Rz. 84

Grds. kann die Geschwindigkeitsmessung durch Nachfahren auch zur Nachtzeit oder bei Dunkelheit durchgeführt werden (s. schon OLG Düsseldorf, DAR 1984, 326; OLG Hamm, VM 1993, 67; DAR 1998, 75; zfs 1998, 193 = VRS 94, 467; zfs 1999, 84; aus neuerer Zeit u.a. OLG Hamm, DAR 2017, 389 = VA 2017, 103 m.w.N.). Dann muss das amtsgerichtliche Urteil über die "normalen" tatsächlichen Feststellungen bei einer Geschwindigkeitsmessung durch Nachfahren (dazu Rdn 79 ff.) hinaus jedoch zusätzliche Feststellungen enthalten (BayObLG, DAR 2000, 320; OLG Düsseldorf DAR 1984, 326; VA 2014, 47 = VRR 2014, 191 = DAR 2014, 335; OLG Hamm, DAR 2006, 31 = NZV 2006, 108; VA 2007, 73 = NJW 2007, 1298 = NZV 2007, 257; DAR 2017, 389 = VA 2017, 103; s. aber auch OLG Hamm, VRS 112, 40; OLG Jena, VRR 2006, 351, OLG Zweibrücken, DAR 2002, 182, jew. m.w.N.; vgl. Burhoff/Burhoff, OWi, Rn 2358 ff. m.w.N.; Krumm, DAR 2022, 404, 407 ff.).

 

Rz. 85

Dem Urteil muss dann nämlich auch noch zu entnehmen sein (s.u.a. KG, zfs 2018, 51 = VRS 132, 27; OLG Düsseldorf VA 2014, 47 = VRR 2014, 191 = DAR 2014, 335; OLG Hamm, VA 2007, 73 = NJW 2007, 1298 = NZV 2007, 257; VRR 2012, 36 = VA 2011, 208; DAR 2017, 389 = VA 2017, 103; OLG Oldenburg, VRR 2013, 35; vgl. aber auch OLG Hamm, VRS 112, 40), wie die Beleuchtungsverhältnisse waren (KG, zfs 2018, 51 = VRS 132, 27; OLG Hamm, DAR 2017, 389 = VA 2017, 103; VA 2018, 66 = NStZ-RR 2018, 90 [Ls.]) und

wie bei den zur Nachtzeit/bei Dunkelheit regelmäßig schlechteren Sichtverhältnissen der gleich bleibende Abstand zu dem vorausfahrenden Fahrzeug festgestellt worden ist, was tatrichterliche Aufgabe ist (KG, VA 2015, 48 = DAR 2015, 99; OLG Celle, NZV 2004, 419 = DAR 2005, 163; OLG Hamm, VA 2018, 66 = NStZ-RR 2018, 90 [Ls.]; OLG Oldenburg, Beschl. v. 20.3.2019 – 2 Ss (OWi) 70/19, DV 2019, 111; vgl. aber OLG Düsseldorf, VRR 2008, 111 m. Anm. Krumm),
kurz: Welche Bezugspunkte für die Abstandsmessung benutzt worden sind (ständige Rechtsprechung der Obergerichte, vgl. u.a. OLG Hamm, VA 2007, 73 = NJW 2007, 1298 = NZV 2007, 257; VRR 2012, 36 = VA 2011, 208; VA 2018, 66 = NStZ-RR 2018, 90 [Ls.]; dazu auch OLG Frankfurt am Main, NStZ-RR 2002, 19).
 

Hinweis

Hieran fehlt es in den tatrichterlichen Urteilen häufig, wenn nicht mitgeteilt wird, wie die Beleuchtungsverhältnisse waren und ob und warum daher der Abstand zum vorausfahrenden Pkw des Betroffenen sicher geschätzt werden konnte (zur Schätzung auch OLG Celle, NZV 2004, 419 = DAR 2005, 163; OLG Frankfurt am Main, NStZ-RR 2002, 19).

Je kürzer die Messstrecke ist, umso genauer sind die Umstände der Messung darzustellen (OLG Hamm, DAR 2017, 389 = VA 2017, 103).

 

Rz. 86

Mangelnde Feststellungen in diesem Bereich führen aber nicht automatisch zur Aufhebung, solange diese Feststellungen aufgrund des Gesamtzusammenhangs der Urteilsgründe aus sonstigen Umständen getroffen werden können. Insoweit sind auch noch als ausreichend angesehen worden (OLG Düsseldorf, VRR 2008, 111; OLG Hamm, VRS 112, 40; vgl. a. OLG Hamm, DAR 2017, 389 = VA 2017, 103):

starker Verkehr auf der Autobahn, da dann eine gewisse "Grundhelligkeit" gegeben ist (grundlegend OLG Hamm, VRS 93, 380; DAR 1997, 285 = VRS 93, 372; vgl. aber OLG Düsseldorf, VRR 2008, 111),
die "Grundhelligkeit" infolge noch angeschalteter Lichtzeichenanlagen bei innerörtlichen Messungen (OLG Jena, VRS 111, 195),
und zwar erst recht dann, wenn im Urteil mitgeteilt wird, dass das Kennzeichen ­eindeutig identifizierbar war (OLG Hamm, VRS 93, 380; DAR 1997, 285 = VRS 93, 372),
das gemessene Fahrzeug sich ständig im Lichtkegel des folgenden Polizeifahrzeuges befand (OLG Celle, VA 2013, 100 = NZV 2013, 307 = VRS 124, 336).
Es muss allerdings zur Beantwortung der Frage, weshalb der Abstand sicher geschätzt werden konnte, im Urteil irgendein Anhaltspunkt vorhanden sein (OLG Hamm, VRS 94, 467 = zfs 1998, 193), wobei auch die Länge des Verfolgungsabstands von Bedeutung ist. Je länger der Verfolgungsabstand ist, desto mehr muss das amtsgerichtliche Urteil an Feststellungen enthalten, sodass – bei einem Abstand von 150 m – die alleinige Feststellung, die Polizeibeamten hätten sich bei der Abstandsfeststellung bzw. -schätzung an den – in diesem Zusammenhang häufig herangezogenen – Leitpfosten bzw. Nebenpfählen, die in einem Abstand von 50 m aufgestellt sind, orientiert, nicht ausreicht (OLG Hamm, VRS 94, 467 = zfs 1998, 193). Denn so weit reicht, wie man selbst leicht auf der Autobahn feststellen kann, das Licht der Scheinwerfer nicht (OLG Celle, NZV 2004, 419 = DAR 2005, 163). Das alles gilt natürlich erst recht, wenn die Geschwindigkeitsmessung durch Nachfahren zur Nachtzeit auch noch bei Nebel durchgeführt wurde (OLG Hamm, zfs 1999, 84).
Als nicht ausreichend ist bei einem Verfolgungsabstand von 150 m angesehen worden der Hinweis darauf, dass erfahrungsgemäß an den vorhandenen Leitpfosten Reflektoren angebracht sind, die bei Dunkelheit von den Scheinwerfern der passierenden Fahrzeuge angestrahlt würden, woraus dann abgeleitet wird, dass die S...

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