Das Wichtigste in Kürze:

1. Seit dem 24.8.2017 ist durch die Einfügung von § 100a Abs. 1 S. 2 u. 3 in die StPO durch das "Gesetz zur effektiveren und praxistauglicheren Ausgestaltung des Strafverfahrens" v.17.8.2017 die sog. Quellen-Telekommunikationsüberwachung erlaubt.
2. Begrifflich ist die Quellen-TKÜ von der normalen Telefonüberwachung und der Onlinedurchsuchung abzugrenzen.
3. § 100a Abs. 1 S. 2 erlaubt nun, "dass mit technischen Mitteln in von dem Betroffenen genutzte informationstechnische Systeme eingegriffen wird, wenn dies notwendig ist, um die Überwachung und Aufzeichnung insbesondere in unverschlüsselter Form zu ermöglichen.". Eine Steigerung – quasi eine "kleine Online-Durchsuchung" – erlaubt § 100a Abs. 1 S. 3.
4. Einen besonderen Straftatenkatalog sieht die StPO für die Anordnung einer Quellen-TKÜ nicht vor.
5. § 100a Abs. 1 S. 2 regelt darüber hinaus die besonderen Voraussetzungen, wenn es um einen Quellen-TKÜ zur Überwachung von gerade stattfindender Kommunikation handelt.
6. § 100a Abs. 1 S. 3 regelt die Überwachung von bereits übertragenen Inhalten einer (abgeschlossenen) Kommunikation.
7. Auch für die Quellen-TKÜ gilt hinsichtlich der Anforderungen an die Subsidiarität § 100 Abs. 1 S. 1 Nr. 3.
8. Für den von den Maßnahmen nach § 100a Abs. 1 S. 2 oder 3 betroffenen Personenkreis gelten keine Besonderheiten.
9. Die erforderlichen technischen Voraussetzungen einer Quellen-TKÜ werden in § 100a Abs. 5 geregelt.
10. Für den Kernbereichsschutz gelten keine Besonderheiten. Es gilt § 100d.
11. Für das Verfahren bei der Anordnung einer Quellen-TKÜ gilt § 100e Abs. 1. Für Rechtmittel gilt § 101.
12. Schließlich kann auch wegen etwaiger BVV auf die allgemeinen Ausführungen zu BVV bei einer Telefonüberwachung verwiesen werden.
 

Rdn 4340

 

Literaturhinweise:

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Bratke, Die Quellen-Telekommunikationsüberwachung im Strafverfahren, 2013

Buermeyer, Zum Begriff der "laufenden Kommunikation" bei der Quellen-Telekommunikationsüberwachung ("Quellen-TKÜ"), StV 2013, 470

ders., Gutachterliche Stellungnahme zur Öffentlichen Anhörung zur "Formulierungshilfe" des BMJV zur Einführung von Rechtsgrundlagen für Online -Durchsuchung und Quellen – TKÜ im Strafprozess Ausschuss -Drucksache 18(6)334 im Ausschuss für Recht und Verbraucherschutz des Deutschen Bundestages am 31.Mai 2017 (zitiert: Buermeyer, S.)

Buermeyer/Bäcker, Zur Rechtswidrigkeit der Quellen-Telekommunikationsüberwachung auf Grundlage des § 100a StPO, HRRS 2009, 434

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Henrichs, Zur rechtlichen Zulässigkeit der Quellen-TKÜ, Krim 2008, 438

Hieramente, Legalität der strafprozessualen Überwachung des Surfverhaltens, StraFo 2013, 96

Hiéramente/Fenina, Telekommunikationsüberwachung und Cloud Computing Der § 100a-Beschluss als Nimbus der Legalität?, StraFo 2015, 365

Hornick, Staatlicher Zugriff auf elektronische Medien, StraFo 2008, 281

Krause, Die Strafverfahrensreform 2017 Umfassende Änderungen von StPO und StGB mit sofortiger Wirkung!, Krim 2017, 532

Neumann/Kurz/Rieger, Risiken für die innere Sicherheit beim Einsatz von Schadsoftware in der Strafverfolgung Sachverständigenauskunft zum Änderungsantrag der Fraktionen CDU/CSU und SPD zum Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Straf­gesetzbuchs, des Jugendgerichtsgesetzes, der Strafprozessordnung und weiterer Gesetze (Ausschussdrucksache 18/11272) (Neumann/Kurz/Rieger, S.)

Roggan, Die strafprozessuale Quellen-TKÜ und Online-Durchsuchung: Elektronische Überwachungsmaßnahmen mit Risiken für Beschuldigte und die Allgemeinheit, StV 2017, 821

Sinn, Stellungnahme zum Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Strafgesetzbuchs, des Jugendgerichtsgesetzes, der Strafprozessordnung und weiterer Gesetze BT-Drucksache 18/11272 sowie zur Formulierungshilfe der Bundesregierung für einen Änderungsantrag zum o.g. Gesetzentwurf (Ausschussdrucksache 18(6)334) (zitiert Sinn, S.)

s.a. die Hinw. bei → Maßnahmen ohne Wissen des Betroffenen, ­Allgemeines, Teil M Rdn 3051, bei → Online-Durchsuchung, Teil O Rdn 3262, bei → Telefonüberwachung, Allgemeines, Teil T Rdn 4251, bei → ...

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