Rn 19

Zu den Formvorschriften der § 15 III u IV GmbHG ist umstr, ob diese, wenn sie als lex loci actus berufen wären, sachrechtlich überhaupt Gesellschaften mit Sitz im Ausland erfassen (so BGH NZG 05, 41 [BGH 04.11.2004 - III ZR 172/03]; Celle NJW-RR 92, 1126 und zutr Staud/Winkler von Mohrenfels Rz 310 f; aA München NJW-RR 93, 998; s.a. Merkt ZIP 94, 1417).

 

Rn 20

Die – nur auf deutsche Grundstücke anwendbare – Auflassung nach § 925 BGB kann nach der Rspr nur vor einem deutschen Notar oder einer sonst zuständigen Stelle wie etwa dem Konsularbeamten (§ 12 Nr 1 KonsG) erfolgen, nicht aber vor einer ausl Urkundsperson (BGH DNotZ 20, 742 [BGH 13.02.2020 - V ZB 3/16] m Anm Raff; KG OLGZ 86, 319; Köln OLGZ 72, 321; LG Ellwangen BWNotZ 00, 45; aA Heinz RIW 01, 928; Spellenberg FS Schütze [99], 897; Mann NJW 55, 1177). Da aber die Tätigkeit eines deutschen Notars grds auf das Inland beschränkt ist (BGH IPRax 00, 29 [BGH 30.04.1998 - IX ZR 150/97] m Aufs Riering 17), können wegen IV deutsche Grundstücke, außer im Konsulat, nur im Inland übertragen werden; bei in der Sache selbst liegenden zwingenden Gründen kann Auslandstätigkeit deutscher Notare ausnw genehmigt werden (BGH NJW 13, 1605 [BGH 04.03.2013 - NotZ(Brfg) 9/12]; dazu Geimer aaO 2625).

 

Rn 21

Nach einer Mindermeinung kann auch die notarielle Form der § 15 III, IV GmbHG wegen des Interesses an einer ordnungsgemäßen Durchführung solcher Akte mit Öffentlichkeitsbezug niemals durch eine ausl Urkundsperson erfüllt werden (Geimer DNotZ 81, 408). Die Praxis wird bestimmt von einer differenzierenden Ansicht nach der der deutsche Notar bei Geschäften, die wie Gründung und Satzungsänderung die Verfassung der Gesellschaft betreffen, nicht substituierbar ist, wohl aber bei Anteilsübertragungen oder Beurkundung einer Hauptversammlung (Goette FS Boujong, 141 ff; ähnl Staud/Großfeld IntGesR [1998] Rz 481, 492 ff). Eine weitere stark vertretene Meinung stellt demgegenüber ausschl auf die Gleichwertigkeit der ausl Urkundsperson (Ausbildung, Sachkunde, Stellung im Rechtsleben, nach Schervier NJW 92, 595 ff auch Haftungsregime, insoweit aA Benecke RIW 02, 284; Kröll ZGR 00, 149) und des betr Verfahrens (Beurkundung, dazu § 128 BGB Rn 3; Beglaubigung) mit dem Tätigwerden eines inländischen Notars im konkreten Fall ab (BGHZ 80, 76 und Stuttg IPRspr 81 Nr 10a Satzungsänderungen; Stuttg DB 00, 218 ff Übertragung von GmbH-Anteilen; München RIW 98, 147 Unternehmenskauf; LG Kiel BB 98, 120 und LG Köln RIW 89, 990 Verschmelzungsvertrag, Grüneberg/Thorn Rz 10). Einigkeit besteht darin, dass in der Wahl eines ausl Notars idR ein zulässiger Verzicht auf eine ordnungsgemäße Belehrung iSd § 17 BeurkG liegt (BGHZ 80, 76, 79; Kegel/Schurig § 17 V 3e; v Bar/Grothe IPRax 94, 270; Geimer DNotZ 81, 408).

 

Rn 22

Für gleichwertig sind gehalten worden die ›lateinischen Notariate‹ (Kropholler § 33 II 2; Basedow RabelsZ 55 (1991) 409, 428; Bockelmann NJW 75, 1625 f), das Notariat in den Kantonen Zürich (BGH NJW-RR 89, 1259 [BGH 22.05.1989 - II ZR 211/88]; NJW 81, 1160 [BGH 16.02.1981 - II ZB 8/80]; Stuttg IPRax 83, 79; Frankf WM 81, 946; LG Köln RIW 89, 990; v Bar/Grothe IPRax 94, 269, 270; aA LG Augsburg NJW-RR 97, 420 zu Verschmelzungsvertrag), Basel-Stadt (Ddorf DNotZ 11, 447; Frankf GmbHR 05, 764; München NJW-RR 98, 758; LG Nürnberg-Fürth, NJW 92, 633); Bern (Hambg IPRspr 97 Nr 9); Luzern (LG Kobl IPRspr 70 Nr 144) und Zug (LG Stuttgart IPRspr 76 Nr 5a) sowie in Genf und dem Waadtland (Erman/Hohloch Rz 20; BRHP/Mäsch Rz 36), der österreichische (LG Kiel DB 97, 1223; offengelassen BayObLG NJW 78, 500), niederländische (Looschelders Rz 54; tendenziell befürwortet, letztlich aber offengelassen Ddorf RIW 89, 225), israelische (Scheftelowitz DNotZ 78, 145) und englische Notar (BayObLG NJW 78, 500 [BayObLG 18.10.1977 - BReg. 3Z 68/76]; Mann NJW 55, 1177 ff), sowie der notarié public des US-Bundesstaates Louisiana (vgl MüKo/Spellenberg Rz 89), der amerikanische ›notary public‹ aber nur für die Beglaubigung (Stuttg DB 00, 1218). Wegen der v § 40 II GmbHG geforderten Pflicht des Notars, nach Beurkundung einer Anteilsabtretung die geänderte Gesellschafterliste beim Handelsregister einzureichen, ergeben sich Zweifel im Hinblick auf fehlende Amtsbefugnisse ausl Notare im Inland (LG Frankf BB 09, 2500 m Anm Krause; Braun DNotZ 09, 585), die allerdings letztlich nicht durchgreifen (Ddorf NJW 11, 1370; aA München NZG 13, 340; s.a. Bayer GmbHR 13, 897).

 

Rn 23

Der Beweis der Echtheit einer ausl Urkunde kann durch Legalisation oder die sie ersetzende Apostille (vgl Haager Üb zur Befreiung ausl Urkunden von der Legalisation v 5.10.61, BGBl 65 II 875) erbracht werden. Über die Zuständigkeit der ausstellenden Person oder Beachtung der Ortsform sagte diese ebensowenig wie über die Gleichwertigkeit der ausl mit einer inländischen Urkunde (dazu Roth IPRax 94, 87). Zuständig für die Legalisation sind die deutschen Auslandsvertretungen im fremden Ausstellerstaat. Die Beweiskraft einer ausl Urkunde unterliegt nach den Grundsätz...

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