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Für einige Rechtsgeschäfte und einseitige Erklärungen lässt der Gesetzgeber eine rechtsgeschäftliche Vertretung nicht zu, sondern fordert zwingend eine gesetzliche Vertretung, mithin bei volljährigen Personen einen Betreuer. Eine rechtsgeschäftliche Vertretung ist immer dann möglich, wenn das Gesetz weder die Höchstpersönlichkeit noch die gesetzliche Vertretung angeordnet hat.[17] Folgende Konstellationen sind zu nennen:[18]

Adoption, Antrag (§ 1768 Abs. 2 BGB; auch für den Antrag auf Aufhebung, § 1762 Abs. 1 S. 2 Alt. 2 und S. 3 BGB); Einwilligung für geschäftsunfähiges oder noch nicht 14-jähriges Kind zu seiner Adoption (§ 1746 Abs. 1 S. 2 und S. 3 Hs. 2 BGB)
Anfechtung des Erbvertrages als Erblasser[19] (§ 2282 Abs. 1 BGB: "nicht durch einen Vertreter", betreuungsgerichtliche Genehmigung nach § 1851 Nr. 4 BGB (§ 2282 Abs. 2 Hs. 2 BGB a.F.) erforderlich); Gleiches gilt für wechselbezügliche Verfügungen in einem gemeinschaftlichen Testament (§ 2281 BGB analog)
Beistandschaft – durch das Jugendamt – für ein Kind durch Antrag der werdenden Mutter (§ 1713 Abs. 2 S. 3 BGB)
Erbverzicht,[20] Abschluss eines Vertrages über einen Erbverzicht (§ 2346 Abs. 1 BGB), Zuwendungsverzicht (§ 2352 BGB) und/oder Pflichtteilsverzicht (§ 2346 Abs. 2 BGB) sowie dessen Aufhebung (§ 2351 BGB)[21] für den Erblasser (§ 2347 S. 2 BGB, betreuungsgerichtliche Genehmigung erforderlich nach § 1851 Nr. 9 BGB (§ 2347 Abs. 2 S. 2 BGB a.F.). Gem. § 2347 S. 2 BGB ist eine gesetzliche Vertretung nur bei einem geschäftsunfähigen Erblasser zulässig. Steht die Geschäftsunfähigkeit nicht zweifelsohne fest, sollten den Verzicht der Erblasser höchstpersönlich und sein Betreuer abgeben.[22] Abgrenzung: Die Vertretung des Verzichtenden ist formlos möglich (§ 167 Abs. 2 BGB)[23]
Hoferklärung, Abgabe für den testierunfähigen Hofeigentümer (§ 1 HöfeO)[24]
Kirchenaustritt, Unterschiede je nach Bundesland[25]
klinische Studien, Einwilligung in (§ 40b AMG, Inkrafttreten am 27.1.2022)[26]
Namensänderung (§ 2 Abs. 1 NamensänderungsgesetzNamÄndG)[27]
Vaterschaft, Anerkennung der und hierzu die Zustimmung der Mutter (§ 1596 Abs. 1 S. 3, 4 BGB; betreuungsgerichtliche Genehmigung erforderlich nach § 1596 Abs. 1 BGB); Gleiches gilt für die Anfechtung der Vaterschaft (§ 1600a Abs. 1, Abs. 2 S. 3 BGB).
[17] Zimmer, ZEV 2021, 295.
[18] Hierzu sehr detailliert Kurze/Kurze, VorsorgeR, § 164 Rn 27 ff.
[19] Zimmer, ZEV 2021, 295.
[20] Zimmer, ZEV 2021, 295.
[21] § 2351 BGB analog für den Zuwendungsverzicht, BGH, Urt. v. 20.2.2008 – IV ZR 32/06, ZErb 2008, 162 = ZEV 2008, 237.
[22] MüKo-BGB/Wegerhoff, § 2347 Rn 10; vgl. OLG Düsseldorf, Urt. v. 6.7.2001 – 7 U 205/00, NJW-RR 2002, 584.
[23] MüKo-BGB/Wegerhoff, § 2347 Rn 3.
[24] Zimmermann/Sticherling, Erbrechtliche Nebengesetze, 2. Aufl. 2017, § 1 HöfeO Rn 16.
[25] www.bundesanzeiger-verlag.de/betreuung/wiki/Kirchenaustritt.
[26] BGBl I 2016, 3048.
[27] Kurze/Kurze, VorsorgeR, § 164 Rn 36 (Namensänderung).

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