Kühn/von Wedelstädt, Abgabenordnung und Finanzgerichtsor ... / II. Rechtsfolge

Tz. 52

Stand: 22. Auflage – ET: 10/2018

Die Steuerfestsetzung, bei der die Berücksichtigung des Sachverhaltes unterblieben ist, kann nachgeholt, aufgehoben oder geändert werden. Obwohl der Gesetzeswortlaut von "kann" spricht, obliegt der Finanzbehörde kein Ermessen (BFH v. 28.11.1989, VII R 83/86, BStBl II 1990, 458; von Wedelstädt in Gosch, § 174 AO Rz. 85 m. w. N.; von Wedelstädt in Bartone/von Wedelstädt, Rz. 1189; a. A. Loose in Tipke/Kruse, § 174 AO Rz. 38 m. w. N.). Durch die Wortwahl der Vorschrift soll lediglich die Befugnis zur Änderung zum Ausdruck kommen (BFH v. 13.11.1985, II R 208/82, BStBl II 1986, 241).

Tz. 53

Stand: 22. Auflage – ET: 10/2018

Die Korrektur ist im Umfang auf die nachträgliche Berücksichtigung des Sachverhaltes in dem Änderungsbescheid beschränkt. Die Folgewirkungen sind entsprechend umzusetzen, wobei § 176 AO zugunsten des Stpfl. zu beachten ist. § 174 Abs. 3 AO ermöglicht auch die Änderung des Steuerbescheids eines Stpfl., wenn der Steuerbescheid, in dem der Sachverhalt berücksichtigt werden sollte, einen anderen Stpfl. betrifft (BFH v. 29.10.1991, VIII R 2/86, BStBl II 1992, 832; BFH v. 27.08.2014, II R 43/12, BStBl II 2015, 241), und zwar auch ohne Einhaltung der nur für die Änderung nach § 174 Abs. 4 AO erforderlichen Voraussetzung des § 174 Abs. 5 AO (BFH v. 19.12.2013, V R 7/12, BFH/NV 2014, 1130; BFH v. 27.08.2014, II R 43/12, BStBl II 2015, 241; s. Rz. 72 ff.). Wegen der Voraussetzung der Erkennbarkeit der Annahme anderweitiger Berücksichtigung muss der Stpfl., dessen Bescheid geändert werden soll, für eine Korrektur nach § 174 Abs. 3 AO nicht zum Rechtsbehelfsverfahren des anderen Stpfl. hinzugezogen oder beigeladen werden (BFH v. 27.08.2014, II R 43/12, BStBl II 2015, 241).

Tz. 54

Stand: 22. Auflage – ET: 10/2018

Nach § 174 Abs. 3 Satz 2 AO ist die Korrektur des Steuerbescheides nur bis zum Ablauf der Festsetzungsfrist des Steuerbescheids zulässig, in dem das FA den Sachverhalt ursprünglich berücksichtigen wollte. Unerheblich ist der Ablauf der Festsetzungsfrist des fehlerhaften Bescheids.