Rz. 7
Als nicht vertretbare Handlungen kommen in Betracht (übersichtlich Goebel/Goebel, § 11 Rn. 66):
- Auszahlungsanweisung an Anwalt zur Rückzahlung des vom Gläubiger auf dessen Geschäftskonto eingezahlten Geldes (OLG Schleswig-Holstein, Beschluss v. 26.10.2011, 16 W 120/11, Juris; BGH, JurBüro 2008, 104).
- Verpflichtung zur Gewährung häuslicher Krankenpflege (LSG Berlin Brandenburg, Beschluss v. 30.12.2009, L 1 KR 350/09 B ER – Juris).
- Verpflichtung des Erben gegenüber dem nicht zum Erben berufenen Pflichtteilsberechtigten zur Auskunftserteilung über den Bestand des Nachlasses durch Vorlage eines Verzeichnisses der Nachlassgegenstände gem. § 2314 Abs. 1 Satz 1 BGB handelt es sich um eine unvertretbare Handlung, die nach § 888 Abs. 1 ZPO zu vollstrecken ist. Dies gilt auch dann, wenn der Erbe zur Vorlage eines durch einen Notar aufgenommenen Verzeichnisses gem. § 2314 Abs. 1 Satz 3 BGB verurteilt worden ist (BGH NJW 2019, 231 = MDR 2019, 39 = FamRZ 2019, 141; OLG München, NJW 1969, 436; OLG Frankfurt, RPfleger 1977, 184; OLG Brandenburg, FamRZ 1998, 180; OLG Celle, DNotZ 2003, 62; OLG Nürnberg, FamRZ 2010, 584; OLG Saarbrücken, ZEV 2011, 373; OLG Stuttgart, NJW-Spezial 2015, 328; OLG Zweibrücken NJW-Spezial 2015, 583; OLG Düsseldorf, NJW-RR 2017, 524; Staudinger/Herzog, BGB, 2015, § 2314 Rn. 172 m. w. N.; für den Fall der Verurteilung zur Wertermittlung durch einen Sachverständigen gem. § 2314 Abs. 1 Satz 2 BGB: BGH, NJW 2015, 623).
- Verpflichtung zur Vornahme einer schlicht-hoheitlichen Amtshandlung (Fortschreibung Luftreinhaltungsplan; BayVGH, NVwZ 2017, 894; VGH Baden-Württemberg, NVwZ-RR 2019, 83).
- Vollstreckung des Wertermittlungsanspruchs aus § 2314 Abs. 1 Satz 2 BGB (OLG Oldenburg, ZEV 2011, 383; LG Halle, Beschluss v. 6.3.2012, 4 O 1712/11; OLG Frankfurt NJW-RR 1994, 8; OLG Karlsruhe NJW-RR 1990, 393; Münchener Kommentar-Lange, BGB, 4. Aufl. § 2314 Rn. 22; Stein/Jonas/Brehm, ZPO, 22. Aufl. § 888 Rn. 5; Erman-Schlüter, BGB, 12. Aufl. § 2314 Rn. 8; Bamberger/Roth-Mayer, BGB, 2. Aufl. § 2314 Rn. 29; AnwK-BGB-Bock, BGB, § 2314 Rn. 57; HK-BGB-Hoeren, BGB, § 2314 Rn. 15; Prütting/Wegen/Weinreich-Deppenkemper, BGB, 4. Aufl. § 2314 Rn. 22) Das OLG Köln (JurBüro 1995, 550; ebenso im Ergebnis OLG Hamm, ZEV 2011, 383) hält § 887 ZPO nur dann für anwendbar, wenn die Erfüllung des titulierten Anspruchs durch Einholung eines Sachverständigengutachtens möglich ist, ohne dass es hierbei der Mitwirkung des Schuldners – etwa durch Mitteilung persönlichen Wissens an den Sachverständigen – bedarf. Die Vollstreckung eines Einsichtsrechts in Urkunden ist nach herrschender Meinung nach den Regeln der Herausgabevollstreckung beweglicher Sachen und damit ebenfalls nach § 883 ZPO zu vollstrecken (Zöller/Seibel, § 883 Rn. 2 m. w. N.; Palandt, § 810 BGB, Rn 2; OLG Hamm, NJW 1974, 654; OLG Frankfurt, NJW-RR 1992, 171; Schilken, DGVZ 1988, 49; a. A. Erman-Wilhelmi, BGB, 13. Aufl., 2011, § 810 BGB, Rn. 9 m. w. N. bei § 809, Rn 5). Etwas anderes gilt, wenn das Einsichtsrecht Teil eines umfassend geltend gemachten Auskunftsanspruchs und somit als dessen bloße Nebenpflicht anzusehen ist. Für eine solche Fallgestaltung befürwortet die herrschende Meinung die Vollstreckung nach § 888 ZPO (LAG Nürnberg, Beschluss v. 20.1.2012, 2 Ta 212/11 – Juris; NJW-RR 1996, 382; Zöller/Seibel, § 883 Rn 2).
- Verpflichtung zur Auskunftserteilung, soweit diese nicht nur in der Vorlage auch Dritten zugänglicher Urkunden und sonstiger Belege besteht und auch nicht von Dritten durch Einsichtnahme in solche Unterlagen erteilt werden kann (OLG Brandenburg, Beschluss v. 4.12.2008, 10 WF 233/08 – Juris; OLG Köln, InVo 2002, 161 und InVo 1998, 360; OLG Brandenburg, FamRZ 1998, 179; BayObLG, NJW-RR 1997, 489; OLG Frankfurt, NJW 1992, 171; vgl. auch LG Saarbrücken, Urteil v. 16.12.09, 5 S 16/09 – Juris; BGH, NJW 2009, 2308; BGH, MDR 1986, 657; OLG Rostock, JurBüro 2009, 105; Brandenburgisches Oberlandesgericht, Beschluss v. 11.8.2006, 7 W 50/06 – Juris; Zöller/Seibel, § 888 Rn. 3, Stichwort: "Auskunft" m. w. N.); Die Vorlage von Belegen sind als Teil einer umfassenderen Verpflichtung auf Auskunftserteilung oder Rechnungslegung zu betrachten (AG Ludwigslust, FamRZ 2012, 31; vgl. auch zur Rechnungslegung, soweit diese über die bloße Vorlage von Belegen und Unterlagen hinausgeht (OLG Köln, NJW-RR 1992, 633).
- Vollstreckung der Verpflichtung zur Auskunftserteilung über die persönlichen Verhältnisse eines Kindes gem. § 1686 BGB (BGH, NZFam 2017, 429 = FamRB 2017, 213).
- Erstellung von Arbeitspapieren, insbes. eines qualifizierten Arbeitszeugnisses (LAG Rheinland-Pfalz, Beschluss v. 1.4.2009, 3 Ta 40/09 – Juris; LAG Köln EzA-SD 2009, Nr. 5, 16; LAG Düsseldorf, JurBüro 1985, 1429; LAG Frankfurt, DB 1981, 534; a. A. § 887 = LAG Hessen, JurBüro 2009, 212; LAG Schleswig-Holstein, Beschluss v. 10.1.2012, 6 Ta 3/12 – Juris; LAG Rheinland-Pfalz, Beschluss v. 5.1.2012, 5 Ta 267/11 - Juris). Qualifiziert sind die dann, wenn Angaben zu Art und Dauer der Tätigkeit der Gläubigerin bei der...
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