Rn 18

Dementsprechend ist es heute einhellige Meinung, dass für Gesellschaften, die nach dem Recht (irgend-)eines der 26 Mitgliedstaaten der EU – oder der 3 Staaten des EWR (BGH ZIP 05, 1869, 1870; Frankf IPRax 04, 56, 57 f; Grüneberg/Thorn Anh zu Art 12 EGBGB Rz 5) bzw. der in Anhang II des AEUV aufgeführten überseeischen Länder und Hoheitsgebiete – gegründet sind und (irgendwo) in der EU ihren tatsächlichen Sitz haben, das Gesellschaftsstatut (auch: Personalstatut) nach der Gründungstheorie zu bestimmen ist (zuletzt BGH Urt v 8.9.16 – III ZR 7/15, NZG 16, 1187; BGHZ 154, 185, 190; NJW 05, 1648, 1649 und 11, 3372, 3373; MüKoIPR/Kindler IntGesR Rz 125 f; Spahlinger/Wegen/Spahlinger Rz 73; Grüneberg/Thorn Anh zu Art 12 EGBGB Rz 1, 5). Danach ist das Recht anzuwenden, nach dessen Vorschriften bereits die Gründung der Gesellschaft vollzogen wurde (von untergeordneter Bedeutung wird damit die Frage, ob Art 54 AEUV als unionsrechtliche IPR-Norm selbst die Anknüpfung an das Gründungsrecht gebietet: so Brödermann/Iversen/Brödermann Rz 96 ff, 271; Ulmer/Behrens/Hoffmann Einl B Rz 3, 51; aA zB Spahlinger/Wegen/Spahlinger Rz 198).

 

Rn 19

Aus der unionsrechtlichen Begründung für die Anwendung der Gründungstheorie folgt, dass die Verweisung auf das Gründungsrecht als Sachnormverweisung zu verstehen ist und ein Renvoi ausgeschlossen ist (arg Art 4 I 1 EGBGB ›Sinn der Verweisung‹; Brödermann/Iversen/Brödermann Rz 286; str, aA MüKoIPR/Kindler IntGesR Rz 510). Praktisch ist eine Rückverweisung des Gründungsrechts nicht denkbar, weil das IPR der anderen Mitgliedstaaten auch den Beschränkungen der Grundfreiheiten unterliegt (s zB Mayer/Heuzé Rz 1115).

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