Rz. 584

§ 11 Abs. 1 UrhDaG regelt im Hinblick auf nutzergenerierte Inhalte, die beim Hochladen automatisiert blockiert werden und die nicht schon unter die geringfügige Nutzung (§ 10 UrhDaG) fallen, die Kennzeichnung als erlaubte Nutzung[778] und setzt Art. 17 Abs. 7 DSM-RL um. Bei diesem "Flagging" ist Folgendes zu beachten:

Der Diensteanbieter hat

den Nutzer sofort über das Sperrverlangen des Rechtsinhabers zu informieren (Nr. 1),
den Nutzer zugleich mit der Information nach Nr. 1 auf die Erforderlichkeit einer gesetzlichen Erlaubnis nach § 5 UrhDaG für eine öffentliche Wiedergabe hinzuweisen (Nr. 2), und
es dem Nutzer sofort zu ermöglichen, die Nutzung als nach § 5 UrhDaG gesetzlich erlaubt zu kennzeichnen (Nr. 3).

Diese Pflichten bestehen nur, soweit der Diensteanbieter automatisierte Verfahren zur Umsetzung seiner Pflichten aus den §§ 7 und 8 UrhDaG einsetzt, was einen "Pre-Check" des Uploads ermöglicht.

 

Rz. 585

 

Hinweis

Im Gegensatz zum Referentenentwurf ist nunmehr keine vertragliche Erlaubnis mehr gesetzlich vorgesehen, was sich aufgrund des besonderen automatisierten Verfahrens erklärt. Gleichwohl kann sich der Nutzer auch auf eine vertragliche Erlaubnis, etwa aufgrund einer bereits erteilten Lizenz berufen, die dann aber erst im Beschwerdeverfahren (§ 14 UrhDaG) überprüft werden kann. Bei Lizenzierung geschützter Inhalte – etwa musikalische Inhalte bei YouTube – besteht jedenfalls kein Anspruch auf Blockierung dieser Inhalte.[779]

 

Rz. 586

Sollen Inhalte erst nach dem Hochladen automatisiert blockiert werden, bleiben diese jedenfalls 48 Stunden auch ohne Kennzeichnung mutmaßlich erlaubt (Post-Flagging, § 11 Abs. 2 UrhDaG).[780] Nach Ablauf dieser Frist verbleibt dem Nutzer die Möglichkeit, seine Nutzung als gesetzlich erlaubt zu kennzeichnen oder im Wege der Beschwerde nach § 14 UrhDaG gegen eine Blockierung – etwa aufgrund bestehender Lizenz – vorzugehen.

[778] Eine nachträgliche Kontrolle im Beschwerdeverfahren (§ 9 Abs. 3 UrhDaG) ist möglich. Davon unberührt bleibt das Recht, den Inhalt zu blockieren, weil er gegen andere gesetzliche Vorschriften verstößt, insbesondere bei strafbaren Inhalten; siehe BT-Drucks 19/27426, 141.
[779] BT-Drucks 19/27426, 141.
[780] Vgl. Metzger/Pravemann, ZUM 2021, 288, 297.

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