Rn 5

Die Bürgenschuld erlischt in dem gleichen Umfang, in dem die Hauptschuld erlischt (BGH NJW 99, 2113 f [BGH 06.05.1999 - IX ZR 430/97]). Dabei ist es unerheblich, weshalb die Hauptschuld untergeht. Unter § 767 I fallen insb die Erfüllung (§ 362; Soergel/Gröschler § 767 Rz 5; auch durch Dritte, vgl BGH JZ 76, 24 f [BGH 22.10.1975 - VIII ZR 80/74]), Erfüllungssurrogate (für Leistung an Erfüllungs statt: BGH NJW 70, 279) – wie die Aufrechnung (BGH NJW 02, 2867, 2869) –, der Abschluss eines Aufhebungsvertrages (BGH NJW 03, 59, 60), der Vergleich (BGHZ 6, 385, 393), der Erlassvertrag nach § 397 I (BGH NJW 01, 2327, 2329), die Kündigung (BGH NJW 89, 27, 28), die erklärte Anfechtung (BGHZ 95, 350, 356), die Leistungsbefreiung nach § 275 (RGZ 134, 126, 128) und die unzulässige Rechtsausübung nach § 242, soweit sie zur Beschränkung der Hauptforderung führt (Köln ZIP 98, 150, 151). Eine einschränkende Vereinbarung zwischen Gläubiger und Hauptschuldner wie bspw die Stundung der Hauptschuld erfasst auch die Bürgschaft (BGHZ 72, 198, 201). Ist – wie bei der Unterhaltsverpflichtung nach §§ 1361, 1601 iVm 1603 – die Hauptschuld bereits tatbestandlich an die Leistungsfähigkeit des Hauptschuldners geknüpft, so mindert sich auch die Bürgenschuld entspr (RGZ 163, 91, 99; Erman/Zetzsche § 767 Rz 6).

 

Rn 6

Haben die Parteien eine Novation vereinbart, so geht – abgesehen von den Fällen des § 356 HGB – die Bürgschaft unter (BGH NJW 99, 3708, 3709). Wegen der einschneidenden Rechtsfolgen für den Gläubiger soll im Zweifel keine Novation, sondern lediglich eine Vertragsänderung vorliegen (BGH NJW 03, 59 [BGH 01.10.2002 - IX ZR 443/00]). Wird eine bankinterne Umschuldung wie die Umwandlung eines Kontokorrentkredits in ein Darlehen vorgenommen, bleibt die Bürgschaftsforderung bestehen (BGH NJW 99, 3708, 3709 [BGH 30.09.1999 - IX ZR 287/98]). Ein Vergleich über die Hauptforderung führt idR nicht zur Novation (s § 779 Rn 19); die Verpflichtung aus der Bürgschaft bleibt bestehen (Hamm NJW 05, 2238, 2239 [OLG Hamm 05.04.2005 - 21 U 149/04]). Ist nur ein Teil der Forderung durch die Bürgschaft gesichert, so gilt § 366 II (s § 765 Rn 64).

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