Rn 14

Die Unpfändbarkeit nach Nr 1 erstreckt sich auf Sachen, die der Schuldner oder eine mit ihm in einem gemeinsamen Haushalt zusammenlebende Person nutzt. Neben Familienangehörigen werden damit auch die Mitglieder von Bedarfs- und Wohngemeinschaften berücksichtigt (BTDrs 19/27636, S 28), unabhängig davon, ob sie vom Schuldner wirtschaftlich abhängig sind. Auch im Haushalt lebende Angestellte gehören zum geschützten Personenkreis. Der Haushalt muss bereits bestehen, darf also nicht nur geplant sein (LG Schweinfurt DGVZ 57, 108). Bei vorübergehender Obdachlosigkeit nach einer Zwangsräumung ist weiter von einem bestehenden Haushalt auszugehen (LG München DGVZ 83, 93, 94). Gegenstände, die dem Schuldner nicht gehören, ihm aber tatsächlich dauerhaft zur ungestörten (Mit-)Benutzung zur Verfügung stehen, sind bei der Frage, ob eigene Sachen gepfändet werden dürfen, zu berücksichtigen (Hambg MDR 55, 175; Celle JurBüro 69, 362, 363).

1. Bescheidene Lebens- und Haushaltsführung (Buchst a).

 

Rn 15

Für die Lebens- und Haushaltsführung werden insb Kleidungsstücke, Wäsche, Haushaltsgeräte und Möbel benötigt. Gegenstände, die in vertretbarem Umfang Beziehungen zur Umwelt, eine Teilnahme am kulturellen Leben und die Informationsbeschaffung über das Zeitgeschehen ermöglichen, können unpfändbar sein (LSG Rheinland-Pfalz info also 18, 85). Welche Gegenstände der Schuldner im konkreten Fall benötigt, ist nach den Umständen des Einzelfalls zu beurteilen und verschließt sich einer schematischen Anwendung der Schutzbestimmungen (s Rn 2). Das Wort ›bescheiden‹ stellt klar, dass der Schuldner keine standesgemäße Lebens- und Haushaltsführung beanspruchen kann, sondern Einschränkungen hinnehmen muss (MüKoZPO/Gruber Rz 26). Unentbehrlichkeit des Gegenstands ist jedoch nicht Voraussetzung für den Pfändungsschutz (BFH NJW 90, 1871 [BFH 30.01.1990 - VII R 97/89]; LG Bochum DGVZ 83, 12).

 

Rn 15a

Bei der nachfolgenden Darstellung von Bsp ist zu beachten, dass die Unpfändbarkeit stets nach den Umständen des Einzelfalls zu beurteilen ist und deshalb Gerichtsentscheidungen zu konkreten Gegenständen nicht ohne Weiteres auf andere Fälle übertragbar sind.

 

Rn 15b

Unpfändbar sind idR: Bett einschl Matratze, Bettdecke, Kopfkissen und Bettwäsche (auch zum Wechseln); Besteck in angemessenem Umfang; Bücher in angemessener Zahl; Bügeleisen; Computer (AG Heidelberg DGVZ 15, 59, 60; VG Gießen NJW 11, 3179; vgl MüKoZPO/Gruber Rz 61; aA VG Münster DGVZ 13, 183, 184); Fahrrad (Braunschw NJW 52, 751; abw Schuschke/Walker/Walker/Loyal Rz 26); Fernseher, auch wenn zusätzlich ein Radiogerät vorhanden ist (AG Heidelberg DGVZ 15, 59, 60; AG Wuppertal DGVZ 08, 163; AG Lichtenberg DGVZ 07, 173, 174; Stuttg NJW 87, 196, 197 [OLG Stuttgart 09.04.1986 - 8 W 357/85]); Gartenlaube (s Rn 16); Geschirr in angemessenem Umfang; Heizkissen (MüKoZPO/Gruber Rz 61; Zö/Herget Rz 15; aA Köln MDR 69, 151); Kinderwagen (AG Biberach DGVZ 63, 76, 77); Kleidungsstücke in angemessenem Rahmen für die verschiedenen Jahreszeiten und zum Wechseln; kleinere Küchengeräte, wie Toaster, Rührgerät, Wasserkocher (MüKoZPO/Gruber Rz 61); Küchenherd und -backofen; Kühlschrank (AG Mönchengladbach-Rheydt DGVZ 96, 141; Frankf RPfleger 64, 276 f; AG München DGVZ 74, 95; aA LG Hannover MDR 64, 155 [LG Hannover 20.03.1963 - 11 T 29/63]; einschr LG Traunstein MDR 63, 58, 59); Möbel iRe angemessenen, bescheidenen Lebensführung: Tisch, 4 Stühle, Sitzgruppe mit Couchtisch (FG Brandenburg JurBüro 98, 664; LG Heilbronn MDR 92, 1001; AG Itzehoe DGVZ 98, 63; LG Wiesbaden DGVZ 89, 141); Rundfunkgerät, wenn kein Fernseher vorhanden ist (Stuttg NJW 87, 196, 197 [OLG Stuttgart 09.04.1986 - 8 W 357/85]; s.a. Fernseher); Staubsauger (Musielak/Voit/Flockenhaus Rz 12; aA AG Wiesbaden DGVZ 93, 158); Telefon; Uhr als Armband- oder Taschenuhr (München DGVZ 83, 140); Wäsche, soweit zur angemessenen, bescheidenen Lebensführung erforderlich; Waschmaschine (LG Berlin NJW-RR 92, 1038, 1039 [LG Berlin 04.01.1992 - 64 S 290/91]; LG Traunstein MDR 63, 58; aA Köln MDR 69, 151; LG Konstanz DGVZ 91, 25, 26; AG Berlin-Schöneberg DGVZ 90, 15); Wäscheschleuder (LG Traunstein MDR 63, 58).

 

Rn 15c

Pfändbar sind idR: Anrufbeantworter (LG Berlin NJW-RR 92, 1038, 1039 [LG Berlin 04.01.1992 - 64 S 290/91]); Bügelmaschine zumindest im Austausch gegen ein elektrisches Bügeleisen, wenn nicht ohnehin vorhanden (MüKoZPO/Gruber Rz 61; Schuschke/Walker/Walker/Loyal Rz 23); CD- und DVD-Spieler (s Unterhaltungselektronik); Digitalkamera (AG Heidelberg DGVZ 15, 59, 60); Drucker (AG Heidelberg DGVZ 15, 59, 60); Gefriertruhe (AG Itzehoe DGVZ 84, 30; LG Kiel DGVZ 78, 115); Geschirrspülmaschine (AG Heidelberg DGVZ 81, 31); Glasvitrine (LG Heilbronn MDR 92, 1001); Grill; Kaffeemaschine (aA Musielak/Voit/Flockenhaus Rz 12; Zö/Herget Rz 15; MüKoZPO/Gruber Rz 61); Kraftfahrzeuge, es sei denn, der Schuldner hat nicht die Möglichkeit, öffentliche Verkehrsmittel zu benutzen (vgl AG Wuppertal DGVZ 09, 43); Mikrowellenherd, wenn ein anderer Küchenherd vorhanden ist (Schuschke/Walker/Walker/Loyal Rz 23; aA Musielak/Voit/Flocken...

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