Rz. 148

 

Hinweis

Siehe hierzu auch später (vgl. Rn 164 ff.).

 

Rz. 149

Der Grundsatz, dass für mittelbare Schäden außerhalb der §§ 844, 845 BGB deliktisch nicht ­gehaftet wird, gilt nur für Vermögensschäden, die aus der Verletzung eines Rechtsgutes des Primärgeschädigten bei Dritten hervorgehen. Der Grundsatz gilt aber nicht, wenn der Geschädigte einen Schaden erleidet, der in der Verletzung eines eigenen Rechtsgutes i.S.v. § 823 I BGB besteht und für den der Schädiger im Rahmen des Zurechnungszusammenhanges zu haften hat.[198]

 

Rz. 150

Es können Geschädigte, die auf den ersten Blick nur mittelbar betroffen erscheinen, durchaus aufgrund von Erweiterungen schadenersatzrechtlicher Anspruchsgrundlagen unmittelbare Ersatzgläubiger sein,[199] so der Nasciturus (siehe dazu Rn 77 ff.)[200] und der Schockgeschädigte (siehe dazu Rn 66).

 

Rz. 151

Auch Retter können in den geschützten Personenkreis einbezogen sein, unterliegen aber besonderen Zurechnungsüberlegungen (vor allem dann, wenn sich eine Gefahr verwirklicht, die ihrem Berufsrisiko – z.B. Feuerwehr, Polizei, Sanitäter – zuzuordnen ist).[201]

 

Rz. 152

Gewaltopfern, aber auch deren Hinterbliebenen, stehen Entschädigungsansprüche nach dem Opferentschädigungsrecht (OEG) zu.

[198] BGH v. 14.6.2005 – VI ZR 179/04 – ArztR 2006, 233 = BGHReport 2005, 1318 = BGHZ 163, 209 = FamRZ 2005, 1738 = GesR 2005, 403 = JR 2006, 113 (Anm. Schlund) = MDR 2005, 1347 = NJW 2005, 2614 = r+s 2005, 527 = VersR 2005, 1238 = zfs 2006, 141 (Anm. Diehl) (Vorinstanz OLG Koblenz v. 7.6.2004 – 13 U 1527/01 – GesR 2004, 330 [nur Ls.] = OLGR 2004, 505) (HIV-Infektion des Partners und späteren Ehegatten eines mit Blutkonserve versorgten Unfallopfers).
[199] OLG Celle v. 28.4.2005 – 9 U 242/04 – VersR 2006, 1376 (BGH hat Revision nicht angenommen, Beschl. v. 16.5.2006 – VI ZR 108/05 –).
[200] BGH v. 11.1.1972 – VI ZR 46/71 – BGHZ 58, 48 = DB 1972, 433 = FamRZ 1972, 202 (Anm. Pachler FamRZ 1972, 189) = JR 1972, 242 (Anm. Schlund JR 1985, 462) = JuS 1972, 535 = JZ 1972, 363 (Anm. Stoll) = MDR 1972, 406 = NJW 1972, 1126 = VersR 1972, 372; im Ausnahmefall stehen auch einem zum Handlungszeitpunkt noch nicht einmal Gezeugten Ansprüche zu: BGH v. 20.12.1952 – II ZR 141/51 – BGHZ 8, 243 = JZ 1953, 307 (Anm. Schlund JR 1985, 462) = MDR 1953, 219 = NJW 1953, 417 = VersR 1953, 86 (Angeborene Krankheit – Lues – durch Infektion der Kindesmutter im Krankenhaus noch vor Zeugung des Kindes).
[201] BGH v. 22.5.2007 – VI ZR 17/06 – DAR 2007, 515 = MDR 2007, 1015 = NJW 2007, 2764 (Anm. Elsner) = NJW-Spezial 2007, 352 = NZV 2007, 510 = r+s 2007, 388 = SP 2007, 248, 317 = VersR 2007, 1093 = zfs 2007, 626 (Anm. Diehl) (Es spielt keine entscheidende Rolle, ob es sich bei den Geschädigten um Polizeibeamte oder andere Personen handelt, die zufällig das Unfallgeschehen miterleben. In beiden Fällen ist eine Schädigung, die aus der bloßen Anwesenheit bei einem schrecklichen Ereignis herrührt, dem allgemeinen Lebensrisiko zuzurechnen); BGH v. 6.6.1989 – VI ZR 241/88 – BGHZ 107, 359 = DAR 1989, 291 = JR 1990, 112 (Anm. Dunz) = JuS 1990, 143 (Anm. Emmerich, weitere Anm. Lipp JuS 1991, 809) = JZ 1989, 1069 (Anm. Bar) = MDR 1989, 899 = NJW 1989, 2616 (Anm. Börgers NJW 1990, 2535) = NJW-RR 1989, 1299 (nur Ls.) = NZV 1989, 391 = r+s 1989, 283 (nur Ls.) = VersR 1989, 923 = VRS 77, 248 = zfs 1989, 335 (Konkret kein haftungsrechtlicher Zusammenhang zwischen Schlaganfall und Verkehrsverstoß bzw. Betriebsgefahr); OLG Celle v. 28.4.2005 – 9 U 242/04 – VersR 2006, 1376 (BGH hat Revision nicht angenommen, Beschl. v. 16.5.2006 – VI ZR 108/05 –); Burmann/Heß/Jahnke/Janker-Jahnke, vor§ 249 BGB Rn 31, 59.

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