Rz. 4

Enorme Umwälzungen haben seit Beginn der Erdölförderung in den 1960er Jahren die Wirtschaftsstruktur der VAE verändert. Basierte die emiratische Wirtschaft davor zumeist traditionell auf Fischerei und Perlenhandel sowie dem Karawanenhandel, durchliefen die Emirate mit den Öleinnahmen einen fundamentalen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Wandel, wurden zu einem der wichtigsten Wirtschaftsstandorte der Welt und gelten als attraktiver Arbeits- und Geschäftsmarkt für ausländische Arbeitskräfte und Investoren.

 

Rz. 5

Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) erreichte 2016 nominal 371,4 Mrd. US$. Unter Beachtung der Volkszählungsergebnisse aus demselben Jahr beträgt das BIP pro Kopf 37.678 US$. Nach Einschätzung der Zentralbank lag die Zahl der Einwohner der VAE 2017 bei rund 10,1 Mio. gegenüber 4,9 Mio. im Jahr 2006. Damit stieg die Bevölkerungszahl jedes Jahr um durchschnittlich 9,6 % an.

 

Rz. 6

Die VAE, die über die viertgrößten Rohölreserven der Welt verfügen, zählen im internationalen Vergleich zu den interessantesten und attraktivsten Investitionsstandorten. Zu den grundlegenden Tatsachen zählt, dass der föderativ organisierte Staat seinen sieben Emiraten bei der Gestaltung ihrer jeweiligen Wirtschaften große Spielräume gestattet. Dabei achten die Emirate jedoch darauf, dass ein gewisser Grundkonsens in den Bereichen Wirtschafts- und Investitionsrecht beibehalten wird.

 

Rz. 7

Alle Emirate und die dort regierenden Herrscherhäuser verfolgen seit ihrer Unabhängigkeit 1971 ökonomisch ehrgeizige Entwicklungsziele. Mit der vorhandenen kleinen lokalen Bevölkerung ließ sich dies nicht bewerkstelligen. Daher wurden die Tore für den Zuzug ausländischer Arbeitskräfte und Geschäftsleute sehr weit geöffnet. Dies führte zu der Situation, dass sich die nationale, lokale Bevölkerung gegenüber den zugewanderten Ausländern in einer Minderheitsposition befindet. Offizielle Daten darüber sind nicht verfügbar. Man spricht jedoch allgemein von einem Ausländeranteil an der Gesamtbevölkerung von rund 85 %. In Dubai liegt dieser Anteil bei etwa 90 %.

 

Rz. 8

Der produzierende Sektor leistete 2015 geschätzte 44,9 % zur Bruttowertschöpfung der VAE, wobei Erdöl und Erdgas den größten Anteil ausmachten. Auch der Dienstleistungssektor hat sich mit 54,4 % des BIP mittlerweile zu einer wesentlichen Säule der emiratischen Wirtschaft entwickelt.

 

Rz. 9

Das Krisenjahr 2009 ging einher mit fallenden Ölpreisen und führte zu einem 20 %igen Rückgang der Exporte. Nach dem Krisenjahr 2009 erholte sich die Wirtschaft zunächst wieder, so dass die Wachstumsrate im Jahr 2012 4,4 % betrug, diese wurde danach jedoch durch einen erneuten Ölpreisverfall gebremst und betrug im Jahr 2015 nur noch 3,2 %. Produktionslimits, die durch die OPEC festgelegt wurden, haben mittlerweile dazu beigetragen, den Preis pro Barrel zu stabilisieren, und es werden wieder höhere Wachstumsraten erwartet.

 

Rz. 10

Die VAE gehören im Hinblick auf den Außenhandel zu den dynamischsten Märkten, wobei der Handel laut den letzten verfügbaren Daten der Weltbank für 172,8 % des BIP verantwortlich ist: Sie zählen zu den 16 größten Exporteuren und den 20 größten Importeuren von Waren weltweit. Im Jahr 2017 betrug der Handel nach neuesten Erkenntnissen 205 % des BIP (Weltbank). Ölprodukte sind bei weitem der größte Exportartikel, gefolgt von Gold, Diamanten und Schmuck. Gold und Diamanten gehören ebenso zu den wichtigsten Importgütern wie Maschinen, Transportmittel und Lebensmittel.

 

Rz. 11

Die Wirtschaft der VAE bleibt in erheblichem Umfang abhängig von Einnahmen aus der Erdöl- und Erdgasproduktion. Abu Dhabi ist mit weitem Abstand zu allen anderen Emiraten der größte Öl- und Gasproduzent. Bei der Erwirtschaftung des BIP der VAE ist Abu Dhabi das wichtigste Emirat, gefolgt von Dubai an zweiter Stelle. Die kleineren Emirate spielen jeweils nur eine untergeordnete Rolle.

 

Rz. 12

Wie in den anderen Staaten des Golfkooperationsrates (GCC) spielt auch in den VAE der öffentliche Sektor eine bedeutende Rolle in der Wirtschaft. Die Erdölbranche, die Großindustrie, wichtige Infrastruktur- und Verkehrseinrichtungen sowie mehrere Projektentwicklungsgesellschaften befinden sich in staatlicher Hand bzw. unter Kontrolle der Herrscherhäuser der einzelnen Emirate. Alle Emirate fördern die industrielle Entwicklung. Sie sehen darin die effizienteste Möglichkeit, ihre wirtschaftlichen Tätigkeiten zu diversifizieren. Erst weit danach erfolgt der Aufbau touristischer Strukturen. Die Ausnahme bildet dabei Dubai, wo sich rund 90 % aller touristischen Entwicklungsaktivitäten der VAE konzentrieren. Im letzten Jahrzehnt haben sich die VAE als einer der unternehmerfreundlichsten Standorte in der Region etabliert und liegen im Index of Economic Freedom 2017 der Heritage Foundation auf Platz 8. Sie sind damit das einzige arabische Land in den Top 10. Weitere Staaten des GCC rangieren auf Platz 44 (Bahrain), Platz 61 (Kuwait), Platz 64 (Saudi Arabien) und Platz 82 (Oman); Deutschland liegt auf Platz 26. Im Doing Business Report von...

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