aa) Anordnung.

 

Rn 42

Der Beschl auf Anordnung des Zwangsgeldes muss auf eine bestimmte Höhe lauten, die sich nach dem Vollstreckungsinteresse des Gläubigers bemisst (LAG Frankfurt DB 93, 1248; Karlsr NJW-RR 00, 1312; aA Hambg ZUM 05, 660, 661 sowie MüKoZPO/Gruber Rz 29: Fraglich sei allein, welcher Zwangsgeldbetrag den entgegenstehenden Willen des Schuldners überwinde, sich Letzterem anschließend LAG Köln 30.9.20 – 11 Ta 135/20 Rz 5 und LAG Hessen 30.12.20 – 8 Ta 342/20 Rz 47). Dafür bildet der Streitwert der Hauptsache eine Richtschnur (Rostock JurBüro 09, 105; Brandbg MDR 07, 429, 430; Karlsr NJW-RR 00, 1312; Rostock MDR 21, 322). Ob es sich um eine erste Vollstreckungsmaßnahme handelt und ob der Schuldner Erfüllungsversuche unternommen hat (Ddorf ErbR 19, 772, 773) sowie, ob schon teilerfüllt wurde (LAG Berlin-Brandenburg 5.4.18 – 9 Ta 1625/17 Rz 33), kann einbezogen werden. Ferner ist die Dauer und Hartnäckigkeit der Erfüllungsverweigerung beachtlich (Brandbg MDR 07, 429, 430 [OLG Brandenburg 27.07.2006 - 10 WF 149/06]; Karlsr NJW-RR 00, 1312 [OLG Karlsruhe 02.11.1999 - 14 W 61/99]; Ddorf ErbR 19, 772, 773 [OLG München 31.07.2019 - 7 U 3222/18]). Schließlich muss das Zwangsgeld der Bedeutung der Sache angemessen sein (München NJW-RR 92, 704). Erneutes Zwangsgeld kann nur festgesetzt werden, wenn das zuvor angeordnete gezahlt oder vollstreckt ist (BGH FamRZ 19, 141 m Anm Müller-Engels). Das Mindestmaß beläuft sich auf 5 EUR (Art 6 I 1 EGStGB) und der – einzelne (vgl BGH NJW-RR 05, 1211, 1213 [BGH 14.04.2005 - IX ZB 76/04]) – Höchstbetrag auf 25.000 EUR (Abs 1 S 2). Eine Sanktionsandrohung, die diesen Rahmen übersteigt, ist gerichtlich anzupassen (Kobl NJW-RR 19, 1103 [BGH 18.01.2019 - V ZR 324/17] Rz 19 und 71 – EUR 100.000). Bei der Vollstreckung der Weiterbeschäftigung ist regelmäßig ein Monatsgehalt als Höhe des Zwangsgelds angemessen (LAG Hessen 30.12.20 – 8 Ta 342/20 Rz 47).

 

Rn 43

Mit dem Beugecharakter nicht zu vereinbaren und deshalb unzulässig sind Stundung und Ratenzahlung (keine Anwendbarkeit des Art 7 EGStGB). Das Zwangsgeld fällt an die Staatskasse, nicht an den Gläubiger (BGH NJW 83, 1859, 1860 [BGH 02.03.1983 - IVb ARZ 49/82] mwN) und ist durch den GV zu überweisen. Bei einer Forderungspfändung muss im Überweisungsbeschluss die Zahlung durch den Drittschuldner an die Gerichtskasse angeordnet werden.

 

Rn 44

Für den Fall, dass das Zwangsgeld nicht beigetrieben werden kann, ordnet das Gericht ersatzweise Zwangshaft an, § 888 I 1. Deren Festsetzung ist nachholbar, wenn die Anordnung im Beschl fehlt (entspr Anwendung des Art 8 I EGStGB). An den Nachweis der Nichtbeitreibbarkeit sind keine strengen Anforderungen zu stellen (Köln FamRZ 02, 895; Ddorf JurBüro 89, 277, 278; KG NJW 63, 2081, 2082).

bb) Vollstreckung.

 

Rn 45

Die Vollstreckung der Zwangsgeldanordnung steht im Belieben des Gläubigers. Es erfolgt keine Vollstreckung vAw nach dem JBeitrG (so aber München NJW 83, 947), sondern auf Gläubigerantrag hin nach den Bestimmungen über die Zwangsvollstreckung wegen Geldforderungen, §§ 802a–882h (str; so hM; RGZ 53, 181, 182 f; BGH NJW 83, 1859, 1860 mwN; Stuttg FamRZ 97, 1495; Anders/Gehle/Schmidt ZPO Rz 18; aA für die Vollstreckung vAw, § 1 I Nr 3 JBeitrO [jetzt JBeitrG idF der Bek v 27.6.17 (BGBl I 1926), zuletzt geändert durch Art 15 XIV des G v 4.5.21 (BGBl I 882): München NJW 83, 947).

 

Rn 46

Der Zwangsgeldbeschluss bedarf einer Vollstreckungsklausel, §§ 795, 724; (aA LG Kiel SchlHA 83, 75, 76; Schuschke/Walker/Walker/Koranyi Rz 43).

cc) Rückforderung.

 

Rn 47

Str ist, ob der Schuldner einen Rückforderungsanspruch gegen den Staat hat, wenn das Gericht den Vollstreckungstitel oder den Zwangsgeldbeschluss nach der Vollstreckung aufhebt. (Es besteht jedenfalls kein Rückforderungsanspruch, wenn der Zweck des Zwangsmittels erreicht oder nicht mehr erreichbar ist – hier fehlt es schon an einer Grundlage für die Aufhebung – Köln NZFam 17, 230 Rz 3 ff zu § 35 FamFG; Übertragbarkeit auf § 888 offengelassen von der Folgeinstanz BGH FamRZ 17, 1948). Gründe für eine Aufhebung können darin liegen, dass die Vollstreckung zum Beitreibungszeitpunkt (zB wegen Erfüllung) rechtswidrig war oder der Gläubiger nachträglich auf seine titulierten Rechte verzichtet hat. Gegen einen solchen Anspruch wird geltend gemacht, die spätere Aufhebung des Vollstreckungstitels habe auf die Rechtmäßigkeit der Anordnung und die Beitreibung des Zwangsgeldes keinen Einfluss. Der Schuldner müsse sich gem §§ 717 II, 945 an den Gläubiger halten (so KG JW 22, 1047 f m zust Anm Oertmann; diff Frankf JurBüro 91, 1554 ff: Rückforderungsanspruch besteht in den ersten beiden Fällen analog § 776, im letzten Fall nicht). Richtigerweise ist jedoch in allen Fällen der Rückgewähranspruch zu bejahen (BAG NJW 90, 2579, 2580 mwN; Zweibr InVo 00, 287), da kein Grund ersichtlich ist, warum der Fiskus profitieren sollte. Der Anspruch lässt sich entweder auf § 812 I 2 BGB analog stützen (so BAG NJW 90, 2579, 2580; Köln JZ 67, 762, 763 m Anm Baur) oder auf § 776 analog (Zweibr InVo 00, 287; Frankf JurBüro 91, 1554, 155...

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