Rz. 13
Als allgemeine Regelung sieht die Vorschrift lediglich vor, dass die wirtschaftliche Belastung im Sinn einer Teilentlastung gemindert wird. Dies bedeutet, dass ein vollständiger Ausgleich des Unterhaltsaufwands als soziales Recht weder vorgesehen noch angestrebt werden soll. Da allein die wirtschaftliche Belastung gemindert werden soll (so BT-Drs. 7/868 S. 24), bestände dem Grunde nach für die Unterhaltsleistung durch die Kinderbetreuung in Form von Erziehung, Betreuung und Versorgung (§ 1606 Abs. 3 BGB) kein Ausgleichsanspruch, weil diese Leistungen keine unmittelbare wirtschaftliche Belastung zur Folge haben. Diese Zwecksetzung des wirtschaftlichen Ausgleichs stimmt mit den sozialrechtlichen Regelungen des § 25 nicht überein, denn die dort geregelten Leistungsansprüche nach dem BKGG und BEEG knüpften nicht an tatsächliche finanzielle Unterhaltsleistungen, sondern allein an die Erziehung und Betreuung von Kindern an. Voraussetzung ist zudem für Erziehungs- oder Elterngeld, dass keine oder keine volle Erwerbstätigkeit ausgeübt wird (§ 1 Abs. 1 Nr. 4 BEEG). Nur wenn man daher in dem gänzlichen oder teilweisen Verzicht auf eine Erwerbstätigkeit zugunsten der Kindererziehung, insbesondere also während des (früher) Elternurlaubs oder (jetzt) der Elternzeit (§§ 15 ff. BEEG), eine wirtschaftliche Belastung sieht, stellen die Leistungen nach dem BKGG und dem BEEG einen Ausgleich für eine mittelbare wirtschaftliche Belastung dar. Immaterielle Belastungen werden von der Vorschrift nicht erfasst (Niedermeyer, in: BeckOK SozR, SGB I, § 6 Rz. 18).
Rz. 14
Die Norm konkretisierende Vorschriften sind u. a.:
- Grundsicherung für Arbeitsuchende: § 10 Abs. 1 Nr. 3 SGB II (Unzumutbarkeit einer Arbeit bei Kindererziehung)
- Arbeitsförderung: § 20 SGB III (Leistungen für Berufsrückkehrer nach Erziehungsphasen); § 129 Nr. 1 SGB III (erhöhtes Arbeitslosengeld), § 150 Abs. 2 SGB III (erhöhtes Teilarbeitslosengeld) und § 178 Nr. 1 SGB III (erhöhtes Kurzarbeitergeld) jeweils i. V. m. § 129 Nr. 1 SGB III.
- Krankenversicherung: § 10 SGB V (Familienversicherung); § 38 SGB V (Haushaltshilfe); § 39 Abs. 4, § 40 Abs. 5 und Abs. 6 SGB V (Freiheit vor Zuzahlungen); § 45 SGB V (Krankengeld bei Erkrankung eines Kindes); § 62 Abs. 2 Satz 3 SGB V (Verminderung der Belastungsgrenze); § 192 Abs. 1 Nr. 2 SGB V (Fortbestehen der Mitgliedschaft bei Anspruch auf Mutterschaftsgeld, Bezug von Eltern- oder Erziehungsgeld oder bei Inanspruchnahme von Elternzeit); § 224 Abs. 1 SGB V (Beitragsfreiheit bei Anspruch auf Mutterschaftsgeld, Bezug von Erziehungsgeld oder von Elterngeld); §§ 195–200 RVO (Leistungen bei Schwanger- und Mutterschaft).
- Krankenversicherung der Landwirte: §§ 2–29 KVLG (Leistungen bei Schwangerschaft und Mutterschaft); § 7 KVLG 1989 i. V. m. § 10 SGB V (Familienversicherung).
- Rentenversicherung: § 32 Abs. 1 SGB VI (Zuzahlungsfreiheit); § 46 Abs. 2 Satz 1 Nr. 1 SGB VI und § 243 Abs. 2 und Abs. 3 SGB VI (große Witwen- und Witwerrente bei Kindererziehung); §§ 47 und 243a SGB VI (Erziehungsrente); § 3 Satz 1 Nr. 1 i. V. m. §§ 56, 249 und 249a SGB VI (Kindererziehungszeiten); § 57 SGB VI (Berücksichtigungszeiten wegen Kindererziehung); § 58 Abs. 1 Satz 1 Nr. 2 SGB VI (Anrechnungszeiten für Schwangerschaft oder Mutterschaft); § 78a SGB VI (Zuschlag für Zeiten der Kindererziehung bei Witwen- und Witwerrenten); § 270 SGB VI (Kinderzuschuss); §§ 294–299 SGB VI (Leistungen für Kindererziehung an Mütter der Geburtsjahrgänge vor 1921).
- Alterssicherung der Landwirte: § 14 ALG (Witwen- und Witwerrente), § 17 Abs. 1 Satz 2 Nr. 1 ALG i. V. m. § 3 Satz 1 Nr. 1 SGB VI i. V. m. §§ 56, 249 und 249a SGB VI (Kindererziehungszeiten); § 36 Abs. 2 Nr. 1 ALG (Betriebs- und Haushaltshilfe bei Schwangerschaft); § 38 ALG (Überbrückungsgeld).
- Unfallversicherung: § 2 Abs. 1 Nr. 8 SGB VII (Versicherungsschutz für Kinder, Schüler und Studierende); § 42 SGB VII (Haushaltshilfe und Kinderbetreuungskosten); §§ 65 Abs. 2 Nr. 3a und 66 SGB VII (erhöhte Witwen- oder Witwerrente); § 217 Abs. 3 SGB VII (Kinderzulagen).
- Kinder- und Jugendhilfe: Unterstützungsleistungen nach dem SGB VIII
- Rehabilitationsrecht: § 46 Abs. 1 Satz 3 Nr. 1 SGB IX (erhöhtes Übergangsgeld); § 57 SGB IX (Haushalts- oder Betriebshilfe und Kinderbetreuungskosten).
- Pflegeversicherung: § 25 SGB IX (Familienversicherung); § 49 Abs. 2 SGB IX i. V. m. § 192 Abs. 1 Nr. 2 SGB V (Fortbestehen der Mitgliedschaft bei Anspruch auf Mutterschaftsgeld, bei Bezug von Eltern- oder Erziehungsgeld oder Inanspruchnahme von Elternzeit).
- Sozialhilfe: § 28 SGB XII (Berücksichtigung der Familiengröße bei der Höhe von Regelsätzen); § 30 Abs. 2, Abs. 3 SGB XII (Mehrbedarf); § 50 SGB XII (Hilfe bei Schwangerschaft und Mutterschaft); § 85 Abs. 1 Nr. 3 und Abs. 2 Satz 1 Nr. 3 SGB XII (Familienzuschlag).
- Versorgungsrecht: § 27 Abs. 1 Satz 1b BVG (Erziehungsbeihilfe); § 33b BVG (Kinderzuschlag); § 41 BVG (Ausgleichsrente für Witwen).
- Wohngeldrecht: §§ 4, 5–8 WoGG (Berücksichtigung der Familiengröße bei der Wohngeldberechnung).
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