Rn 5

Die vertragliche Übernahme einer Aufsichtspflicht kann ausdrücklich oder konkludent erfolgen. Der Vertrag kann mit dem Aufsichtsbedürftigen oder einem Dritten geschlossen werden (Köln OLGE 34, 120, 121); er muss wirksam sein (hM, BeckOK/Spindler § 832 Rz 12 mwN; aA Soergel/Krause § 832 Rz 14; Staud/Bernau § 832 Rz 47 f mwN; näher § 831 Rn 23), Anfechtbarkeit schadet nicht (BeckOK/Spindler § 832 Rz 12). An eine konkludente Übernahme stellt die Rspr relativ geringe Anforderungen (zB BGH NJW 68, 1874 [BGH 02.07.1968 - VI ZR 135/67]; 76, 1145, 1146 [BGH 02.12.1975 - VI ZR 79/74]; 85, 677, 678 [BGH 19.01.1984 - III ZR 172/82]), was wegen der fehlenden Analogieeignung des § 832 (s.o. Rn 1) nicht unbedenklich erscheint (vgl auch BeckOK/Spindler § 832 Rz 13). Die konkludente Übernahme sollte klar von der – für § 832 II nach hM nicht ausreichenden – tatsächlichen Übernahme ohne Rechtsbindungswillen abgegrenzt werden. Wenn zB Eltern fremde Kinder – auch wiederholt – mit ihren eigenen Kindern spielen lassen, haften sie für die fremden Kinder idR nicht nach § 832, sondern allenfalls nach § 823 (BGH NJW 68, 1874 f; aA Hamm VersR 00, 457). Häufige Fälle einer vertraglichen Übernahme: Pflege- oder Stiefeltern (LG Frankfurt aM NJW 19, 920, 920 f [BGH 19.12.2018 - IV ZR 255/17] mwN), Verwandte (bei nicht nur vorübergehender Aufnahme; einschr für Großvater, bei dem der Enkel das Wochenende verbringt, LG Frankfurt aM GRUR-RS 20, 30501), Träger von offenen psychiatrischen Kliniken (BGH NJW 85, 677, 678 f [BGH 19.01.1984 - III ZR 172/82]; Saarbr OLGR 07, 572, 573 f) oder Krankenhäusern (BGH FamRZ 76, 210, 211 [BGH 02.12.1975 - VI ZR 79/74]), Heil- und Erziehungsanstalten (zB BGH VersR 65, 48 [BGH 27.10.1964 - VI ZR 146/63]; Kobl NJW-RR 97, 345 [OLG Koblenz 12.10.1995 - 5 U 1662/94]), betreuenden Behindertenwerkstätten (Hamm NJW-RR 94, 863, 864 [OLG Hamm 07.10.1993 - 6 U 73/93]), Privatschulen, Schülerpensionen oder -heimen (nicht aber zB einzelne Lehrer, BGH WRP 19, 1013 [BGH 10.01.2019 - I ZR 267/15] Rz 90), Fachkräfte in Kindergärten und -krippen (vgl BGH FamRZ 56, 340), Kinderfrauen, Tagesmütter, Betreuer in Pfadfinderlagern (LG Landau NJW 00, 2904 [LG Landau 16.06.2000 - 1 S 105/00]) oder bei sonstigen organisierten Jugendfreizeiten (Frankf NJW-RR 08, 975 [OLG Koblenz 05.05.2008 - 5 W 255/08]).

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