Rz. 87

 

Hinweis

Siehe auch § 2 Rdn 965 ff., Rdn 107 ff.

 

Rz. 88

Nicht selten wird übersehen, die Rentenansprüche im Urteil zeitlich zu begrenzen. Die Notwendigkeit einer solchen Begrenzung hat der BGH[98] mehrfach betont.

 

Rz. 89

Bei einem Rentenurteil (gleiches gilt für eine außergerichtliche Verständigung) ist darauf zu achten, dass ein Endzeitpunkt für die Rentenzahlung (wenn schon nicht dem Urteilstenor, dann wenigstens den Urteilsgründen entnehmbar) aufgenommen ist. In einem Urteil ist für die Rente eine zeitliche Grenze auf einen bestimmten Kalendertag festzusetzen.[99] Ist in einem Feststellungsurteil die zeitliche Begrenzung unterblieben, kann dieses manchmal durch eine Abänderungsklage auch noch zu einem späteren Zeitpunkt repariert werden.[100]

 

Rz. 90

Die Grenze kann (z.B. bei lebenslang anhaltenden vermehrten Bedürfnissen oder bei Schmerzensgeld­rente) auch darin bestehen, dem Kläger die Rente "bis zu seinem Tode" zuzusprechen.

 

Rz. 91

Der Anspruch eines abhängig Beschäftigten ist auf die voraussichtliche Lebensarbeitszeit zu begrenzen.[101] Bei Ansprüchen wegen entzogenen Unterhalts oder wegen Verdienstausfalls ist die Geldrente allenfalls bis zum voraussichtlichen Ausscheiden des Unfallverletzten bzw. Getöteten aus dem Erwerbsleben zu befristen[102] und darüber hinaus nur durch Feststellungsurteil zu sichern.

 

Rz. 92

Ein Vergleich zum Erwerbsschadenersatz kann, wenn der Vergleich keine Altersgrenze beinhaltet, seine Geschäftsgrundlage spätestens mit dem 65. Lebensjahr verlieren, wenn die Parteien bei Vergleichsschluss davon ausgingen, dass der damals Arbeitslose nach unterstellter Beendigung der Arbeitslosigkeit als Nicht-Selbstständiger tätig geworden wäre.[103] Eine zur Abänderung berechtigende Situation ist auch der Übergang vom Erwerbserleben in die Verrentung; mit der Wandlung vom Arbeitseinkommen zum Pensions-/Renteneinkommen verändert sich der Erwerbsschadensanspruch, u.U. sogar auf Null.[104]

[98] BGH v. 5.10.2010 – VI ZR 186/08 – FamRZ 2010, 1977 (nur Ls.) = GesR 2010, 685 = MDR 2010, 1381 = NJW 2011, 1148 (Anm. Schiemann) = NJW-Spezial 2010, 715 = NZV 2011, 79 = r+s 2010, 528 = SP 2010, 429 = SVR 2011, 64 = VersR 2010, 1607 = VRS 120, 143 = zfs 2011, 79.
[99] BGH v. 27.1.2004 – VI ZR 342/02 – DAR 2004, 346 = FamRZ 2004, 777 = IVH 2004, 117 (nur Ls.) = MDR 2004, 810 (nur Ls.) = NJW-RR 2004, 821 = NZV 2004, 291 = r+s 2004, 342 = SP 2004, 190 = SVR 2004, 339 (Anm. Luckey) = VersR 2004, 653 = VRS 106, 413 = zfs 2004, 260; RG v. 20.4.1931 – 492/30 VI – JW 1932, 787. Jahnke, Der Verdienstausfall im Schadenersatzrecht, 4. Aufl. 2015, § 13 Rn 21.
[100] LG Aurich v. 28.11.2008 – 5 O 938/08 – (Schadenersatzpflichtiger war zur Zahlung einer Verdienstausfallrente ohne zeitliche Begrenzung verurteilt worden. Der von ihm erhobenen Abänderungsklage steht § 323 Abs. 2 ZPO nicht entgegen, da maßgeblich der Zeitpunkt der Entstehung der Abänderungstatsache [tatsächlicher Bezug der Regelaltersrente mit dem 65. Geburtstag des Verletzten] ist. Die Voraussehbarkeit der später eintretenden Abänderungstatsachen schließt eine Abänderungsklage nicht aus [vgl. BGH NJW 1992, 364]).
[101] BGH v. 5.10.2010 – VI ZR 186/08 – FamRZ 2010, 1977 (nur Ls.) = GesR 2010, 685 = MDR 2010, 1381 = NJW-Spezial 2010, 715 = r+s 2010, 528 = VersR 2010, 1607; BGH v. 27.1.2004 – VI ZR 342/02 – DAR 2004, 346 = FamRZ 2004, 777 = IVH 2004, 117 = MDR 2004, 810 (nur Ls.) = NJW-RR 2004, 821 = NZV 2004, 291 = r+s 2004, 342 = SP 2004, 190 = VersR 2004, 653 = VRS 106, 413 = zfs 2004, 260; BGH v. 26.9.1995 – VI ZR 245/94 – NJW 1995, 3313 = r+s 1995, 458 = SP 1995, 398 = VersR 1995, 1447 = zfs 1995, 451; BGH v. 27.6.1995 – VI ZR 165/94 – MDR 1995, 1218 = NJW-RR 1995, 1272 = r+s 1995, 383 (mit bemerkenswert – zu Recht – kritischer Anm. Lemcke) = SP 1995, 366 = VersR 1995, 1321 = zfs 1995, 369.
[102] BGH v. 27.1.2004 – VI ZR 342/02 – DAR 2004, 346 = FamRZ 2004, 777 = IVH 2004, 117 (nur Ls.) = MDR 2004, 810 (nur Ls.) = NJW-RR 2004, 821 = NZV 2004, 291 = r+s 2004, 342 = SP 2004, 190 = SVR 2004, 339 (Anm. Luckey) = VersR 2004, 653 = VRS 106, 413 = zfs 2004, 260.
[103] OLG Karlsruhe v. 19.4.2001 – 19 U 201/00 – r+s 2002, 329 = VersR 2002, 1113. Siehe auch BGH v. 27.1.2004 – VI ZR 342/02 – DAR 2004, 346 = FamRZ 2004, 777 = IVH 2004, 117 = MDR 2004, 810 (nur Ls.) = NJW-RR 2004, 821 = NZV 2004, 291 = r+s 2004, 342 = SP 2004, 190 = VersR 2004, 653 = VRS 106, 413 = zfs 2004, 260 (Für die Höhe der Unterhaltsrente aus § 844 Abs. 2 BGB ist das fiktive Nettoeinkommen des Getöteten nur bis zu seinem voraussichtlichen Ausscheiden aus dem Erwerbsleben maßgeblich; derzeit ist dies bei einem nicht selbstständig Tätigen grundsätzlich die Vollendung des 65. Lebensjahres).
[104] Siehe auch BGH v. 20.12.2016 – VI ZR 664/15 – jurisPR-VerkR 9/2017 Anm. 2 (Anm. Jahnke) = MDR 2017, 394 = NZS 2017, 302 (Anm. Wenning) = r+s 2017, 166.

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