Das Wichtigste in Kürze:

1. Wird der Verteidiger zur HV geladen und besteht eine Kollision mit anderen Terminen des Verteidigers oder auch des Beschuldigten, muss er die Verlegung des Termins beantragen.
2. Die Prozessbeteiligten haben auf die Verlegung des Termins grds. keinen Anspruch.
3. Wird der Terminsverlegungsantrag des Verteidigers abgelehnt, ist fraglich, ob dagegen Beschwerde nach § 304 eingelegt werden kann oder ob diese nach § 305 S. 1 ausgeschlossen ist.
4. Auch die Verhinderung des Angeklagten/Beschuldigten kann Anlass für einen (begründeten) Terminsverlegungsantrag sein.
5. Einen Terminsverlegungsantrag muss der Verteidiger unverzüglich nach Eingang der Ladung und/oder Bekanntwerden des Verhinderungsgrundes stellen.
 

Rdn 4412

 

Literaturhinweise:

S. die Hinw. bei → Terminsanberaumung/Nichtterminierung, Teil T Rdn 4401.

 

Rdn 4413

1. Wird der Verteidiger zur HV geladen und besteht z.B. eine Kollision mit anderen Terminen des Verteidigers oder des Beschuldigten oder können der Verteidiger/Beschuldigte aus anderen Gründen nicht an dem Termin teilnehmen, muss der Verteidiger die Verlegung des Termins beantragen. Entsprechendes gilt für eine kurzfristige Verhinderung des Verteidigers (zur Verhinderung des Verteidigers und das dann in der HV gebotenen Vorgehen Burhoff, HV, Rn 3192 ff.; zu allem eingehend auch Meyer DAR 2010, 421; Neuhaus StraFo 1998, 94; Hillenbrand ZAP f. 22, S. 831).

 

Rdn 4414

2.a) Die Prozessbeteiligten haben auf die Verlegung des Termins grds. keinen Anspruch (Meyer-­Goßner/Schmitt, § 213 Rn 7; u.a. OLG Braunschweig StV 2008, 293; OLG Hamburg StV 1995, 11; OLG Hamm StV 2004, 642; VRR 2013, 272; OLG Hamm StRR 2015, 265; OLG Saarbrücken, Beschl. v. 21.5.2015 – 1 Ws 80/15; OLG Schleswig zfs 2015, 172 m. Anm. Busch VRR 2014, 436; LG Neubrandenburg NZV 2012, 47; VA 2012, 213; Hillenbrand ZAP f. 22, S. 831, 832; vgl. aber a. OLG Oldenburg, Beschl. v. 8.3.2019 – 1 Ws 81/19, StV 2019, 833 [Ls.] zur nicht erfolgten Terminsabsprache).

 

☆ Grds. muss das Gericht versuchen , Terminskollisionen des Verteidigers zu überwinden (OLG Frankfurt am Main StV 1995, 9; OLG Naumburg, Beschl. v. 8.1.2012 – 2 Ss (B) 101/12 [Bußgeldverfahren]; OLG Oldenburg, Beschl. v. 8.3.2019 – 1 Ws 81/19, StV 2019, 833 [Ls.; Nichthaftsache]; LG Berlin StV 1994, 11; zur Terminsabsprache BGH NStZ-RR 2010, 312). Darum muss es sich ernsthaft bemühen (u.a. BGH NJW 1999, 3646 [Ls.]; Beschl. v. 21.3.2018 – 1 StR 415/17, 2018, 1698; OLG Braunschweig StV 2008, 293; OLG Oldenburg, a.a.O.; OLG Saarbrücken, Beschl. v. 21.5.2015 – 1 Ws 80/15; vgl. i.Ü. die Rspr.-Nachw. bei → Terminsanberaumung/Nichtterminierung , Teil T Rdn  4401  f.). Tut es das nicht, handelt es prozessordnungswidrig, wenn das Recht des Beschuldigten auf freie Wahl des Verteidigers dadurch eingeschränkt wird (BGH, a.a.O.; OLG Hamburg StV 1995, 11; OLG Hamm StV 2004, 642; StRR 2015, 265; OLG Naumburg, a.a.O.; OLG Saarbrücken, a.a.O.; s.a. LG Lüneburg StV 1992, 509; LG Neubrandenburg NZV 2012, 47; VA 2012, 213; zur Entpflichtung eines Pflichtverteidigers, weil dieser am HV-Termin nicht teilnehmen kann, → Pflichtverteidiger, Entpflichtung/Verteidigerwechsel , Teil P Rdn  3512  ff. und OLG Zweibrücken, Beschl. v. 31.5.2021 – 1 Ws 132/21, wenn der Pflichtverteidiger an fast allen Termine, an den der SV für die Durchführung der HV zur Verfügung steht, verhindert ist). Es ist allerdings Aufgabe des Verteidigers , rechtzeitig auf Terminskollisionen hinzuweisen (OLG Hamm, a.a.O.; OLG Schleswig zfs 2015, 172 [OWi-Verfahren]; LG Hamburg StV 1989, 340; LG Leipzig, Beschl. v. 23.12.2015 – 1 Qs 361/15). Nach Auffassung des OLG Naumburg (a.a.O.) muss der Verteidiger auch für Terminsabsprachen zur Verfügung stehen (zum Abstimmungsgespräch Burhoff , HV, Rn 322).Gericht versuchen, Terminskollisionen des Verteidigers zu überwinden (OLG Frankfurt am Main StV 1995, 9; OLG Naumburg, Beschl. v. 8.1.2012 – 2 Ss (B) 101/12 [Bußgeldverfahren]; OLG Oldenburg, Beschl. v. 8.3.2019 – 1 Ws 81/19, StV 2019, 833 [Ls.; Nichthaftsache]; LG Berlin StV 1994, 11; zur Terminsabsprache BGH NStZ-RR 2010, 312). Darum muss es sich ernsthaft bemühen (u.a. BGH NJW 1999, 3646 [Ls.]; Beschl. v. 21.3.2018 – 1 StR 415/17, 2018, 1698; OLG Braunschweig StV 2008, 293; OLG Oldenburg, a.a.O.; OLG Saarbrücken, Beschl. v. 21.5.2015 – 1 Ws 80/15; vgl. i.Ü. die Rspr.-Nachw. bei → Terminsanberaumung/Nichtterminierung, Teil T Rdn 4401 f.). Tut es das nicht, handelt es prozessordnungswidrig, wenn das Recht des Beschuldigten auf freie Wahl des Verteidigers dadurch eingeschränkt wird (BGH, a.a.O.; OLG Hamburg StV 1995, 11; OLG Hamm StV 2004, 642; StRR 2015, 265; OLG Naumburg, a.a.O.; OLG Saarbrücken, a.a.O.; s.a. LG Lüneburg StV 1992, 509; LG Neubrandenburg NZV 2012, 47; VA 2012, 213; zur Entpflichtung eines Pflichtverteidigers, weil dieser am HV-Termin nicht teilnehmen kann, → Pflichtverteidiger, Entpflichtung/Verteidigerwechsel, Teil P Rdn 3512 ff. und OLG Zweibrücken, Beschl. v. 31.5.2021 – 1 Ws 132/21, wenn der Pflichtverteid...

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