Rz. 88
Ein Gebäude auf fremdem Grund und Boden im steuerlichen Sinne liegt dann vor, wenn ein anderer als der Eigentümer des Grunds und Bodens darauf ein Gebäude errichtet hat und ihm das Gebäude steuerlich zuzurechnen ist. Das ist insbesondere der Fall, wenn das Gebäude Scheinbestandteil i.S.d. § 95 BGB ist.[40] Sofern dem Nutzungsberechtigten des Gebäudes für den Fall der Nutzungsbeendigung gegenüber dem Eigentümer des Grunds und Bodens ein Anspruch auf Ersatz des Verkehrswerts des Gebäudes (aus einer vertraglichen Vereinbarung oder gesetzlich) zusteht, ist bewertungsrechtlich von einem Gebäude auf fremdem Grund und Boden auszugehen.[41]
Rz. 89
Zur Bewertung von Gebäuden auf fremdem Grund und Boden werden gem. § 195 Abs. 1 BewG die Werte für die wirtschaftliche Einheit des Gebäudes (§ 195 Abs. 2 BewG) und die wirtschaftliche Einheit des belasteten Grundstücks (§ 195 Abs. 3 BewG) gesondert ermittelt.
Rz. 90
Der Wert des belasteten Grunds und Bodens entspricht dem Bodenwert, der nach Anlage 26 zum BewG auf den Bewertungsstichtag abzuzinsen ist, zuzüglich des über die Restlaufzeit des Nutzungsrechts kapitalisierten Entgelts nach Anlage 21 zum BewG, § 195 Abs. 3 BewG.
Rz. 91
Der Gebäudewert wird im Ertragswertverfahren (siehe Rdn 51 ff.>) bzw. im Sachwertverfahren (siehe Rdn 66 ff.>) ermittelt. Dabei greift aber gem. § 195 Abs. 2 S. 2 ff. BewG der Mindestansatz der Restnutzungsdauer von mindestens 30 % der wirtschaftlichen Gesamtnutzungsdauer (§ 185 Abs. 2 S. 5 BewG bzw. § 190 Abs. 4 S. 5 BewG) nicht, wenn der Nutzer verpflichtet ist, das Gebäude bei Ablauf des Nutzungsrechts zu beseitigen.
Hinweis
Bei der Bewertung nach § 195 BewG handelt es sich um eine stark typisierende Regelung, so dass zum Nachweis eines niedrigeren gemeinen Werts eine Sachwertbegutachtung i.S.d. § 198 BewG (siehe Rdn 97 ff.>) in Betracht kommt.
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