Dr. Thomas Wachter (Hrsg.)

ZAP-Arbeitsbücher, ZAP Verlag, 3. Auflage 2015, 3.892 S., 218 EUR

ISBN 978-3-89655-736-0

Wer den Herausgeber kennt, wird sich über den Umfang, die Betrachtungstiefe sowie den Fußnotenapparat des 3.858-seitigen Werkes kaum wundern. Dr. Thomas Wachter und seine 45 Co-Autoren haben die selbstgestellte Aufgabe einer praxisorientierten Darstellung aller Bereiche des Handels- und Gesellschaftsrechts damit weit überobligatorisch erfüllt. So muss sich auch diese Besprechung auf Teilbereiche des in den Vorauflagen unter dem Titel "Handbuch des Fachanwalts für Handels- und Gesellschaftsrecht" erschienen Arbeitsbuches beschränken und diejenigen Beiträge bzw. Passagen erörtern, die mir besonders aufgefallen sind.

In dem ersten Teil, der das gesamte nationale und internationale Handelsrecht umfasst, behandelt Dr. Thomas Kilian das Firmenrecht unter Einschluss der europarechtlichen und internationalen Bezüge vollständig, wobei er das Spannungsverhältnis zwischen supranationalem Recht und deutschem Firmenbildungsrecht überzeugend erörtert (Teil 1, 3. Kapitel, Rn 221 ff). Im Bereich des Handelsvertreter- und Vertriebsrechts wird unter anderem der oft nebulös gebrauchte Begriff des Buchauszugs im Sinne von § 87c Abs. 2 HGB von Dr. Susanne Creutzig konkret definiert (Teil 1, 5. Kapitel, Rn 95 f). Als ob der medienwirksame aktuelle Bezug bereits bei Drucklegung des Werkes bekannt gewesen wäre, legt Prof. Eckhard Flohr im Rahmen seiner umfassenden Darstellung des Franchise-Rechts die Beendigung von Franchise-Verträgen aus wichtigem Grund unter Einschluss der prozessualen Fragen umfassend dar (Teil 1, 6. Kapitel, Rn 203 ff, 273 ff).

Den naturgemäß umfangreicheren zweiten Teil bildet das Gesellschaftsrecht, der mit der Darstellung der verschiedenen Gesellschaftsformen beginnt. Über den Unternehmenskauf, das Konzern- und Umwandlungsrecht wird der Leser sodann zu Betriebsaufspaltungen, dem inter- und supranationalem Gesellschaftsrecht, der Nachfolge unter Einschluss der Minderjährigen-Problematik, dem Bilanz- und Steuerrecht, der Unternehmensfinanzierung, dem Arbeitsrecht bis hin zum Kartell- und Kapitalmarktrecht geführt, um im letzten Kapitel Einzelheiten zum Insolvenz- und Strafrecht zu erfahren.

Wegen des Zeitpunkts der Drucklegung konnte im Teil 2, 1. Kapitel, § 1 "GbR" sowie im 9. Kapitel "Nachfolge in Gesellschaftsbeteiligungen" die weitreichende und haftungsträchtige Entscheidung des BGH zur nicht nach § 1975 ff BGB beschränkbaren Haftung der nachfolgenden Erben eines Gesellschafters einer GbR analog §§ 128, 130 HGB für Altschulden der Gesellschaft (ZErb 2014, 263 m. Anm. Lange) noch nicht berücksichtigt werden.

Doppelte Arbeit, die in der Folgeauflage durch Verweisung vermieden werden könnte, leisten Dr. Michael Sommer und Dr. Thomas Wachter, die beide das in der Praxis notwendig regelungsbedürftige Problem der Gesellschafterkonten bei Personengesellschaften behandeln (Sommer, 1. Kapitel, § 3 KG Rn 607 ff; Wachter, § 4 GmbH & Co. KG Rn 1022 ff). In diesem Zusammenhang muss das ganz hervorragende Formulierungsbeispiel eines Gesellschaftsvertrages einer GmbH & Co. KG erwähnt werden, das Dr. Thomas Wachter in der Rn 1180 unter Berücksichtigung sämtlicher in Betracht kommender Praxisprobleme unterbreitet. Wie alle Musterformulierungen ist auch dieser Vertragsvorschlag auf der beigefügten CD, die sich problemlos aufspielen lässt, enthalten und kann für die Bearbeitung des jeweiligen Mandats vom Nutzer individuell angepasst werden.

Auffällig ist die Aktualität des Werkes. So finden sich bei Dr. Christian Kesseler‘s Abhandlungen über die Partnerschaftsgesellschaft Ausführungen zur PartGmbB (1. Kapitel, § 5 Rn 1216 f) und gehen Dr. Heinrich Hübner/Martin Maurer in ihrer hervorragend komprimierten Abhandlung der Nachfolge in Gesellschaftsbeteiligungen bereits auf die Änderungen ein, die das Erbschaftsteuergesetz durch das AmtshilfeRLUmsG erfahren hat (9. Kapitel Rn 30).

Neben den vielen "Highlights" des Werkes haben mir persönlich insbesondere die Ausführungen von Dr. Christian Levedag in Kapitel 7 "Betriebsaufspaltungen" sehr gut gefallen. Ihm ist es gelungen, eine dogmatisch überzeugende Darstellung der Rechtsentwicklung, insbesondere im Hinblick auf die Abgrenzung zum Sonderbetriebsvermögen auszuarbeiten. Ähnlich geglückt ist ihm im 15. Kapitel § 2 "Besteuerung der einzelnen Gesellschaften und Rechtsformenvergleich", wobei er die Entwicklungen, die § 50 i EStG insoweit erfahren hat, die ganz entscheidend für die gewerblich tätige GmbH & Co. KG als Muttergesellschaft sprechen, noch nicht berücksichtigen konnte.

Den treffenden Schluss des Werkes findet Prof. Volker Römermann, der im 3. Teil, den berufsrechtlichen Aspekten, zu Recht bemerkt, dass eine Unterscheidung zwischen dem Fachanwalt für Gesellschaftsrecht und dem Fachanwalt für Handelsrecht erforderlich erscheint. Gerade unter Berücksichtigung der Tatsache, dass das vorliegende Werk in jedem Aspekt seiner Darstellung ganz besonders in die Tiefe geht, zeigt s...

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