Rz. 1903

Erleidet ein Beamter einen Dienstunfall, erhält er erhöhte Leistungen nach §§ 30 ff. BeamtVG, u.a. einen Unfallausgleich (§§ 30 II Nr. 3, 35 BeamtVG).

 

Rz. 1904

Ist der Verletzte infolge eines Dienstunfalls länger als 6 Monate in seiner Erwerbsfähigkeit wesentlich eingeschränkt, erhält er neben den Dienstbezügen oder dem Ruhegehalt einen (steuerfreien, § 3 Nr. 1b, 6 EStG) Unfallausgleich in Höhe der Grundrente nach § 31 I – IV BVG (§ 35 I 2 BeamtVG).

 

Rz. 1905

Zum Unfallausgleich wurde die Frage der Kongruenz in der Vergangenheit unterschiedlich beurteilt:

Zum Schmerzensgeld besteht unstreitig keine Kongruenz.[1212]
Nach früherer Rechtsprechung[1213] besteht Kongruenz ausschließlich zum Anspruch des Beamten auf vermehrte Bedürfnisse, so dass teilweise ein Forderungsübergang in Betracht kommen kann.
Nach einem Urteil des KG v. 15.5.2000[1214] soll Kongruenz ausschließlich zum Verdienstausfall bestehen. Die Kongruenz zu den vermehrten Bedürfnissen wird ausdrücklich ­verneint. Das KG hat bei seiner Entscheidung aber wohl die frühere Rechtsprechung (auch desselben Senates des KG) nicht gesehen; der BGH[1215] ist in seinem nicht begründeten Nicht-Annahmebeschluss zur Entscheidung des KG auf die Problematik nicht ein­gegangen.
 

Rz. 1906

BGH v. 17.11.2009[1216] bestätigte dann (unter Hinweis auf die Rechtsprechung des BVerwG[1217]) seine ursprüngliche Rechtsprechung, die eine Deckungsgleichheit zutreffend ausschließlich mit den vermehrten Bedürfnissen annimmt.

[1212] OLG Hamm v. 16.3.1994 – 13 U 204/93 – SP 1995, 297 = VersR 1994, 1356.
[1213] BGH v. 19.5.1981 – VI ZR 108/79 – DAR 1982, 156 = MDR 1982, 569 = NJW 1982, 757 = r+s 1982, 127 = VersR 1982, 238 = VRS 63, 401 = zfs 1982, 136, BGH v. 13.1.1970 – VI ZR 124/68 – DVBl 1970, 356 = JVBl 1970, 134 = MDR 1970, 315 = VersR 1970, 1034 = ZBR 1970, 130, BGH v. 23.2. 1965 – VI ZR 30/64 – VersR 1965, 563, 564 (unter ausdrücklicher Aufgabe seiner früheren Rechtsprechung), BGH v. 16.5.1961 – VI ZR 126/60 – NJW 1961, 1358 = ZBR 1961, 214; KG v. 21.11.1991 – 12 U 5939/90 – NZV 1992, 236 (Kongruenz mit Massagen und orthopädischen Schuhwerk), OLG Brandenburg v. 3.11.2005 – 12 U 74/05 –. Siehe auch BGH v. 30.6.1970 – VI ZR 5/69 – BB 1970, 1012 = BG 1971, 113 = DB 1970, 1683 = MDR 1970, 1000 = NJW 1970, 1685 = VersR 1970, 899 (Kostenzuschuss zum Auto ist nicht kongruent zur BG-Verletztenrente). Anders noch BGH v. 26.9.1961 – VI ZR 240/60 – VersR 1961, 1019, aufgegeben mit BGH v. 23.2.1965 – VI ZR 30/64 – MDR 1965, 568 = NJW 1965, 914 = VersR 1965, 563.
[1214] KG v. 15.5.2000 – 12 U 3645/98 – DAR 2002, 211 (nur Ls.) = NVwZ-RR 2002, 450 = NZV 2002, 172 = VerkMitt 2002, Nr. 45 = VersR 2002, 1429 (BGH hat Revision nicht angenommen, Beschl. v. 4.12.2001 – VI ZR 282/00 –).
[1215] BGH, Beschl. v. 4.12.2001 – VI ZR 282/00 –.
[1216] BGH v. 17.11.2009 – VI ZR 58/08 – DAR 2010, 195 = jurisPR-VerkR 2/2010 Anm. 2 (Anm. Jahnke) = MDR 2010, 207 = NJW 2010, 927 = NZV 2010, 189 = r+s 2010, 81 = SP 2010, 73 = VersR 2010, 270 (Anm. Looschelders) = VRS 118, 137 = zfs 2010, 199, Anm.: BGH v. 17.11.2009 – VI ZR 64/08 – DAR 2010, 80 = jurisPR-VerkR 2/2010 Anm. 2 (Anm. Nugel) = MDR 2010, 320 = NJW 2010, 192 = NJW-Spezial 2010, 42 = NZV 2010, 192 = r+s 2010, 76 = SP 2010, 63 = VersR 2010, 268 = VRS 118, 133 betrifft den Direktanspruch des Polizeibeamten, die zu § 35 BeamtVG sich verhaltende Entscheidung (BGH v. 17.11.2009 – VI ZR 58/08 –) den Regressanspruch des beamtenrechtlichen Dienstherrn; OLG Koblenz v. 30.7.2012 – 12 U 1089/10 – SP 2013, 217 (Der nach § 35 BeamtVG vorgesehene pauschal zu gewährende Unfallausgleich dient der Deckung vermehrter Bedürfnisse und bezweckt nicht den Ausgleich möglicher Erwerbsschäden).
[1217] BVerwG v. 10.10.1962 – VI C 180.60 – BVerwGE 15, 51.

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