Rz. 212

Ein ehrenamtlicher Nachlasspfleger führt die Pflegschaft grundsätzlich unentgeltlich (§§ 1888 Abs. 1, 1876 S. 1 BGB).[241] Nur bei einem vermögenden Nachlass kann das Nachlassgericht dem Pfleger gemäß §§ 1888 Abs. 1, 1876 S. 2 BGB auf Antrag eine angemessene Vergütung bewilligen, soweit der Umfang oder die Schwierigkeit der Geschäfte dies rechtfertigen.[242] Zwar handelt es sich hierbei grundsätzlich um eine Ermessensentscheidung des Nachlassgerichts, lediglich in ganz einfach gelagerten Fällen wird die Ablehnung einer solchen Vergütung jedoch ermessensfehlerfrei sein.[243] Bezüglich der Höhe der Vergütung gelten sinngemäß die Ausführungen zum berufsmäßigen Nachlasspfleger bei vermögendem Nachlass (siehe Rdn 151 ff.).[244]

 

Rz. 213

Die 15-monatige Ausschlussfrist des § 2 VBVG gilt nicht; der Anspruch unterliegt der Regelverjährung des § 195 BGB,[245] wobei die Verjährung bis zur Aufhebung der Nachlasspflegschaft gehemmt ist (§ 207 Abs. 1 S. 2 Nr. 5 BGB).[246] Da eine rückwirkende Feststellung der Berufsmäßigkeit nicht zulässig ist (vgl. dazu Rdn 127), findet die Ausschlussfrist auch für den Zeitraum bis zu einer solchen Feststellung keine Anwendung.[247]

 

Rz. 214

Vergütungsvereinbarungen zwischen dem ehrenamtlichen Nachlasspfleger und den Erben sind möglich (vgl. dazu Rdn 206).

[241] OLG Köln v. 17.2.1999 – 2 Wx 62/98, Rpfleger 1999, 397; Zimmermann, ZEV 2022, 580.
[242] OLG Frankfurt v. 19.5.2022 – 20 W 271/18, openJur 2022, 19850; OLG Hamm v. 22.8.2019 – 15 W 197/18, NLPrax 2020, 32; Grüneberg/Götz, § 1876 Rn 2; Zimmermann, ZEV 2022, 580.
[243] Vgl. dazu OLG Düsseldorf vom 19.2.2014 – I-3 Wx 292/11, ZErb 2014, 136; Zimmermann, Nachlasspflegschaft, Rn 828.
[244] Vgl. dazu OLG Düsseldorf v. 19.2.2014 – I-3 Wx 292/11, ZErb 2014, 136; für einen erheblich reduzierten Stundensatz beim anwaltlichen Nachlasspfleger: OLG Frankfurt v. 19.5.2022 – 20 W 271/18, openJur 2022, 19850; OLG Frankfurt v. 2.2.2021 – 20 W 183/19, ZEV 2021, 629.
[245] OLG Hamm v. 22.8.2019 – 15 W 197/18, NLPrax 2020, 32; Grüneberg/Götz, Einl. v. § 1875 Rn 2.
[246] Vgl. Bestelmeyer, Rpfleger 2021, 616, 628.
[247] Überholt ist damit die Entscheidung des OLG Köln v. 30.1.2013 – 2 Wx 265/12, BeckRS 2013, 09365, soweit zunächst die Feststellung der Berufsmäßigkeit mit Rückwirkung angenommen und sodann die Verfristung von Vergütungsansprüchen festgestellt wird; vgl. dazu auch Bestelmeyer, FGPrax 2014, 93.

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