Rz. 27

Den Festsetzungsantrag kann nach Abtretung des Vergütungsanspruchs gegen die Staatskasse durch den beigeordneten oder bestellten bzw. den im Wege der Prozesskostenhilfe zugezogenen (§§ 397a Abs. 2, 406 Abs. 3 Nr. 2 StPO) Rechtsanwalt (Zedent) nur der neue Rechtsanwalt (Zessionar) stellen.[45] Der Rechtsanwalt, an den der Vergütungsanspruch gegen die Staatskasse abgetreten worden ist, kann deshalb die Vergütungsfestsetzung gem. § 55 beantragen.[46] Nach § 49b Abs. 4 S. 1 BRAO ist die Abtretung von Vergütungsforderungen oder die Übertragung ihrer Einziehung an Rechtsanwälte oder rechtsanwaltliche Berufsausübungsgemeinschaften i.S.d. § 59a BRAO explizit zulässig. Eine Einwilligung des Mandanten ist hierfür nicht erforderlich.[47] Der BGH[48] hatte bereits zu § 49b Abs. 4 S. 1 BRAO a.F. entschieden, dass die Abtretung einer Honorarforderung an einen anderen Rechtsanwalt ohne Zustimmung des Mandanten allgemein zulässig sei. Der Abtretungsgläubiger kann deshalb die Vergütungsfestsetzung gem. § 55 beantragen.[49]

 

Rz. 28

Nach § 49b Abs. 4 S. 2 BRAO ist die Abtretung oder Übertragung des anwaltlichen Vergütungsanspruchs auch an einen Dritten (z.B. Verrechnungsstelle, Factoring) zulässig, wenn eine ausdrückliche, schriftliche Einwilligung des Mandanten vorliegt oder die Forderung rechtskräftig festgestellt ist.[50] Das gilt auch für den Vergütungsanspruch des gerichtlich beigeordneten oder bestellten Rechtsanwalts gegen die Staatskasse (§ 45). Der Vergütungsanspruch des gerichtlich bestellten oder beigeordneten Rechtsanwalts ist kein höchstpersönlicher Anspruch, dessen Abtretbarkeit hierdurch ausgeschlossen ist. Es besteht somit insoweit kein Abtretungsverbot. Denn § 49b Abs. 4 BRAO stellt nur auf die Vergütungsforderung des Rechtsanwalts ab und regelt die Abtretbarkeit ohne Differenzierung danach, wer die Vergütung im Einzelfall schuldet, ob sie sich also gegen den Mandanten oder gegen die Staatskasse richtet.[51]

[45] OLG Saarbrücken RVGreport 2013, 272 = JurBüro 2013, 415; LG Düsseldorf 16.12.2019 – 014 KLs 10/12; LSG NRW AGS 2016, 351; Gerold/Schmidt/Müller-Rabe, § 55 Rn 120; a.A. wohl OLG Düsseldorf AGS 1998, 43 = NJW-RR 1997, 1493.
[46] OLG Hamm RVGreport 2008, 218 = MDR 2008, 654.
[47] Vgl. BT-Drucks 16/3655, S. 82.
[48] BGH 1.3.2007 – IX ZR 189/05, AGS 2007, 334 = RVGreport 2007, 197 = NJW 2007, 1196.
[49] OLG Hamm RVGreport 2008, 218 = MDR 2008, 654.
[50] Vgl. BGH 4.12.2008 – IX ZR 219/07, AGS 2009, 107 = RVGreport 2009, 96 =NJW-RR 2009, 490; BGH 4.12.2008 – IX ZR 218/07, NJW-RR 2009, 491; OLG Hamm RVGreport 2008, 218 = MDR 2008, 654.
[51] OLG Düsseldorf 25.3.2009 – III-1 Ws 92/09 (n.v.), bei Pflichtverteidigung; OLG Düsseldorf AGS 2008, 605 = JurBüro 2008, 650; OLG Hamm RVGreport 2008, 218 = MDR 2008, 654.

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