Rn 2

Nach § 97 I 1 in ihrem Anwendungsbereich vorrangige Staatsverträge:

  • Sorgerechtliche Schutzmaßnahmen für Kinder m gewöhnl Aufenthalt in einem Vertragsstaat sind nach dem KSÜ in anderen Vertragsstaaten grds automatisch anzuerkennen, Art 23 ff KSÜ. Für fakultative Anerkennungsfeststellungsverfahren (Art 24 KSÜ) greifen § 32 iVm §§ 16 ff IntFamRVG. Das MSA normiert in Art 7 S 1 MSA eine Anerkennungspflicht für Maßnahmen aus Vertragsstaaten, wobei zu vollstreckende Maßnahmen nach autonomem bzw staatsvertraglichem IZVR anzuerkennen sind (Art 7 S 2 MSA).
  • Die Anerkennung v Sorgerechtsentscheidungen zwischen Vertragsstaaten regeln Art 7 ff EuSorgeRÜ, Ausführungsbestimmungen dazu enthalten § 32 iVm §§ 16 ff IntFamRVG. Die Anerkennung nach anderen Regeln ist nicht ausgeschlossen (Art 19 EuSorgeRÜ).
  • Minderjährigenadoptionen aus HAdoptÜ-Vertragsstaaten werden nach Art 23 ff HAdoptÜ aufgrund Bescheinigung kraft Gesetzes anerkannt. Die Überprüfung der Bescheinigung regelt § 9 AdÜbAG. Ein Anerkennungsfeststellungsverfahren nach § 2 AdWirkG bleibt möglich (AG Düsseldorf FamRZ 18, 1423; Keidel/Dimmler Rz 40).
  • Erwachsenenschutzmaßnahmen aus anderen Vertragsstaaten sind nach Art 22 ff ESÜ grds automatisch anzuerkennen, Details zum fakultativen Anerkennungsfeststellungsverfahren (Art 23 ESÜ) regeln §§ 8 ff ErwSÜAG.
  • Die Anerkennung v Unterhaltsentscheidungen aus Island, Norwegen u der Schweiz richtet sich nach Art 32 ff LugÜ (Grundsatz der automatischen Anerkennung).
  • Unterhaltsentscheidungen aus HaagUntÜ-Vertragsstaaten sind nach Art 19 ff HaagUntÜ anzuerkennen. In Altfällen können noch Art 4 ff HUVÜ maßgeblich sein.

Ferner können bilaterale Anerkennungs- u Vollstreckungsabkommen beachtlich sein (vgl MüKoFamFG/Rauscher § 97 Rz 38, § 108 Rz 8), etwa das deutsch-türkische Nachlassüb v 1929.

 

Rn 3

Nach § 97 I 2 vorrangig zu berücksichtigende europäische Rechtsakte:

  • Art 30 ff Brüssel IIb-VO/Art 21 ff Brüssel IIa-VO gelten für Entscheidungen sowie öffentliche Urkunden u vollstreckbare Parteivereinbarungen (Art 64 ff Brüssel IIb-VO/Art 46 Brüssel IIa-VO) betr die elterliche Verantwortung (§ 99 Rn 3) aus anderen EU-MS (mit Ausnahme einstw Maßnahmen nach Art 15 Brüssel IIb-VO/Art 20 Brüssel IIa-VO, EuGH NJW 10, 2861 [EuGH 15.07.2010 - Rs. C-256/09] – Purrucker = ECLI:EU:C:2010:437). Diese sind nach Art 30 I Brüssel IIb-VO/Art 21 I Brüssel IIa-VO grds automatisch anzuerkennen. Neben der Inzidentanerkennung (Art 30 V Brüssel IIb-VO/Art 21 IV Brüssel IIa-VO) ist fakultativ ein Anerkennungsverfahren vorgesehen (Feststellungsentscheidung nach Art 30 III, IV Brüssel IIb-VO/Art 21 III Brüssel IIa-VO, Verfahren nach § 32 iVm §§ 16 ff IntFamRVG).
  • Schutzmaßnahmen iSd EuGewSchVO sind nach Art 4 I EuGewSchVO im Durchsetzungsstaat automatisch anzuerkennen u vollstreckbar, wenn eine Bescheinigung nach Art 5 EuGewSchVO vorliegt.
  • Art 16 ff EuUntVO sind vorrangig für Entscheidungen sowie gerichtliche Vergleiche u öffentliche Urkunden (Art 48 I EuUntVO) aus MS, wobei zwischen durch das HUntProt gebundenen (Art 17 ff EuUntVO) u nicht gebundenen (Art 23 ff EuUntVO) MS differenziert wird. Es gilt der Grundsatz der automatischen Anerkennung (Art 17 I, Art 23 EuUntVO).
  • Nach Art 39 ff EuErbVO sind Entscheidungen aus anderen MS ohne besonderes Verfahren anzuerkennen. Für öffentliche Urkunden gilt Art 59 EuErbVO.
  • Art 36 ff EuGüVO/EuPartVO regeln die grds automatische Anerkennung v Entscheidungen aus anderen teilnehmenden MS, öffentliche Urkunden unterliegen Art 58 EuGüVO/EuPartVO.

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