Rn 1

Eine besondere Anknüpfung besteht für Erbverträge. Ihre Zulässigkeit (›admissibiliy‹), die materielle Wirksamkeit (›substantial validity‹, s Art 26) u die Bindungswirkungen eines Erbvertrags, der den Nachlass einer einzigen Person betrifft, unterliegen dem Erbstatut (Art 25 I). Für den einseitig verfügenden Erbvertrag ist das hypothetische Erbstatut zum Zeitpunkt des Vertragsschlusses (Errichtungsstatut) maßgeblich (Janzen DNotZ 12, 484, 489). Es entscheidet das Recht, das auf die Rechtsnachfolge vTw anzuwenden wäre, wenn die Person zu dem Zeitpunkt verstorben wäre, in dem der Erbvertrag geschlossen wurde (Nordmeier ZErb 13, 112 ff). Das ist zu verstehen als Bezugnahme entweder auf das Recht des Staates des gewöhnlichen Aufenthalts der betroffenen Person (vgl Art 21) oder, wenn sie eine (›große‹) Rechtswahl nach Art 22 getroffen hat (dazu Soutier ZEV 15, 515, 517 f), auf das Recht des Staates, dessen Staatsangehörigkeit sie besaß (Erw 51). Ein Statutenwechsel führt nicht zur Wirkungslosigkeit eines Erbverzichtsvertrages (Everts NotBZ 15, 3, 4; J Weber ZEV 15, 503, 505 ff). Nach aA ist ein Verzicht hingegen ›wirksam-wirkungslos‹ (dh zwar wirksam geschlossen, aber im Hinblick auf das anwendbare Erbrecht wirkungslos), wenn das maßgebliche Erbstatut einen Erb- oder Pflichtteilsverzicht nicht kennt bzw für unzulässig hält (Odersky notar 14, 139, 140 f; MüKo/Dutta Art 23 Rz 27). – Nach deutschem Sachrecht kann die Wahl des anzuwendenden Erbrechts vertragsmäßig getroffen werden (§ 2278 II nF BGB; dazu Heinemann MDR 15, 928, 931).

 

Rn 2

Erfasst werden Erbverträge iSd Art 3 I lit b (Nordmeier ZEV 13, 117 ff). Nach französischem Recht sind Erbverträge grundsätzlich unzulässig. Erbvertrag ist auch die frz institution contractuelle (Nordmeier IPRax 14, 418, 424). Erbverzicht u Pflichtteilsverzicht können nach hM ebenfalls Erbverträge sein (J Weber ZEV 15, 503, 504 ff; NK/Looschelders Rz 3 – dagegen für das allgemeine Erbstatut beim Pflichtteilsverzicht Schotten ErbR 20, 338, 339 f; de Barros Fritz ZEV 20, 199 ff, 596 ff. Zum Erbverzicht s.a. Strehlke-Verkühlen ErbR 19, 538 ff). Das Gleiche gilt für lebzeitig noch nicht vollzogene Schenkungen von Todes wegen (s Art 1 Rn 13).

 

Rn 2a

Das gemeinschaftliche Testament im unionsrechtlichen Sinne (vgl Art 3 I lit c) wird von einigen dem Art 24 (als ›Verfügung von Todes wegen‹) unterstellt (Simon/Buschbaum NJW 12, 2393, 2395; Nordmeier ZEV 13, 117, 120; Hilbig-Lugani IPRax 14, 480, 484 ff; Junker IPR § 20 Rz 39), dürfte aber Art 25 (›Erbverträge‹) ganz (Herzog ErbR 13, 2, 9; Wilke RIW 12, 601, 606) oder – wohl zutreffender – nur teilw (Dutta FamRZ 13, 4, 9; Odersky notar 13, 3, 8; für gegenseitige u wechselbezügliche Verfügungen [vgl § 2271 BGB]; München FamRZ 20, 1951, 1952 zust Anm Fornasier; München ErbR 20, 871, 874; Soutier ZEV 15, 515, 517; Dutta/Weber/Bauer Rz 3; NK/Looschelders Art 24 Rz 5) zu unterwerfen sein. Für das wechselseitige Testament ist die Anwendung des Art 25 anzunehmen (BGH FamRZ 21, 802 Anm Fornasier = ErbR 21, 516 Anm Mankowski = NJW 21, 1159 Anm Zimmermann Rz 9; Grüneberg/Thorn Rz 3).

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