus ausscheidet.
   
  Für die Zurechnung der Behandlungsleistungen zum Zweckbetrieb Krankenhaus ist es unbeachtlich, wenn die Behandlungen von Patienten des Krankenhauses durch einen ermächtigten Arzt als Dienstaufgabe innerhalb einer nichtselbständigen Tätigkeit (Einkünfte nach § 19 EStG) erbracht werden.”

Zusatz des FM:

1.) Bei Leistungen einer Privatambulanz, die ein (Chef-)Arzt im Rahmen seiner Nebentätigkeitserlaubnis und mithin außerhalb seiner dienstvertraglichen Pflichten im Rahmen einer selbstständigen Tätigkeit (Einkünfte aus § 18 EStG) erbringt, wird der vom Patienten erteilte Behandlungsauftrag durch den Arzt auf eigene Rechnung und auf eigenes Risiko erfüllt. Diese Leistungen sind nicht vom Versorgungsauftrag des Krankenhauses umfasst.
   
  Sie sind auch nach der aktuellen BFH-Rechtsprechung nicht dem Zweckbetrieb nach § 67 AO zuzurechnen.
   
2.) Die Bearbeitung von Einspruchsverfahren, die im Hinblick auf die beim BFH anhängigen Revisionsverfahren (I R 82/12 und I R 31/12; BFH vom 31.7.2013 (NV)) bislang ruhten, kann wieder aufgenommen werden.
   
3.) Die Körperschaftsteuerkurzinformation 2012 Nr. 5 vom 23.5.2012 ist überholt.
   
4.) Der Erlass vom 8.8.2005, VI 325 – S 0183 – 001 (KSt-Kartei SH, § 5 KStG, Karte H 13.10) zur gemeinnützigkeitsrechtlichen Behandlung der Arzneimittelabgabe durch Krankenhausapotheken wird hiermit aufgehoben.
 

Normenkette

AO 1977 § 67;

KStG § 5 Abs. 1 Nr. 9

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