Rn 66

Die Beendigung eines Darlehensvertrags erfolgt außer durch Anfechtung, Widerruf o Aufhebung va durch Kündigung, wobei auch eine Teilkündigung möglich sein kann (BGHZ 96, 275, 280 ff; NJW 99, 2269, 2270; Celle WM 10, 402, 404). Vor Auszahlung der Darlehensvaluta kann keine ordentliche Kündigung erfolgen (arg § 490 I; aA Soergel/Seifert Rz 187). Die gesetzliche Kündigungsfrist für Darlehensverträge ohne feste Laufzeit beträgt drei Monate (III 2); abw Parteivereinbarungen sind zulässig (Köln OLGR 99, 215). Solche sind in Nr 19 II AGB-Banken u Nr 26 I AGB-Sparkassen enthalten. Unbefristete Darlehen von Banken können von beiden Seiten jederzeit ohne Einhaltung einer Kündigungsfrist gekündigt werden. Sparkassen unterliegen als Anstalten Öffentlichen Rechts Art 3 I GG; Nr. 26 I AGB-Sparkassen ist ggü Verbrauchern unwirksam (BGHZ 205, 220 Rz 12). Sparkassen dürfen Verträge nicht ohne sachgerechten Grund kündigen (BGHZ 154, 146, 149 ff; 205, 220 Rz 12). Unbefristete Prämiensparverträge kann eine Spk angesichts des aktuellen Niedrigzinsumfelds kündigen (Naumbg WM 18, 1541, 1544 u 1544, 1548; Dörfler/Surowiecki BKR 18, 307, 309 f; Furche/Götz WM 19, 145, 150 ff; aA Heinze/Jürgens BKR 18, 191, 193). Unbefristete Sparplanverträge sind nach III kündbar (LG Leipzig BKR 19, 44, 45).

 

Rn 67

Alle Kreditinstitute müssen in jedem Fall auf berechtigte Belange des Kunden Rücksicht nehmen, dürfen bei Meidung von verschuldensunabhängigem Schadensersatz (Celle ZIP 82, 942, 951; Hamm 85, 1411, 1413) nicht zur Unzeit kündigen (Nr 19 I AGB-Banken; Hambg WM 12, 1243; Schlesw WM 11, 460, 461) u müssen ihre Kündigungsabsicht ankündigen (BGH WM 84, 586; Linnenbrink BKR 14, 1013). Eine Kündigung kann gg § 242 verstoßen (BGH NJW 13, 1519 Rz 30; WM 06, 179, 181; 97, 2353, 2354; Schlesw ZIP 06, 1338, 1339), etwa wenn sie für den Darlehensnehmer überraschend ist. Sie kann auch schikanös (§ 226) o sittenwidrig (§ 138 I) u deshalb unwirksam sein (Linnenbrink BKR 14, 10, 14). Eine Interessenabwägung müssen Banken vor der Kündigung nicht vornehmen (BGH NJW 13, 1519 [BGH 15.01.2013 - XI ZR 22/12] Rz 22; 12, 1725 Rz 9).

 

Rn 68

III gilt auch bei vollständig angesparten Bausparverträgen. Solche Verträge kann eine Bausparkasse ordentlich kündigen (ABB §§ 1, 5; BGH WM 17, 616 Rz 26; Stuttg WM 13, 508; 16, 742 u 1440; Celle BKR 16, 509; Bambg WM 16, 2067, 2068; Weber ZIP 15, 961, 962; Buhl/Münder NJW 16, 1991, 1995; Herresthal ZIP 16, 1257, 1264; Freise/Bonke ZBB 16, 196, 199; Bergmann WM 16, 2153, 2155). Ob Bonuszinsen bei der Vollansparung zu berücksichtigen sind, ist ungeklärt (dazu Vels WM 18, 551, 553 ff). Zur Kündigung zehn Jahre nach Zuteilungsreife s § 489 Rn 11.

 

Rn 69

Für außerordentliche Kündigungen gelten die §§ 490 I, 313 III 2 u 314. Nach Nr. 13 II AGB-Banken u Nr. 22 I AGB-Sparkassen bestehen ggf Nachbesicherungsrechte (BGH NJW 98, 385, 386; Nürnbg WM 12, 1866, 1867), deren Nichterfüllung in angemessener Frist ein Recht zur Kündigung des Darlehens aus wichtigem Grund gibt. Ein solcher Grund ist auch im Falle drohender Zahlungsunfähigkeit des Darlehensnehmers (BGH WM 03, 1316, 1317; Schlesw WM 11, 460; LG Köln BB 12, 1821), bei beharrlicher Weigerung des Darlehensnehmers, seine finanzielle Situation offen zu legen (Frankf ZIP 11, 999; Nürnbg BKR 10, 458) sowie bei falschen Angaben in der Selbstauskunft o zum Verwendungszweck des Darlehens gegeben (KG WM 10, 1890, 1891).

 

Rn 70

Die Kündigungserklärung einer privaten Bank bedarf außer einem Hinweis auf die Kündigungsnorm keiner Begründung (BGH NJW 13, 1519 [BGH 15.01.2013 - XI ZR 22/12] Rz 22). Sparkassen müssen wegen der Bindung an Art 3 I GG einen sachgerechten Grund angeben (BGH WM 03, 823, 825; 91, 317; Hadding FS Hopt [10], 1893, 1905; Linnenbrink BKR 14, 10, 12). Die Kündigung muss hinreichend deutlich innerhalb angemessener Frist nach Kenntnis, nicht nach Kennenmüssen (BGH NJW 13, 2425 [BGH 09.04.2013 - II ZR 273/11] Rz 15) des Kündigungsgrunds erfolgen (§ 314 III). § 626 II ist nicht entsprechend anwendbar (BGH NJW 11, 1438 Rz 27 f; Nürnbg WM 09, 1744). Bei mehreren Darlehensnehmern muss die Kündigung allen ggü erfolgen (BGH NJW 02, 2866, 2867; Hamm WM 09, 649, 650 f; München WM 08, 1151, 1154).

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