Das Gericht hat eine Aufklärungspflicht über die Gründe für das Ausbleiben des Betroffenen (vgl. u.a. KG StraFo 2015, 255; DAR 2011, 146; OLG Koblenz, Beschl. v. 23.10.2013 – 2 SsRs 90/13 [Vorlage eines Attestes]; OLG Schleswig zfs 2006, 53; OLG Zweibrücken zfs 2006, 233; LG Bielefeld VA 2016, 86); auch insoweit gelten die für das Ausbleiben des Angeklagten in der Hauptverhandlung des Strafverfahrens entwickelten Grundsätze entsprechend (vgl. dazu u.a. Burhoff ZAP F. 22, S. 940 ff.). Über die Gründe muss sich das Gericht vor der Verwerfung des Einspruchs erkundigen, und zwar auf der Geschäftsstelle (KG StraFo 2014, 467; 2014, 468; NZV 2009, 518; DAR 2012, 394; OLG Köln NStZ-RR 2003, 54; OLG Rostock VRS 126, 208), aber nicht auch noch bei der allgemeinen gerichtlichen Eingangsstelle (OLG Bamberg NStZ-RR 2009, 149; KG a.a.O.).

Der Betroffene ist nicht zur Glaubhaftmachung oder gar zum Nachweis der vorgebrachten Entschuldigungsgründe verpflichtet. Vielmehr muss der Amtsrichter konkreten Anhaltspunkten für mögliche Entschuldigungsgründe von Amts wegen nachgehen (KG StraFo 2015, 256; OLG Brandenburg, Beschl. v. 30.8.2016 – (2 B) 53 Ss-OWi 491/16). Ein konkreter Anhaltspunkt für einen möglichen Entschuldigungsgrund liegt z.B. vor, wenn dem Betroffenen in einem eingereichten ärztlichen Attest Verhandlungsunfähigkeit bescheinigt wird (KG, Beschl. v. 16.11.2015 – 3 Ws (B) 541/15; OLG Brandenburg a.a.O.; OLG Zweibrücken, Beschl. v. 19.1.2018 – 1 OWi 2 SsBs 84/17). Ein möglicher Entschuldigungsgrund ist auch die bevorstehende Niederkunft der Ehefrau (KG VA 2016, 14; zum Urlaub s. OLG Hamm, Beschl. v. 4.11.2015 – 1 RBs 162/15).

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