Rechtsprechung ist zwischenzeitlich einheitlich

Die Auffassung, dass sich die Postentgeltpauschale im Falle der Beratungshilfe nach den Beratungshilfegebühren richtet, dürfte in Anbetracht der einhelligen jüngeren obergerichtlichen Rechtsprechung nicht mehr anzuzweifeln sein:

  • KG RVGreport 2008, 433,
  • OLG Dresden AGS 2008, 559 = OLGR 2009, 110 = MDR 2009, 414 = RVGreport 2008, 432,
  • OLG Bamberg JurBüro 2007, 645 = OLGR 2008, 199,
  • OLG Nürnberg Rpfleger 2008, 504 = OLGR 2008, 619 = MDR 2008, 1003 = NJW-RR 2008, 1671 = RVGreport 2008, 308,
  • OLG Düsseldorf AGS 2007, 630 = RVGreport 2007, 467,
  • LG Berlin Rpfleger 2008, 505,
  • LG Detmold AGS 2008, 90.

Die Gerichte, die ursprünglich die Gegenauffassung vertreten haben, halten – soweit bekannt – an ihrer gegenteilige Auffassung nicht mehr fest:

  • OLG Nürnberg (5. Senat) AGS 2007, 253 = OLGR 2007, 191 = JurBüro 2007, 209 = MDR 2007, 805 = RVGreport 2007, 150 (hat auf Anfrage des 13. Senats mitgeteilt, an seiner Auffassung nicht weiter festzuhalten),
  • AG Siegburg AGS 2008, 298 (Rspr. aufgegeben),
  • AG Köln AGS 2006, 25 = RVGreport 2006, 68,
  • AG Oschatz AGS 2007, 631 = FamRZ 2007, 1671 = NJW-Spezial 2007, 525,
  • AG Eutin AGS 2007, 631.
 
Hinweis

Anders verhält es sich für einen im Rahmen der Prozesskostenhilfe beigeordneten Anwalt. Dieser erhält dieselben Gebühren wie ein Wahlanwalt (§ 45 Abs. 1 S. 1 RVG), allerdings bei Werten von über 3.000,00 EUR aus den Beträgen des § 49 RVG. Die Postentgeltpauschale berechnet sich dagegen für ihn nach den Gebühren aus den Wahlanwaltsbeträgen (BGH MDR 1971, 832 = Rpfleger 1971, 351 = AnwBl 1971, 315 = NJW 1971, 1845; OLG Düsseldorf JurBüro 1987, 703; KG JurBüro 1980, 1198; AnwK-RVG/N. Schneider, 4. Aufl. 2008, Nrn. 7001-7002 Rn 47 ff.).

Da die Gebührenbeträge bis 3.000,00 EUR identisch sind und die Gebühren des bestellten oder beigeordneten Anwalts fast nie unter 100,00 EUR liegen, hat diese Streitfrage nach dem RVG allerdings kaum noch praktische Bedeutung. Möglich sind solche Fälle z.B. in der Zwangsvollstreckung.

 
Praxis-Beispiel

Der Anwalt vertritt seinen Mandanten in einem Zwangsvollstreckungsverfahren (Wert 6.000,00 EUR), in dem er dem Mandanten im Wege der Prozesskostenhilfe beigeordnet worden ist.

Legt man die PKH-Gebühren zugrunde, ergäbe sich folgende Berechnung der Postentgeltpauschale:

 
1. 0,3-Verfahrensgebühr, Nr. 3309 VV   67,50 EUR
2. Postentgeltpauschale, Nr. 7002 VV   13,50 EUR

Legt man die Wahlanwaltsgebühren zugrunde, ergibt sich dagegen folgende Berechnung:

 
1. 0,3-Verfahrensgebühr, Nr. 3309 VV   101,40 EUR
2. Postentgeltpauschale, Nr. 7002 VV   20,00 EUR

Abzurechnen ist daher wie folgt:

 
1. 0,3-Verfahrensgebühr, Nr. 3309 VV   67,50 EUR
2. Postentgeltpauschale, Nr. 7002 VV (20 % aus 101,40 EUR)   20,00 EUR
  Zwischensumme 87,50 EUR  
3. 19 % Umsatzsteuer, Nr. 7008 VV   16,63 EUR
  Gesamt  

104,13 EUR

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