a) Konkrete Einstellung

 

Rz. 115

Wird unfallabhängig eine Ersatzkraft tatsächlich eingestellt, sind deren konkrete Kosten brutto (einschließlich der Arbeitgebersozialabgaben und Steuern)[129] auszugleichen, wenn und soweit deren Einstellung erforderlich und angemessen ist. Die Angemessenheit richtet sich an Art und Größe des Haushaltes aus.

 

Rz. 116

Reicht die Arbeitsleistung der Hilfskraft nicht aus, den Ausfall voll auszugleichen, kann daneben der verbleibende Anspruch fiktiv netto abgerechnet werden.

[129] BGH v. 8.2.1983 – VI ZR 201/81 – BGHZ 86, 372 = DAR 1983, 221 = FamRZ 1983, 452 = JR 1983, 414 = MDR 1983, 570 = NJW 1983, 1425 = r+s 1983, 101 = VersR 1983, 458 = zfs 1983, 202; OLG Saarbrücken v. 25.7.2013 – 4 U 244/12 –dash; SP 2014, 11.

b) Fiktive Berechnung

 

Rz. 117

In der Praxis wird Ersatz von Haushaltsführungsschäden überwiegend fiktiv gefordert. Die Fiktivabrechnung im Sachschadenbereich wird durch die Neuregelung des § 249 BGB eingeschränkt.[130] Fiktive Personenschadenberechnung wird von Gesetzgebung[131] und Rechtsprechung[132] als unzulässig angesehen.[133] Aufsetzend auf § 845 BGB weicht die Rechtsprechung beim Haushaltsführungsschaden von diesem Grundsatz ab.

 

Rz. 118

Die Forderung auf Ersatz der Haushaltshilfekosten ist nicht von der Einstellung einer Hilfskraft abhängig, sondern erfordert nur Darlegung und Nachweis der Notwendigkeit der Beschäftigung einer Haushaltshilfe.[134]

 

Rz. 119

Wird keine Ersatzkraft eingestellt (und behilft man sich im Familien-, Verwandten- oder Freundeskreis[135] – oder verändert man z.B. die Schmutztoleranzgrenze), kann der Haushaltsführungsschaden auch fiktiv (dann aber netto) berechnet werden.[136]

 

Rz. 120

Kann die verletzte Person weiterhin den Haushalt leiten, sind die anzusetzenden Kosten selbstredend niedriger als bei einem vollständigen Ausfall.

[130] Siehe BGH v. 19.2.2013 – VI ZR 69/12 – DAR 2013, 257 = MDR 2013, 586 = NJ 2013, 340 = NJW 2013, 1732 = NJW-Spezial 2013, 234 = NZV 2013, 333 = r+s 2013, 254 = SP 2013, 189 = VersR 2013, 637 (Soweit der Gesetzgeber in § 249 II 2 BGB die Erstattung nicht angefallener MwSt bei fiktiver Schadensabrechnung ausdrücklich vom Schadensersatzanspruch ausgenommen hat, hat er hiermit lediglich einen – systemwidrigen – Ausnahmetatbestand geschaffen, der nicht analogiefähig ist); BGH v. 19.2.2013 – VI ZR 401/12 – jurisPR-BGHZivilR 8/2013 Anm. 1 (Anm. Reinelt); BGH v. 19.2.2013 – VI ZR 220/12 –.
[131] BR-Drucks 742/01, S. 29.
[132] Zu Heilbehandlungskosten verneinend BGH v. 14.1.1986 – VI ZR 48/85 – BGHZ 97, 14 = DAR 1986, 141 = JZ 1986, 638 (Anm. Zeuner) = MDR 1986, 486 = NJW 1986, 1538 = r+s 1986, 125 = VersR 1986, 550 = zfs 1986, 203; AG Seligenstadt v. 2.7.2003 – 1 C 313/03 – SP 2003, 346 (Zahnschaden).
[133] Heß/Jahnke, Das neue Schadensersatzrecht, S. 74.
[134] OLG Celle v. 24.4.1980 – 5 U 204/77 – VersR 1981, 357.
[135] OLG Dresden v. 1.11.2007 – 7 U 3/07 – NZV 2009, 289 (nur Ls.) = SP 2008, 292 (Übernehmen Verwandte bzw. Bekannte die Hilfsdienste, ist grundsätzlich nicht der fiktive Nettolohn einer den Umständen nach erforderlichen Haushaltskraft [konkret 6,64 EUR/h] zu ersetzen, sondern lediglich eine angemessene Entschädigung für deren Dienste [konkret 5,00 EUR] geschuldet).
[136] BGH v. 10.4.1979 – VI ZR 151/75 – BB 1979, 2320 = DAR 1980, 16 = DB 1979, 2320 = FamRZ 1979, 687 = JR 1979, 462 = JZ 1979, 474 = MDR 1979, 833 = NJW 1979, 1501 = r+s 1979, 195 = VersR 1979, 670 = VRS 57, 94; OLG Saarbrücken v. 25.7.2013 – 4 U 244/12 – SP 2014, 11.

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