Rz. 108
Soweit der Mandant Vorschüsse geleistet oder Zahlungen erbracht hat für anwaltliche Tätigkeiten, für die der Anwalt später beigeordnet wird, sind diese Zahlungen auf die aus der Staatskasse zu zahlende Vergütung anzurechnen. Verrechnet wird allerdings zunächst auf denjenigen Teil der Wahlanwaltsvergütung, für den ein Anspruch gegen die Staatskasse nicht oder nur unter den Voraussetzungen des § 50 RVG besteht (§ 58 Abs. 2 RVG). Gleiches gilt für nachträgliche Zahlungen.
Beispiel 47: Anrechnung eines Vorschusses, Zahlung übersteigt Differenz nicht
Der Anwalt ist in einem Rechtsstreit über 10.000,00 EUR beigeordnet worden und hatte zuvor von der Partei einen Vorschuss in Höhe von 500,00 EUR erhalten.
Der Vorschuss ist nach § 58 Abs. 2 RVG zunächst auf die nicht gedeckte Wahlanwaltsvergütung anzurechnen. Nur der danach verbleibende Restbetrag ist auf die aus der Landeskasse zu zahlende Vergütung anzurechnen.
Die Wahlanwaltsvergütung berechnet sich nach den Beträgen des § 13 RVG wie folgt:
1. | 1,3-Verfahrensgebühr, Nr. 3100 VV, § 13 RVG | 798,20 EUR | |
(Wert: 10.000,00 EUR) | |||
2. | 1,2-Terminsgebühr, Nr. 3104 VV, § 13 RVG | 736,80 EUR | |
(Wert: 10.000,00 EUR) | |||
3. | Postentgeltpauschale, Nr. 7002 VV | 20,00 EUR | |
Zwischensumme | 1.555,00 EUR | ||
4. | 19 % Umsatzsteuer, Nr. 7008 VV | 295,45 EUR | |
Gesamt | 1.850,45 EUR |
Die PKH-Vergütung berechnet sich nach den Beträgen des § 49 RVG wie folgt:
1. | 1,3-Verfahrensgebühr, Nr. 3100 VV, § 49 RVG | 440,70 EUR | |
(Wert: 10.000,00 EUR) | |||
2. | 1,2-Terminsgebühr, Nr. 3104 VV, § 49 RVG | 406,80 EUR | |
(Wert: 10.000,00 EUR) | |||
3. | Postentgeltpauschale, Nr. 7002 VV | 20,00 EUR | |
Zwischensumme | 867,50 EUR | ||
4. | 19 % Umsatzsteuer, Nr. 7008 VV | 164,83 EUR | |
Gesamt | 1.032,33 EUR |
Die nicht gedeckte Wahlanwaltsvergütung beläuft sich somit auf (1.850,45 EUR – 1.032,33 EUR =) 818,12 EUR. Darauf wird der Vorschuss verrechnet, sodass auf die PKH-Vergütung nichts anzurechnen ist.
1. | 1,3-Verfahrensgebühr, Nr. 3100 VV, § 49 RVG | 440,70 EUR | |
(Wert: 10.000,00 EUR) | |||
2. | 1,2-Terminsgebühr, Nr. 3104 VV, § 49 RVG | 406,80 EUR | |
(Wert: 10.000,00 EUR) | |||
3. | Postentgeltpauschale, Nr. 7002 VV | 20,00 EUR | |
4. | Vorschuss | – 500,00 EUR | |
davon anrechnungsfrei (1.850,45 EUR – 1.032,33 EUR =) | 818,12 EUR | ||
0,00 EUR | |||
Zwischensumme | 867,50 EUR | ||
5. | 19 % Umsatzsteuer, Nr. 7008 VV | 164,83 EUR | |
Gesamt | 1.032,33 EUR |
Rz. 109
Beispiel 48: Anrechnung eines Vorschusses, Zahlung übersteigt Differenz
Wie vorangegangenes Beispiel 47; die Partei hatte einen Vorschuss in Höhe von 1.000,00 EUR gezahlt.
Jetzt hat der Anwalt mehr als die nicht gedeckte Wahlanwaltsvergütung in Höhe von 818,12 EUR erhalten. Darauf wird der Vorschuss zunächst verrechnet. Es verbleiben dann noch 181,88 EUR, die anzurechnen sind.
1. | 1,3-Verfahrensgebühr, Nr. 3100 VV, § 49 RVG | 440,70 EUR | |
(Wert: 10.000,00 EUR) | |||
2. | 1,2-Terminsgebühr, Nr. 3104 VV, § 49 RVG | 406,80 EUR | |
(Wert: 10.000,00 EUR) | |||
3. | Postentgeltpauschale, Nr. 7002 VV | 20,00 EUR | |
4. | Vorschuss | – 1.000,00 EUR | |
davon anrechnungsfrei (1.850,45 EUR – 1.032,33 EUR =) | 818,12 EUR | ||
– 181,88 EUR | |||
Zwischensumme | 685,62 EUR | ||
5. | 19 % Umsatzsteuer, Nr. 7008 VV | 130,27 EUR | |
Gesamt | 815,89 EUR |
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